Der Ständeratswahlkampf in Zürich ist wider Erwarten doch noch spannend geworden. Die beiden Bisherigen, Daniel Jositsch von der SP und Ruedi Noser von der FDP, können nicht so ohne Weiteres auf ihre Wiederwahl zählen, wie es zu Beginn schien.
Ihnen stehen insgesamt fünf Herausforderinnen und Herausforderer gegenüber – und drei von ihnen sind eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Zürcher Ständeräte.
GLP kann beiden gefährlich werden
Da wäre zum einen Tiana Angelina Moser: Die Zürcher Nationalrätin ist am Dienstagabend von den Grünliberalen offiziell zur Ständeratskandidatin gekürt worden. Moser sitzt bereits seit 2007 im Nationalrat und ist die bekannteste Frau der Zürcher GLP.
Als Vertreterin einer Mitte-Partei könnte sie Noser und Jositsch sowohl links als auch rechts Stimmen wegnehmen. Kommt hinzu, dass die Grünliberalen bei den Zürcher Wahlen im März wegen der aktuellen Klimadiskussion stark zulegen konnten.
Grüne wollen Schwung nutzen
Aus dem gleichen Grund sind derzeit auch die Zürcher Grünen im Hoch. Die Partei will den Schwung nutzen und schickt ihre langjährige Präsidentin Marionna Schlatter ins Rennen, obwohl sie in der breiten Öffentlichkeit nicht wirklich bekannt ist.
Die Grünen hoffen dabei auf den gleichen Effekt wie kürzlich bei den Regierungsratswahlen, als ein praktisch unbekannter Grüner überraschend in die Zürcher Kantonsregierung einzog. Ausserdem dürfte Schlatter, wie Tiana Angelina Moser, zusätzliche Stimmen bei den Frauen machen.
Köppel im Dauerwahlkampf
Und dann ist da noch Roger Köppel: Der SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Verleger ist seit seiner Nomination im April im Dauerwahlkampf. Er will nach US-amerikanischem Vorbild bis zu den Wahlen alle 162 Zürcher Gemeinden besuchen.
In seinen Reden schimpft er gegen das EU-Rahmenabkommen und den «Klima-Wahnsinn». Die bisherigen Zürcher Ständeräte bezeichnet Köppel als EU-Turbos. Wie gross seine Chancen wirklich sind, ist fraglich. Immerhin sind in der Vergangenheit schon andere SVP-Promis wie Christoph Blocher und Ueli Maurer als Ständeratskandidaten in Zürich gescheitert.
Aber das Herausforderer-Trio Köppel/Schlatter/Moser könnte das Ständerats-Duo Jositsch/Noser empfindlich schwächen, so dass ein zweiter Wahlgang nötig wird. Eine Ausgangslage für die Zürcher Ständeratswahl, die Überraschungen möglich macht.