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Schiessen als Sport, Training oder Freizeitvergnügen mit Pistole und Maschinengewehr: Zu Besuch in einer Shooting-Range
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 17.01.2022. Bild: Imago
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Waffenboom in der Schweiz Die Schützen wandern in die Keller ab

In der Schweiz werden trotz schärferer Gesetze mehr Waffen verkauft. Grund ist der Boom sogenannter «Shooting Ranges».

2019 hat das Schweizer Stimmvolk eine Verschärfung des Waffengesetzes angenommen. Seither braucht es für den Besitz gewisser halbautomatischer Waffen eine Ausnahmegenehmigung. Das hält Schweizerinnen und Schweizer aber nicht davon ab, sich immer mehr neue Waffen zu kaufen.

Das Schützenhaus ist out, der Schiesskeller in

Rund zwei bis drei Millionen Schusswaffen sind je nach Schätzung in der Schweiz bereits im Umlauf. Allein im Jahr 2020 haben Gemeinden und Kantone gemäss «Beobachter» knapp 27'000 Bewilligungen für Waffenerwerbsscheine ausgestellt, trotz Corona-Pandemie. 2015 waren es noch 25'000. Den insgesamt steigenden Trend bestätigt auf Anfrage auch der zuständige Experte bei der Kantonspolizei Aargau. Grund dafür sei der Boom neuer Schiesskeller.

Schützen mit Gewehren liegen in einem Schützenhaus
Legende: Die traditionellen Schützenvereine schrumpfen. 1986 zählte der nationale Verband gemäss historischem Lexikon der Schweiz noch fast 600'000 Mitglieder, 2009 waren es noch knapp 150'000. Keystone (Symbolbild)

Martin Eerhard betreibt solche Schiesskeller, neudeutsch «Shooting Range». Er hat 2015 eine erste Anlage im aargauischen Schinznach eröffnet, seit Ende 2019 ist eine weitere Anlage in Spreitenbach in Betrieb. Und alsbald soll in Itingen (BL) eine dritte dazukommen, nach eigenen Angaben die «grösste Indoor-Schiesssportanlage in Europa».

Grosse Pläne in der Region Basel

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Die Firma von Martin Eerhard setzt auch auf gastronomische Angebote neben den Schiessanlagen. In Spreitenbach gibt es auch eine Zigarrenlounge (Bild). SRF/Maurice Velati

Die «Swiss Shooting Group» will Ende 2022 einen grossen Schiesskeller in Itingen (BL) eröffnen. Geplant ist eine Anlage mit 31 Bahnen, zwei bis drei Schiesskinos, einem Verkaufslokal und Gastronomie-Angeboten.

Damit wolle die Firma «die Region Basel und Umgebung» abdecken, erklärt Geschäftsführer Martin Eerhard. Auch in Itingen wird der Schiesskeller in einem Gewerbegebiet liegen.

Während die traditionsreichen Schützengesellschaften seit Jahren Mitglieder verlieren, boomen die Schiesskeller. «Hier kann man kommen, schiessen und wieder gehen. Es gibt keine Verpflichtung, dass man noch eine Generalversammlung besuchen muss zum Beispiel», sagt Martin Eerhard. Zudem könne man in privaten Schiesskellern auch eine Vielzahl verschiedener Waffentypen testen, was das Schiessen interessanter mache.

In seiner «Shooting Range» gebe es drei Sorten von Kundschaft, so Eerhard: Sportschützen, Polizistinnen oder Jäger sowie Leute, die Schiessen einfach als «Freizeiterlebnis» schätzen. Martin Eerhard legt Wert auf Sicherheit und die Einhaltung der Gesetze. Anfängerinnen und Anfänger würden geschult, alle Kundinnen und Kunden registriert. Die Schützenstände in der Spreitenbacher «Shooting Range» sind mit Steinmauern getrennt, Gummimatten sollen bei unabsichtlicher Schussabgabe Verletzungen verhindern.

Schiessstand mit Bildschirm und einem Kästchen mit grünem Knopf.
Legende: Zwölf Schiessbahnen mit einer Zugscheibenanlage gibt es in Spreitenbach. Hier kann auf Distanzen bis maximal 20 Meter geschossen werden. Die Anlage liegt im Keller eines Industriegebäudes. SRF/Maurice Velati

Waffen seien gefährlich, betont Eerhard im Gespräch immer wieder. Gleichzeitig distanziert er sich entschieden vom «Rambo-Image» amerikanischer «Shooting Ranges», in denen Männer in Tarnanzügen mit Maschinengewehren wild in der Wüste herumballern. Auch der florierende Waffenhandel in der Schweiz sei nicht mit der Situation in den USA vergleichbar.

Waffenhandel ist «keine Grauzone»

«Waffenhandel und Waffenerwerb ist in der Schweiz eine streng regulierte Angelegenheit. Käufer werden überprüft, man muss jederzeit nachvollziehen können, wie eine Waffe in die Schweiz gekommen ist, mit Seriennummer, Eintrag in Waffenbüchern und so weiter. Das ist keine Grauzone.»

Mann mit Maske steht vor einem Glaskasten mit ausgestellten Gewehren
Legende: Martin Eerhard verkauft in seinem Schiesskeller auch Waffen. Er rät dringend davon ab, Waffen zum Selbstschutz zu kaufen. «Das kann nur schiefgehen», sagt er. SRF/Maurice Velati

Bei der Aargauer Kantonspolizei heisst es, rund zwei bis drei Prozent der Gesuche für einen Waffenerwerbsschein würden abgelehnt. Das ist möglich, wenn eine Person sich selbst oder andere gefährden könnte oder zu viele Einträge im Strafregister hat. Die grosse Mehrheit aber erhält einen Waffenerwerbsschein. Sportschützen und Sammlerinnen erhalten auch relativ problemlos Ausnahmebewilligungen zum Beispiel für die inzwischen grundsätzlich verbotenen halbautomatischen Waffen, wie Martin Eerhard bestätigt.

Die Verschärfung der Gesetze hat dem Schweizer Schützenwesen also kaum zugesetzt, wie sich zeigt. Waffen erfreuen sich noch immer grosser Beliebtheit. Verändert hat sich vor allem das Schützenwesen selbst – es wandert quasi vom Schützenhaus ab in private «Shooting Ranges».

SRF1, Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr ; 

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