Seit drei Legislaturen werden die zwei jurassischen Nationalratssitze von der SP und der Mitte besetzt. Im Ständerat halten die beiden traditionellen starken Parteien sogar seit 1995 je einen Sitz.
Die Mitte versucht den Sitz des abtretenden Nationalrats Jean-Paul Gschwind mit Frauenpower auf zwei Listen zu halten. Darunter Amélie Brahier, die derzeit das Kantonsparlament präsidiert sowie Magali Voillat, die Stadtschreiberin von Pruntrut.
Auf der zweiten Mitte-Liste kandidieren die beiden Kantonsparlamentarier Gauthier Corbat und Anne Froidevaux. Mit ausschliesslich neuen Kandidatinnen und Kandidaten anzutreten, ist immer ein gewisses Risiko. Aufgrund ihrer Parteienstärke dürfte die Mitte jedoch ihren Sitz halten können.
Die besten Wahlchancen hat aufgrund ihres Bekanntheitsgrades, ihrer langjährigen politischen Tätigkeit und wohl nicht zuletzt aufgrund ihres Engagements für den im Jura sehr beliebten Pferdesport wohl Anne Froidevaux.
SP setzt auf bewährtes Ticket
Die Sozialdemokraten treten für die Nationalratswahlen am 22. Oktober mit dem gleichen Ticket wie 2019 an. Der 35-jährigen Loïc Dobler nimmt nochmals einen Anlauf. Dank der Erhöhung des Mindestlohns im Kanton Jura, der 2021 auf seine Initiative hin eingeführt wurde, hat er im Kanton eine gewisse Bekanntheit erlangt.
Mit ihm geht auch Pierre-Alain Fridez wieder mit ins Rennen für einen der zwei jurassischen Sitze im Nationalrat. Mit seiner Kandidatur setzt die SP alles daran, ihren Sitz zu sichern. Der gewiefte Sicherheitspolitiker hat sich insbesondere mit seinem Engagement gegen die Beschaffung des Kampfjets F-35 auch ausserhalb des Juras Gehör verschafft.
Für den 66-Jährigen wäre es die vierte Legislatur im Nationalrat, was eine Sondergenehmigung seiner Partei erforderte. Diese Sonderbehandlung ärgert die Jungen in der Partei. Für die Juso im Kanton Jura treten die 26-jährige Zoé Seuret und der 22-jähriger Léo Beuret an.
FDP und SVP vereint, aber keine gemeinsame Liste
Die FDP und die SVP kämpfen vereint um den freiwerdenden Mitte-Sitz. Die Parteien werden ihren Wahlkampf mit getrennten Listen und Listenverbindungen führen, aber unter der gemeinsamen Allianz «Ensemble» den Abstimmungskampf koordinieren.
Die SVP geht mit drei Listen in den Wahlkampf. Die FDP geht mit sechs Kandidierenden auf drei Listen ins Rennen.
Da es im Kanton Jura nur zwei Nationalratssitze zu verteilen gibt, dürften es FDP und SVP schwer haben, gegen die beiden im Jura dominierenden Parteien SP und Mitte zum Zuge zu kommen.
Grüne Parteien wollen in Bern mitreden
Ebenfalls am Start sind erneut die Grünen. Sie treten mit vier Kandidierenden an. Zum ersten Mal im Kanton Jura dabei ist die GLP. Die Kantonalpartei wurde erst vor drei Jahren gegründet.
Ebenso wie die Grünen haben die Grünliberalen im Jura kaum reelle Chancen auf einen Sitzgewinn. Insbesondere für die neu gegründete GLP sind die nationalen Wahlen in erster Linie ein willkommenes Schaufenster, um sich im Hinblick auf die nächsten kantonalen Wahlen 2025 zu positionieren.
Aufgrund der Parteistärke bei den nationalen Wahlen 2019 dürfen die beiden grössten Parteien (SP und Mitte) ihre Sitze verteidigen können. Gefahr droht am ehesten für die Mitte-Partei, weil Jean-Paul Gschwind nach drei Legislaturen abtritt.
Spannend für den 22. Oktober wird sein, zu beobachten welchen Einfluss die gemeinsame Wahlkampagne der SVP und FDP auf die Jurassierinnen und Jurassier haben wird.