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SRG-Nachwahlbefragung Deshalb hat die SVP massiv Stimmen verloren

Der Klimawandel war für viele der Hauptgrund, um wählen zu gehen. Das half den Grünen und schadete indirekt der SVP.

Die Wahl kam für die Grünen und die Grünliberalen eindeutig zur rechten Zeit. Sie profitierten vom Dauerthema Klima, wie zuvor selten eine Partei von einem Wahlkampfthema profitieren konnte. Das zeigt die SRG- Nachwahlbefragung – durchgeführt von der Forschungsstelle Sotomo. 25 Prozent aller Befragten gaben an, dass der Klimawandel relevant für ihren Wahlentscheid war – das Thema belegt damit den eindeutigen Spitzenplatz.

Am zweithäufigsten wurde die Zuwanderung als relevant für den Wahlentscheid genannt. Das mag insofern erstaunen, als dass die SVP, die dieses Thema seit Jahren besetzt, hohe Verluste einfahren musste: 12 Sitze verliert die Rechtspartei. Erklärungen gibt es dafür verschiedene.

SVP-Wähler resignieren

Das Thema Zuwanderung mag für gewisse Bürgerinnen und Bürger zwar wahlrelevant sein, gesamthaft hat es aber massiv an Brisanz verloren. War es im Jahr 2015 noch für 42 Prozent aller Befragten die wichtigste politische Herausforderung, so sahen dies bei den aktuellen Wahlen gerade mal noch 11 Prozent so.

Ein zweiter Grund für die Verluste der SVP könnte sein, dass ein Teil ihrer Wählerinnen resigniert hat und einfach nicht an die Urne ging. «Die Masseneinwanderungsinitiative, die aus Sicht der SVP nicht richtig umgesetzt wurde, ist sicher ein Grund dafür», meint Michael Hermann, Leiter der Forschungsstelle Sotomo. Bei der SRG-Nachwahlbefragung sollten die Teilnehmenden folgende Aussage beurteilen: «Egal wie die Wahlen ausgehen, Bundesrat und Parlament machen eh, was sie wollen.» Die SVP-Wähler stimmten dem mit Abstand am meisten zu: 76 Prozent von ihnen trauen den Politikern in Bern nicht.

Plakat auf dem steht «massive Zuwanderung stoppen»
Legende: Zieht nicht mehr: Den Wahlauftakt machte die SVP im März 2019 mit dem Thema Zuwanderung. Keystone

Jung und grün

Die grünen Parteien konnten vor allem bei den jungen Wählerinnen und Wählern punkten. Wenig überraschend – wird doch die Klimabewegung im Wesentlichen von jungen Erwachsenen getragen. Bei den 18- bis 25-jährigen sind die Grünen klar die stärkste Partei – ihr Wähleranteil liegt in dieser Altersgruppe bei 21 Prozent. Auch die Grünliberalen schneiden bei den Jungen überdurchschnittlich gut ab und liegen mit einem Wähleranteil von 14 Prozent hinter der SVP an dritter Stelle.

Auffällig ist, dass die Wahlgewinner vor allem bei den Gutgebildeten punkteten. Unter den Hochschulabsolventinnen- und absolventen sind die Grünen die stärkste Partei. Gleichzeitig haben die Grünen in ihrer Wählerschaft aber auch überdurchschnittlich viele Geringverdienende, was auf Personen in Ausbildung oder mit Teilzeitanstellungen hindeutet.

Frauenwahl 2019

2019 wird aber nicht nur als Klimawahl in Erinnerung bleiben, sondern auch als Frauenwahl. «Viele Wählerinnen und Wähler haben ganz absichtlich Frauen gewählt», so Michael Hermann. Der Anteil der Nationalrätinnen stieg denn auch von 32 auf 42 Prozent. Damit liegt die Schweiz, betrachtet man nur die grosse Kammer, bezüglich Geschlechterverteilung europaweit nun an fünfter Stelle. Den Wählenden der Grünen lag dies besonders am Herzen. 91 Prozent gaben an, dass ihnen eine ausgeglichene Vertretung der Geschlechter im Parlament wichtig ist.

Ziemlich egal war das Thema den Wählenden, die der SVP ihre Stimme gegeben haben. 73 Prozent von ihnen empfanden es als «nicht wichtig». In diesem Licht mutet der Wahlerfolg der Obwaldner SVP-Politikerin Monika Rüegger, die der CVP ein Nationalratsmandat abluchste, durchaus ironisch an: Ist doch so eine Frau für einen der wenigen Sitzgewinne der SVP verantwortlich.

Datenerhebung und Methode

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Die Datenerhebung zur SRG SSR Wahltagsbefragung fand vom 18. bis am

21. Oktober 2019 statt und erfolgte online. Die Rekrutierung der Befragten fand einerseits über die Webportale von SRG SSR, andererseits via

Online-Panel des Forschungsinstitut Sotomo statt. Die Auswertungen basieren auf den Angaben von mindestens 17'392 Stimmberechtigten (Ausnahme Bundesratszusammensetzung: Angaben von 4194 Stimmberechtigten)

Generell ist die Repräsentativität dieser Befragung vergleichbar mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1.1 Prozentpunkten. Für die Auswertungen zum Profil der Parteienwählerschaften und der wichtigsten politischen Herausforderungen wird von einem Stichprobenfehler von +/-1.2 Prozentpunkten ausgegangen für die Fragen zur Bundesratszusammensetzung von einem Stichprobenfehler von +/-2.5 Prozentpunkten.

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