- Die Öko-Parteien konnten bei der Nationalratswahl stattliche Erfolge einfahren – weil sie viele Neu- und Wiederwählerinnen mobilisierten.
- Der SP und der SVP misslang dies. Das zeigt die SRG-Nachwahlbefragung.
- Die Frage, ob den grünen Parteien nun ein Bundesratssitz zusteht, beantwortet eine Mehrheit der Wählenden mit Ja.
Nun ist klar, wem die Grünen und die Grünliberalen für ihre grossen Sitzgewinne danken können. Den Politmuffeln und Neuwählern. Die SRG-Nachwahlbefragung zeigt, die beiden Parteien konnten als einzige mehr ehemalige Nichtwähler mobilisieren, als ihnen Wähler abhanden gekommen sind. 28 Prozent der aktuellen Grünen-Wählerinnen haben an den Wahlen vor vier Jahren nicht teilgenommen – bei den Grünliberalen sind es 26 Prozent.
BDP-Wähler blieben zuhause
Der SP gelang dies nicht. Sechs Prozent ihrer ehemaligen Wähler sind zu den Grünen abgewandert. Weil sie diesen Verlust mit Neu- oder Wiederwählern nicht wettmachen konnten, fuhren sie bei den Nationalratswahlen ein Minus von zwei Prozentpunkten ein. Das kostet sie vier Sitze.
Während die Grünen von den Politmuffeln profitierten, machten sie der BDP einen Strich durch die Rechnung. Fast ein Viertel ihrer ehemaligen Wählerinnen blieben zuhause, weiter verlor die Mitte-Partei viele Wähler an die FDP, die CVP und die GLP. Das Resultat: Die BDP verliert vier Nationalratssitze und erreicht für die kommende Legislatur nicht mal mehr Fraktionsstärke.
Enttäuschte Wähler
Auch der 3.8-Prozentpunkte-Verlust der SVP lässt sich auf ehemalige Wähler zurückführen, die dieses Mal der Urne fernblieben. Es sind zwar SVP-Wählerinnen zu anderen Parteien abgewandert, doch wanderten ihr ebenso viele wieder zu. Das bedeutet: Für den gesamten Verlust von 12 Nationalratssitzen sind die Politmuffel verantwortlich.
Doch weshalb haben sie der SVP ihre Treue gekündigt? Der grösste Teil, 44 Prozent, gab, von der Rechts-Partei enttäuscht worden zu sein. Das im Gegensatz zu den Wählerinnen, die der SP den Rücken zuwandten. 44 von ihnen gaben an, dass sich ihre politischen Prioritäten verändert hätten. Derselbe Grund trug den Grünen einen Wählerzuwachs ein. 54 Prozent der Wechselwählerinnen gaben an, dass sie wegen neuen politischen Prioritäten nun grün wählen.
Ja zum grünen Bundesrat
Diese Wechselwähler – zusammen mit den Neuwählern – bescherten den Grünen einen Gewinn von 17 Sitzen. Die Partei überholt damit die CVP und ist nun viertstärkste Kraft im Nationalrat. Die Forderung nach einem grünen Bundesrat oder einer grünen Bundesrätin ist nicht mehr aus der Luft gegriffen. Doch wie sehen das die Wähler? Auch diese Frage wurde den Teilnehmenden der SRG-Nachwahlbefragung gestellt, nachdem klar war, dass die Grünen einen grossen Sieg davontragen.
Das Ergebnis ist deutlich: 60 Prozent der Wählenden sind der Ansicht, dass die Grünen oder die Grünliberalen einen Sitz im Bundesrat erhalten sollten. Besonders beachtenswert: die Haltung der CVP-Wählerinnen und -Wähler. Ihre Partei wird in der Bundesversammlung entscheidend für die Frage sein, ob ein Wechsel im Bundesrat mehrheitsfähig ist. 55 Prozent der CVP-Wählerschaft wünscht sich einen Bundesrat aus dem ökologischen Spektrum.
Bei der Frage, wer auf einen Sitz in der Landesregierung verzichten soll, unterscheidet sich die Antwort je nach Parteianhängerschaft stark. Gesamthaft finden 27 Prozent, die FDP müsse auf einen Sitz verzichten, 20 Prozent wollen der SVP einen Sitz wegnehmen. Nur 9 Prozent vertreten die Meinung, die CVP solle ihren einzigen Sitz im Bundesrat abgeben.