Samstagmorgen um 9 Uhr in einem Wohnquartier von Wettingen. Zwei Herren klingeln an verschiedenen Türen und wollen mit den Bewohnern sprechen. Die beiden sind keine Vertreter, «Hausierer» oder Missionare, sondern FDP-Politiker.
Es handelt sich um Simon Burkart (links) und Yannick Berner (rechts). Yannick Berner kandidiert im Herbst auf der Hauptliste der FDP Aargau für den Nationalrat. Simon Burkart ist Präsident der FDP-Ortspartei Wettingen. Beide betreiben Wahlkampf für die FDP.
Die beiden klingeln an Türen von Einfamilien- und Terrassenhäusern. Diese werden nicht willkürlich ausgewählt, sondern nach einem ausgeklügelten System. Dabei hilft den beiden eine App. Diese gibt vor, welche Strassen sie abklappern sollen. Besuchte Haushalte werden markiert.
Die App hat die FDP in den USA eingekauft. Auch eine Mitarbeiterin der Wahlkampagne von Hillary Clinton war zu Besuch und gab den Freisinnigen Tipps und Tricks mit für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf. Die App wertet anhand von öffentlichen Daten das Wählerpotential der FDP in einzelnen Quartieren aus. So sollen die Politiker nur dort klingeln, wo auch potentielle FDP-Wähler wohnen.
Man will also nicht linke Wähler überzeugen, sondern die eigenen Wähler an die Urne bringen. In einer Genossenschaftssiedlung werden die FDP-Politiker also tendenziell nicht anklopfen. Das ist traditionell SP-Territorium.
Yannick Berner und Simon Burkart müssen auf ihrer Tour durch das Wettinger Quartier viele Absagen hinnehmen. Viele Wettinger wollen nicht mit den beiden sprechen. Es gibt aber auch Erfolgserlebnisse, so honoriert ein Anwohner den grossen zeitlichen Aufwand, den die FDPler auf sich nehmen. Auch, dass man persönlich ins Gespräch kommt, wird positiv bewertet.
An diesem Samstag sind im ganzen Kanton Aargau, aber auch in anderen Kantonen, FDP-Politiker auf den Strassen unterwegs. Ein erstes Fazit zieht FDP-Wahlkampfleiter Lukas Pfisterer: «Es gab viele positive Erfahrungen. Natürlich blieben auch Türen zu, doch es gab auch gute Gespräche, die wir nun aufnehmen können.»
Im Oktober, also kurz vor dem Wahltermin, will die FDP noch einmal alle Einwohner besuchen, mit denen sie jetzt ein Gespräch führte. Natürlich mit dem Ziel, dass diese dann auch FDP wählen.