Bitter für den Kanton Basel-Stadt: Der zweitstärkste Wirtschaftsstandort der Schweiz verliert bei den Wahlen 2023 einen Sitz im Nationalrat - statt fünf nur noch vier. Aufgrund der veränderten Bevölkerungszahl ging der Sitz aus Basel nach Zürich.
Die Nationalratswahlen im Stadtkanton drehen sich deshalb um die grosse Frage: Welche Partei verliert einen Sitz und welcher Bisherige oder welche Bisherige muss über die Klinge springen? Vorweg: Richtig sicher sein kann sich keine und keiner der Bisherigen.
Am meisten Stimmen holte vor vier Jahren die SP. Mit einem Wähleranteil von knapp einem Drittel hat die SP zwei Sitze auf sicher. Ob aber die SP an den Erfolg vor vier Jahren anknüpfen kann und Sarah Wyss und Mustafa Atici mit einer Wiederwahl rechnen können, ist offen.
Denn als einzige der Parteien hat die Basler SP zwei Sitze im Nationalrat. Dazu kommt, dass vor vier Jahren weder Atici noch Wyss direkt gewählt wurden, sie rückten für Ständerätin Eva Herzog und Regierungspräsident Beat Jans nach. Immerhin sagen die aktuellen Prognosen, dass die SP national ihren Wähleranteil halten, respektive leicht ausbauen kann.
Ein gutes Resultat machte vor vier Jahren die Kandidatin des Grünen Bündnis, Sibel Arslan, die der Basler Links-Partei Basta angehört, sich in Bern aber der Fraktion der Grünen angeschlossen hat. Den Grünen werden zwar national Sitzverluste vorhergesagt. Doch die Grünen können wie die SP in Basel auf eine breite Wählerschaft zählen. Arslan (wie auch Atici) geniessen zudem in der kurdischen Gemeinschaft einen grossen Rückhalt.
Die Frage bleibt: Kann die Basler Linke drei der neu vier Sitze halten oder ist sie damit nicht übervertreten?
Spannend auch die Ausgangslage in der Mitte und bei den Bürgerlichen: Hier dürfte LDP-Nationalrätin Patricia von Falkenstein die besten Karten haben, zumal die LDP, aber auch von Falkenstein bei Wahlen in der Vergangenheit stets Spitzenresultate im bürgerlichen Lager erzielte. Chancen dürfen sich jedoch auch der ehemalige Regierungsrat Baschi Dürr (FDP) und Ständeratskandidat Balz Herter (Mitte) ausrechnen.
Anrecht auf einen zweiten Sitz im mitte-rechts Lager hätte eigentlich die SVP, deren Wähleranteil vor vier Jahren mehr als doppelt so gross war wie jener der GLP. Vor vier Jahren ging der Sitz aber an die GLP und nicht an die SVP. Der Hauptgrund: Während es die SVP nicht schaffte, mit den anderen Bürgerlichen eine Wahlallianz zu bilden, machte die GLP einen geschickten Schachzug mit einer Listenverbindung im mitte-rechts Lager. Von dieser Listenverbindung profitierte die GLP am meisten und so gelang der noch jungen Partei ein Coup mit dem ersten Sitzgewinn.
Im Vergleich zu den anderen Parteien holte jedoch die GLP vor vier Jahren am wenigsten Wählerstimmen. Demnach müsste GLP-Kandidatin Katja Christ einen der Basler Sitze abgeben.
Gegen einen Sitzverlust der GLP spricht jedoch, dass die Grünliberalen gemäss Prognosen zu den nationalen Wahlgewinnerinnen zählen werden und Christ mit allen Mitteln versucht, ihren Erfolg vor vier Jahren zu wiederholen. Unter anderem mit einer Vielzahl von Unterlisten, was bei den Bündnispartnern gar nicht gut ankam.
Fazit: Die Ausgangslage zu den Nationalratswahlen ist in Basel-Stadt so spannend wie schon lange nicht mehr. Eine Prognose, welche Partei ihren Sitz verliert, bleibt schwierig.