«Wahlverliererin» scheint ein grosses Wort für eine Partei, welche nach wie vor die mit Abstand stärkste politische Kraft im Land ist. Verlieren wird die SVP aber einige prominente Gesichter in Bundesbern. Im Bergkanton Graubünden schnappt sich die «Exil-Zürcherin» Magdalena Martullo-Blocher den einzigen SVP-Sitz im Nationalrat.
«Das stört mich nicht», meinte der unterlegene Parteikollege Heinz Brand in einer ersten Stellungnahme. Schliesslich sei Martullo-Blocher die grösste Arbeitgeberin in Graubünden und dem Kanton zutiefst verbunden.
Auch Gewerbeverbandspräsident Jean-François Rime muss seinen Platz in der grossen Kammer räumen. Noch vor acht Jahren portierte die SVP den Freiburger als Bundesratskandidaten. Der Angriff auf Eveline Widmer-Schlumpf scheiterte allerdings.
Mit Luzi Stamm geht ein wahrer Polit-Dino. Die Aargauer SVP hatte ihm nach einem schlagzeilenträchtigen Kokain-Kauf auf Berns Strassen die Unterstützung entzogen; die Mutterpartei verschrieb ihm eine Auszeit im Parlament. Nun zog der 67-Jährige mit einer eigenen Liste in den Wahlkampf. Samt Gratiszeitung, aber ohne Erfolg.
Schliesslich schwappte die grüne Welle über das Glarner Bergmassiv – und riss SVP-Ständerat Werner Hösli mit sich. Der passionierte Jäger muss dem Grünen Mathias Zopfi Platz machen.
Auch der Basler SVP-Gesundheitspolitiker Sebastian Frehner muss weichen: «Es gibt den nationalen Trend zu mehr links und mehr grün. Wir sind weder links noch grün», bilanzierte er. Wahre Worte.
Bitter ist der Wahlausgang auch für den bisherigen SVP-Nationalrat Claudio Zanetti, er verliert sein Amt.
Zudem gibt es auch kein Comeback des langjährigen SVP-Strategen Christoph Mörgeli im Nationalrat. Er verpasst die Wahl ebenso wie der bekannte Anwalt Valentin Landmann.
Doch nicht nur die SVP verliert bekannte Gesichter. Abgewählt wird auch Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler (FDP). Dass die BDP bluten muss, war schon vor dem Urnengang klar. Und es geht ans Eingemachte: Fraktionschefin Rosmarie Quadranti muss die Koffer packen.
Verliert die BDP die Fraktionsstärke im Parlament, wird sich die Nachfolgeregelung erübrigen. Im Bündnerland verliert die BDP mit Landwirt Duri Campell ihren einzigen Nationalratssitz: «Das bedeutet aber nicht das Ende der BDP in Graubünden», versicherte Campell. Im Aargau muss der BDPler Bernard Guhl die Segel streichen.
Doch auch links gibt es prominente Abgänge. Im Kanton Bern schafften die Gewerkschafter Corrado Pardini und Adrian Wüthrich die Wiederwahl nicht. Mit Pardini hat es einen Wortführer der SP im Nationalrat erwischt. Er kämpfte jüngst an vorderster Front gegen jede Aufweichung der flankierenden Massnahmen beim Rahmenabkommen mit der EU.
Mit einem EU-Beitritt werben in Zeiten nach der griechischen Schuldenkrise und mitten im Brexit nur hartgesottene Politiker: zum Beispiel der Zürcher SP-Mann Martin Naef. Nun scheidet auch der Co-Präsident der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz (Nebs) aus dem Nationalrat aus.