- Das Endresultat der Nationalratswahl liegt vor.
- Die Grünen haben bei den Nationalratswahlen einen historischen Sieg errungen. Sie gewinnen 17 Sitze und kommen neu auf 28 Mandate.
- Damit überholen sie die CVP.
- Die Verlierer sind die grossen Polparteien: Die SVP bleibt zwar die stärkste Partei, verliert aber 12 Sitze. Die SP büsst 4 Sitze ein.
Dass die Grünen gewonnen haben, ist keine Überraschung. Der Klimawandel war das dominierende Thema im Wahlkampf. Eine Verschiebung in diesem Ausmass war aber nicht erwartet worden. Für Schweizer Verhältnisse ist sie ungewöhnlich: Die Grünen haben mehr neue Sitze erobert als die SVP bei ihrem Durchmarsch im Jahr 1999. Das letzte SRG-Wahlbarometer hatte ihnen einen Erfolg von nur 3.6 Prozentpunkten beschieden.
Grüne lassen CVP hinter sich
Mit dem Sieg der Grünen ist das linke Lager stärker geworden. In einigen Kantonen gehen die Gewinne der Grünen allerdings auf Kosten der SP. Diese muss den Verlust von 4 Sitzen hinnehmen und kommt noch auf 39 Sitze. Damit verfügt das linke Lager aus SP und Grünen über rund einen Drittel der Stimmen im 200-köpfigen Nationalrat.
Mit dem Resultat gewinnen die Grünen 17 neue Sitze im Nationalrat dazu und haben neu mehr als doppelt so viele Mandate wie bisher. Parteipräsidentin Regula Rytz stellt denn auch Ansprüche auf einen grünen Sitz im Bundesrat: «Der Bundesrat passt in seiner heutigen Zusammensetzung nicht mehr zur neuen Mitte-links-Mehrheit im Parlament.»
Umweltanliegen lassen sich also nicht ohne bürgerliche Unterstützung durchsetzen. Die Grünliberalen gewinnen zwar 9 Sitze und kommen neu auf 16 Sitze. Doch auch damit ist der ökologische Block noch fast 20 Stimmen von einer Mehrheit entfernt. Dennoch dürften es Umweltanliegen nach dieser Klimawahl einfacher haben.
Politologe Lukas Golder spricht vom Ende der Polarisierungen: Es gebe ganz neue Spielweisen – nicht nur auf der links-rechts Achse. «Wir haben eine ganz neue Block-Zusammensetzung – das ist wirklich historisch», so Golder.
Zünglein an der Waage
Das Zünglein an der Waage wird die CVP bleiben, die 2 Sitze verliert und noch auf 25 Sitze kommt. Diese Rolle könnte vermehrt auch der GLP zukommen.
Die Kräfteverschiebung dürfte sich auf gesellschaftspolitische Anliegen auswirken. Ausserdem könnte die Gleichstellung von Frau und Mann mehr Gewicht erhalten. Dazu dürfte die gewachsene Frauenvertretung beitragen. In der Sozialpolitik dagegen werden es SP und Grüne mit ihren Positionen weiterhin schwer haben.
SVP bleibt stärkste Partei
Mit Abstand stärkste Partei im Land bleibt die SVP. Sie verliert aber ihre 2015 zusätzlich eroberten 12 Mandate und kommt noch auf 53 Mandate. Die FDP hat nach dem Verlust von 4 Sitzen noch 29 Sitze. Ob sie trotz oder wegen ihrer grünen Wende verloren hat, werden die Analysen zeigen. Fest steht, dass die SVP und die FDP im Nationalrat zusammen keine Mehrheit mehr haben.
Ein schwarzer Tag war es auch für die BDP, die 4 Mandate verliert und mit 3 Sitzen keine Fraktionsstärke mehr hat. Die EVP dagegen gewinnt einen Sitz und kommt neu ebenfalls auf drei Sitze.
Gemäss der zweiten SRG-Hochrechnung haben sich weniger Personen als vor vier Jahren an der Wahl beteiligt: 46.1 Prozent aller Wahlberechtigten sind an die Urne gegangen. Das sind 2.4 Prozentpunkte weniger als 2015.