Marianne Binder kämpft für die CVP Aargau um einen Sitz im Ständerat. Die 61-Jährige ist seit April 2013 im Grossen Rat. In Bern bekleidete sie bisher kein politisches Amt. Allerdings kennt sie die nationale Politik aus ihrer Tätigkeit als Kommunikationschefin der CVP Schweiz von 2006 bis 2013. Binder ist ausserdem seit 2015 Mitglied des nationalen CVP-Präsidiums.
Marianne Binder ist verheiratet, wohnt in Baden und arbeitet als Kommunikationsberaterin und Publizistin. Eigenen Angaben zufolge setzt sie sich für den Rechtsstaat ein, Familienpolitik sei ihr wichtig, aber auch die Wirtschaft und die Bildung. Für Binder ist es die erste Ständeratskandidatur.
Das grosse Thema Heiratsstrafe
Als grossen politischen Erfolg bezeichnet Binder die Initiative der CVP zur Abschaffung der Heiratsstrafe. Diese wurde vom Volk zwar knapp abgelehnt. Aber das Bundesgericht annullierte sie, weil der Bundesrat im Vorfeld falsche Zahlen dazu publiziert hatte, wie viele Paare von dieser «Strafe» überhaupt betroffen seien. Im Bundesgericht das Urteil zu erfahren, sei ein Highlight gewesen, sagt Binder im Gespräch mit SRF.
Sie sei «wertkonservativ». Das heisse aber nicht automatisch, dass sie «rechts» sei. So setze sie sich dafür ein, familienergänzende Strukturen zu schaffen. Aber sie auch dafür, die Familienarbeit aufzuwerten. Dafür würden in der Schweiz pro Jahr 6.5 Milliarden Stunden aufgewendet. Diese seien gesellschaftlich und wirtschaftlich enorm wichtig. Familienarbeit solle deshalb als Wiedereinstiegskriterium ins Erwerbsleben betrachtet werden.
Zur aktuellen Online-Kampage der CVP meint Marianne Binder, es sei legitimer Wahlkampf. Es sei keine «Negativ-Campaigning», weil man keine Einzelpersonen angreife. Es gehe nur darum, die Positionen der CVP herauszuschälen. Auch die CVP dürfe einmal pointiert auftreten. Entschuldigen müsse sie sich nicht dafür.
Zu weiteren Themen sagt Marianne Binder zum Beispiel: Die Autobahn A1 sei häufig verstopft, man müsse sie ausbauen. Und bei den Gesundheitskosten brauche es eine Kostenbremse.
Die Wahlchancen
Marianne Binder hat bis jetzt kein nationales Polit-Mandat ausgeübt. Sie kann also nicht wie ihre Hauptkonkurrenten (Thierry Burkart, Nationalrat FDP; Hansjörg Knecht, Nationalrat SVP; Cédric Wermuth, Nationalrat SP) mit einem Leistungsausweis aus der Grossen Kammer punkten. Die nationale Politbühne kennt sie aber aus ihrer Tätigkeit für die CVP Schweiz. Und zehren kann sie auch von ihrer Familiengeschichte. Ihr Vater (Anton Keller) war Nationalrat und ihr Schwiegervater (Jules Binder) war Ständerat.
Aber in der Endausmarchung für den Ständerat dürfte es Marianne Binder schwer haben. Ihre drei Konkurrenten haben jeweils eine weit grössere Wählerbasis hinter sich als sie mit dem CVP-Wähleranteil von knapp 9 Prozent (NR-Wahl 2015). So ist zu erwarten, dass die beiden frei werdenden Aargauer Ständeratssitze an ein Duo aus dem männlichen Kandidaten-Trio Burkart, Knecht und Wermuth gehen.