Während der Corona-Pandemie haben zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer das Biken entdeckt. Spürbar war das etwa auf dem Hügelzug Höhronen zwischen dem Zürichsee und dem Sihlsee im Kanton Schwyz. Hier kurvten plötzlich besonders viele Sportbegeisterte durch den Wald – gerne auch abseits der offiziellen Routen.
Die Bikerinnen und Biker bauten eigene, illegale Wege und sägten sogar kleine Bäume um. «Dieser Zustand war nicht mehr tragbar für Flora und Fauna», sagt der zuständige Förster Pirmin Schuler. So etwa für das stark bedrohte Auerhuhn, das in diesem Gebiet lebt.
«Sehr überrascht, wie gut es angelaufen ist»
Trotz allem Ärger entschieden sich Schuler und der Wildhüter, auf die andere Seite zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Auf einen entsprechenden Aufruf in der Lokalzeitung meldeten sich zahlreiche Bikerinnen und Biker. An einem runden Tisch tauschten sich Förster, Wildhüter und Jäger mit den Bikerinnen und Bikern aus. Gemeinsam beschlossen sie, sich auf vier legale Biketrails zu einigen. Weitere illegal erstellte Wege wurden gesperrt.
Ein pragmatischer Ansatz, der Früchte trägt: «Kompliment und Danke schön an die Biker! Wir sind sehr überrascht, wie gut es angelaufen ist», meint Förster Schuler gut eineinhalb Jahre nach dem Start.
Gebiet ist ideales Forschungslabor
Auch die Wissenschaft wurde auf das Schwyzer Experiment aufmerksam. Martin Wyttenbach, Leiter der Forschungsgruppe Umweltplanung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), begleitet den Versuch seit einem Jahr: «Der Höhronen ist für uns ein spannendes Labor, um das Thema zu erforschen.» Das Gebiet in Schwyz sei verhältnismässig klein und räumlich gut abgegrenzt, deshalb eigne es sich für eine Untersuchung. Zudem lasse es sich gut mit anderen Naherholungsgebieten in der Schweiz vergleichen.
Wyttenbach und sein Team haben dazu Messgeräte im Wald installiert. Diese registrieren, wo die Bikes unterwegs sind. Auch werten die Wissenschaftler GPS-Daten von Sport-Apps wie «Strava» aus. Zudem führen sie Umfragen bei den Sportlerinnen und Sportlern durch. Die erste Zwischenbilanz ist positiv: Die gesperrten Trails werden nur noch selten genutzt, und es entstehen weniger neue illegale Wege.
«Mit einem guten offiziellen Angebot können wir die Bikerinnen und Biker lenken», sagt Martin Wyttenbach. Einzig im Winter seien ganz allgemein noch zu viele Menschen unterwegs in den Wäldern des Höhronen. Die Winterruhe werde zu wenig akzeptiert. Auch hier sollen die Untersuchungen helfen.
Vorzeigebeispiel für andere Kantone
Vor ähnlichen Problemen wie beim Höhronen in Schwyz stehen auch andere Regionen. Die Situation sehe überall etwas anders aus – manchmal stünden touristische Interessen im Vordergrund oder jene von Anwohnenden. Doch immer gehe es darum, verschiedene Freizeitnutzungen zu koordinieren, erklärt Martin Wyttenbach. Ein ähnliches Projekt laufe deshalb bereits im Aargau, und auch aus weiteren Kantonen gebe es Anfragen.
Das Projekt in Schwyz wird noch zwei weitere Jahre untersucht. Doch bereits jetzt sind sich der Wissenschaftler und der Förster einig: Die Idee vom Höhronen ist ein Erfolg.