Im Kanton Neuenburg haben die Grünen der SP ein Schnippchen geschlagen. Mit der Anwältin Céline Vara gewinnen sie unerwartet einen Ständeratssitz für sich, den die SP quasi auf sicher glaubte. Wegen des Proporz-Wahlsystems entsenden in Neuchâtel die wählerstärksten Parteien ihre Leute ins Stöckli. Nun haben aber die Grünen die SP überrundet, und das von vielen vorausgesagte Duell zweier linker «Kameradinnen» ist ausgeblieben. Silvia Locatelli und Docourt Ducommun-dit-Boudry Martine müssen das Feld für Vara und für den bestplatzierten FDP-Kandidaten Philippe Bauer räumen.
Auch im Kanton Glarus ist den Grünen eine Sensation gelungen. Auf Anhieb schafft Mathias Zopfi (Grüne) die Wahl in den Ständerat und verdrängt Werner Hösli von der SVP. Seinen Erfolg führt der Rechtsanwalt auf sein Alter und auf seine die politischen Spektren übergreifende Politik zurück. «Ich habe versucht, in der Mitte Stimmen zu finden und vor allem die Jungen zu mobilisieren.
Überraschungen gab es auch im Nationalrat. So entsendet der Kanton Zug erstmals eine Frau nach Bern. Die ehemalige Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard Manuela (SP) konnte 6292 Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen und wurde nur von den politischen Schwergewichten Gerhard Pfister (CVP) und Thomas Aeschi (SVP) überrundet. Weichelt-Picards Sitzgewinn leitet nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Linken eine erfreuliche Wende ein: Nach acht Jahren Absenz sitzen die Linken wieder für Zug im Nationalrat ein.
Eine historische Wahl für die Frauen hat sich auch im Kanton Obwalden ereignet. Mit SVP-Vertreterin Monika Rüegger wird zum ersten Mal eine weibliche Vertreterin in die grosse nationale Kammer entsandt. Zunächst war die Nomination von Rüegger parteiintern noch umstritten. Nun hat es die SVP aber offenbar geschafft, die Basis wieder zu vereinen. Die 51-jährige Monika Rüegger schaffte die Wahl nur knapp. Weniger als 100 Stimmen beträgt die Differenz zum Zweitplatzierten.
Auf der grünen Welle reitend hat sich auch im Kanton Tessin eine Frau ein Mandat für den Nationalrat erobert. Die Politologin und Gewerkschafterin Greta Gysin hat 19'952 Stimmen für sich gewonnen und so den siebten Platz besetzt. Dabei war die Zahl der Kandidierenden im Kanton Tessin so hoch wie nie. 156 Personen standen auf 23 Listen, darunter auch sieben der acht bisherigen Nationalräte. Für den Ständerat hat Gysin ebenfalls kandidiert. Hier war ihr kein Erfolg beschieden.
Im Kanton St. Gallen hat die SVP einen ihrer fünf Nationalratssitze abgeben müssen. Mit dem Federlass hat sich eine unerwartete Rochade ereignet: Thomas Müller und Barbara Keller haben ihr Mandat nicht verteidigen können, dafür ist Esther Friedli gewählt worden. Mit Friedli ist die Spitze zumal nicht ganz in SVP-Männer-Hand: Vor ihr rangieren Lukas Reimann, Mike Egger und Roland Rino Büchel.
Im Kanton Zürich macht ein junges Gesicht von sich reden: Andri Silberschmidt (FDP). Im Kampf um einen Nationalratssitz gewinnt der erst 25-jährige Andri Silberschmidt 60'538 Stimmen. Der ehemalige Präsident der Jungfreisinnigen des Kantons Zürich drängt damit Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, aus dem Amt.
Auch in Bern können die Jungen einen Erfolg verbuchen. Mit 46'668 Stimmen ist die 29-jährige Tamara Funiciello in den Nationalrat gewählt. Damit verweist die ehemalige Juso-Chefin gleich zwei männliche Parteikollegen auf ihre Plätze: Weder Corrado Pardini noch Adrian Wüthrich schaffen die Wiederwahl.