Die bekannteste Schweizer Wahlhilfe heisst Smartvote. Zu den eidgenössischen Wahlen 2019 hat sie schon fast eine halbe Million Empfehlungen erstellt. Auch SRF macht dieses Angebot verfügbar.
Smartvote lässt Politiker und Nutzer dieselben 75 Fragen zu Politikbereichen wie Finanzen, Sicherheit, Umweltschutz oder Aussenpolitik beantworten. Anschliessend wird die Distanz der eigenen Antworten zu denen der Kandidatinnen und Kandidaten berechnet. Wer sich für die mathematische Methodik interessiert, findet Angaben dazu auf der Smartvote-Webseite.
Die Resultate werden als Rangliste gezeigt, auf der die Politiker mit der höchsten Übereinstimmung ganz oben stehen. Doch das heisst nicht, dass ausgerechnet diese Kandidaten gewählt werden sollten. Auch andere Faktoren als die Übereinstimmung in Sachfragen können für den Wahlentscheid relevant sein – zum Beispiel, ob man einem Politiker oder einer Politikerin zutraut, tatsächlich gewählt zu werden.
Eine Ergänzung, kein Ersatz
Selbst der Einzug ins Parlament bedeutet nicht, dass ein Kandidat tatsächlich so stimmen wird, wie es seine Antworten im Fragebogen nahelegen. Der Fraktionszwang kann dazu führen, dass eine Parlamentarierin von der eigenen Linie abweicht. Und Politik bedeutet auch, Kompromisse einzugehen oder die eigene Meinung an sich wandelnde Umstände anzupassen.
Die Macher von Smartvote – der Verein Politools mit Sitz in Bern – sehen ihre Plattform denn auch nicht als Ersatz zur traditionellen Meinungsbildung. Auch die Nutzer scheinen das so zu sehen: Eine von Smartvote durchgeführte Studie zu den Wahlen 2015 zeigt, dass lediglich 14 Prozent die Wahlempfehlung ohne Anspassungen übernommen haben. 61 Prozent benutzten die Empfehlung lediglich dazu, ihren Wahlzettel anzupassen.
Auswahl der Fragen beeinflusst Resultat
Neben Smartvote existiert seit 2011 auch die Plattform Vimentis. Auch hier gibt es einen umfassenden Katalog mit 73 Fragen zu ähnlichen Themenbereichen wie bei Smartvote.
Es lohnt sich, auch diese Frage zu beantworten. Denn so wird deutlich, dass die Wahlhilfen weniger objektiv sind, als die nüchternen Prozentwerte vermuten liessen, die am Ende ausgegeben werden. Vimentis und Smartvote schlagen demselben Nutzer oft ganz andere Politiker vor. Beim Eigenversuch lag zum Beispiel der Topkandidat von Vimentis bei Smartvote erst auf Platz 77. Das liegt daran, dass die Auswahl und Formulierung der Fragen zu ganz unterschiedlichen Resultaten führen kann.
Vernachlässigte Technologie-Themen
Mit solchen Problemen hat auch Freedomvote zu kämpfen, die dritte Wahlhilfe für die eidgenössischen Wahlen. Allerdings in kleinerem Mass, denn bei Freedomvote müssen nur 16 Fragen beantwortet werden, alle aus dem Bereich Technologie und Digitialisierung, den die beiden anderen Angebote vernachlässigen.
Doch Freedomvote wird von Politikern und Politikerinnen noch kaum beachtet. Für den Wahlkreis Zürich finden sich dort erst 32 Einträge – zum Vergleich: bei Smartvote sind es 770, bei Vimentis 573. Michel Ketterle, einer der Macher von Freedomvote, sieht die Plattform denn lediglich als Ergänzung zu den anderen Angeboten. Doch er ergänzt: «Alleine schon zu sehen, welche Politiker sich überhaupt für digitale Themen interessieren und sich die Zeit nehmen, die Fragen auf der Seite auszufüllen, kann bei der Wahl helfen.»