FDP-Kandidat Thierry Burkart macht das beste Resultat im Ständeratswahlkampf. Die SVP erobert ihren Sitz nach acht Jahren mit Hansjörg Knecht zurück. Und in der Kantonsregierung kann die SVP ihren zweiten Sitz halten.
Die bürgerliche Mehrheit im Aargau feiert an diesem 24. November einen Triumph. Vor allem aber ist dieser Tag ein Freudentag für die Aargauer SVP. Erst recht, wenn man bedenkt, dass sie bei den Nationalratswahlen vor rund einem Monat noch ziemlich Federn lassen musste (minus 6,5 Prozentpunkte Wähleranteil, minus ein Sitz).
Das ist bemerkenswert. Denn dieser Erfolg der SVP ist kein zwingender Erfolg. Ständeratskandidat Hansjörg Knecht ist weder sehr bekannt noch sehr populär. Und im Regierungsrat verteidigt die Partei einen Sitz, den sie nur durch eigenes Versagen überhaupt wieder erkämpfen musste: Gesundheitsdirektorin Franziska Roth war nach heftiger Kritik und einem öffentlich ausgetragenen Kleinkrieg mit ihrer ehemaligen Partei zurückgetreten – eine Peinlichkeit für die Aargauer SVP.
Die politische Normalität ist zurück
Das Wahlvolk hat die Partei dafür nicht abgestraft, im Gegenteil. Wie zu erwarten erreichten die Kandidaten der grössten Aargauer Partei jeweils mehr Stimmen als ihre Konkurrenz aus der politischen Mitte oder Linke, vor allem in ländlichen Regionen und in gewissen Agglomerationsgemeinden schwangen sie obenaus.
Die Partei hat damit erneut eindrücklich ihre seit Jahren starke Position im Aargau bewiesen: Sie kann eine treue Wählerbasis mobilisieren. Und auch andere bürgerliche Wählerinnen und Wähler legen im Zweifel offenbar lieber SVP ein als CVP, SP oder Grüne. Sie wählen im Zweifel lieber bürgerliche Männer als linke Frauen.
Der Aargau ist und bleibt damit ein insgesamt (rechts-)bürgerlich dominierter Kanton. Auch eine grüne Welle und ein Frauenstreik haben daran offenbar auf Dauer nichts geändert. Der Aargau ist mit diesem zweiten Wahlgang quasi zur politischen Normalität zurückgekehrt.
Naja, sie ist fast zurück
Immerhin: Bei den Regierungsratswahlen muss Jean-Pierre Gallati enttäuscht sein über seinen mageren Vorsprung auf Konkurrentin Yvonne Feri (SP). Der als «Hardliner» geltende Politiker holte nur gerade knapp 1600 Stimmen mehr. Die SVP tut deshalb sicher gut daran, ihr Personal künftig umsichtig auszuwählen.
Und schliesslich muss festgehalten werden: Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als ob sich politisch gar nichts verändert im Aargau – ganz so ist es nicht. Durch die Wahl von Hansjörg Knecht und Thierry Burkart in den Ständerat rutschen im Nationalrat nämlich neue Köpfe nach.
Mit Stefanie Heimgartner (SVP) und Maja Riniker (FDP) sind es zwei Frauen. Insgesamt wird die Aargauer Delegation im Nationalrat damit weiblicher – neu sind es 9 Frauen und 7 Männer, statt wie bisher 5 Frauen und 11 Männer.
Eine Festung hält vorerst
Der Aargau trotzt als bürgerliche Festung den nationalen Trends. Die politische Normalität ist nach dem 20. Oktober am 24. November zurückgekehrt. Aber auch diese Aargauer Normalität verändert sich – einfach nur langsam.