Bei ihrem Wahlkampfauftakt am Montag zeigte sich: Die SP geht mit den klassischen, sozialdemokratischen Schwerpunkten in die heisse Phase des Wahlkampfs: «Für eine soziale Schweiz» lautet der Slogan. Die Kaufkraft müsse gestärkt werden. «Die SP war immer die Partei der sozialen Schweiz – und das versuchen wir zu unterstreichen», sagt Co-Präsident der SP Schweiz, Cédric Wermuth.
Auch die SVP greift auf ihr Kernthema – die Zuwanderung – zurück. Die Schweiz habe ein Ausländerproblem, so die Volkspartei. Marco Chiesa, Präsident der SVP, unterstreicht das am Beispiel Chiasso: Dort gebe es «zu viele Migranten und die Bevölkerung hat ein riesiges Problem», sagt er beim Wahlkampfauftakt seiner Partei am vergangenen Donnerstag.
Dass die beiden grossen Parteien mit ihren Kernthemen in den Wahlkampf steigen, sei kein Zufall, sagt der Politgeograf Michael Herrmann. In der heissen Phase vor den Eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober wollen die Parteien da punkten, «wo der Bevölkerung der Schuh drückt», sagt der Geschäftsführer des Forschungsinstituts Sotomo. Und genau darauf setzen jetzt die Parteien.
Kein dominierendes Thema wie 2019
Bei den letzten nationalen Wahlen vor vier Jahren war das anders. 2019 dominierte das Klima die Debatten. Trotz Krisen – Stromknappheit, Ukrainekrieg oder die Übernahme der Credit Suisse – fehlt in diesem Jahr ein bestimmendes Thema.
Die Parteien gehen in ihre Komfortzone.
«Die Parteien gehen in ihre Komfortzone», sagt Herrmann. Die Gründe dafür sieht er in der einigermassen stabilen Wirtschaftslage und der tiefen Arbeitslosigkeit in der Schweiz. «Deshalb können die Parteien bedienen, was sie wollen.»
Politik nahe an der Bevölkerung
Trotz unterschiedlicher Wahlkampfthemen schreiben sich die beiden grössten Parteien die Nähe zu den Wählerinnen und Wähler auf die Fahne. «Wir sind keine Eliten. Wir sind einfach Leute, die Politik machen, um dem Land zu dienen», sagt SVP-Präsident Marco Chiesa. Es sei das Rezept, um mit der Bevölkerung verbunden zu bleiben.
Auch die SP mache Politik, die die Sorgen und Herausforderungen der Menschen ernst nimmt. «Klimakrise, die fehlende Kaufkraft, Menschen, die nicht wissen, wie sie am Ende des Monats die Mietrechnung oder die Krankenkassenprämien zahlen können...», zählt SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer auf.
Wer am 22. Oktober mehr Sitze in Bundesbern holt, wird sich zeigen. Die aktuellen Umfragen jedenfalls sagen beiden leichte Gewinne voraus.