Im Militär bleiben, aber den Dienst ohne Sturmgewehr und ohne Pistole leisten: Heute wählen pro Jahr nur wenige Dutzend Soldaten diesen Weg. Künftig aber möchte die Armee gezielt Werbung machen für den waffenlosen Militärdienst – und zwar während der geplanten Wartezeit für Soldaten, die in den Zivildienst wechseln möchten.
Auf Anfrage schreibt die Armee: Sie werde den Wechselwilligen im persönlichen Gespräch die «Alternative Waffenloser Dienst» anbieten, «wenn aufgrund von Gewissenskonflikten dem Armeeangehörigen der Umgang mit der Waffe nachweisbar nicht mehr zugemutet werden kann».
Wer waffenlosen Militärdienst leistet, leistet weiterhin die Vorbereitung für einen Krieg. Die meisten der Zivis werden diesen Weg nicht wählen.
Allerdings ist der Weg zum waffenlosen Dienst beschwerlich: Die jungen Männer müssen schriftlich ihre Gewissensprobleme darlegen und eine Gewissensprüfung absoliveren. Jeweils zwei Militärangehörige und ein Arzt befragen dabei den Soldaten über sein Gewissen.
Beim Zivildienst wurde diese Gewissensprüfung vor einigen Jahren abgeschafft. Das heisst, dass die Hürden für den waffenlosen Militärdienst heute höher sind für den Zivildienst: «Hier herrscht sicher Reformbedarf für die Zugänglichkeit», sagt Samuel Steiner, Co-Präsident von Civiva, dem Verband der Zivildienstleistenden.
Der waffenlose Dienst müsse gleich zugänglich sein wie der Zivildienst, fordert Steiner: «Es gibt Männer, die bereit sind, Militärdienst zu leisten, wenn sie diesen Dienst ohne Waffen leisten können.» Man solle hier keine zusätzlichen Hürden einbauen.
Also keine Gewissensprüfung mehr für den waffenlosen Militärdienst, verlangt Steiner. In der Politik stösst er mit dieser Forderung auf Wohlwollen: «Ich finde das durchaus prüfenswert, wenn es dadurch gelingt, Interessierte davon abzuhalten, in den Zivildienst zu wechseln», sagt FDP-Politiker Josef Dittli, Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats. Dittli denkt zum Beispiel an die Cyberabwehr. Dort brauche es künftig mehr Spezialisten – und das könnten, so Dittli, durchaus Soldaten ohne Gewehr sein.
Sympathien bei Sicherheitspolitikern
Dittli steht nicht alleine da. Auch andere angefragte bürgerliche Sicherheitspolitiker sind offen solche Pläne. Wie weit sie die Hürden senken möchten für den waffenlosen Dienst, legen sie zurzeit noch nicht fest.
Und Zivildienst-Lobbyist Samuel Steiner warnt: Zu viel dürfe man nicht erwarten von Änderungen beim waffenlosen Dienst: «Wer waffenlosen Militärdienst leistet, leistet weiterhin die Vorbereitung für einen Krieg. Die meisten der Zivis werden diesen Weg nicht wählen», sagt Steiner.
Denn auch ohne Sturmgewehr und Pistole, so Steiner, könnten viele junge Männer das Militär mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren.