Er war der Überraschungsmann und strahlende Sieger 2019: Felix Wettstein. Der nun pensionierte Fachhochschuldozent holte für die Solothurner Grünen zum dritten Mal in ihrer Geschichte einen Nationalratssitz.
Vier Jahre später präsentiert sich die Ausgangslage für die Solothurner Nationalratswahlen so, dass der strahlende Sieger 2019 zum Verlierer 2023 werden könnte. Denn der Sitz der Solothurner Grünen wackelt.
Felix Wettstein hat in seinen vier Jahren im Nationalrat keine grossen Schlagzeilen produziert, ist kaum aufgefallen. Ausserdem verkörpert er als 65-jähriger Mann nicht das typische Bild eines grünen Politikers. Zusammen mit dem nationalen Trend, der gegen die Grünen spricht, droht Wettstein die Wiederwahl zu verpassen.
Somit könnte sich die Geschichte wiederholen. Als die Solothurner Grünen 1991 und 2007 mit Marguerite Misteli und Brigit Wyss Nationalratssitze eroberten, verloren sie diese vier Jahre später jeweils wieder.
Den Sitz abjagen könnte den Grünen ausgerechnet ihre Bündnispartnerin SP. Sie verlor ihren zweiten Solothurner Sitz vor vier Jahren an die Grünen, nun könnte der Sitz wieder an die Sozialdemokraten zurückgehen.
Kaum Sitzverschiebungen zu erwarten
Ansonsten dürfte die Verteilung der Nationalratssitze im Kanton Solothurn wohl so bleiben, wie sie vor vier Jahren war. Für Sitzgewinne bräuchte es grosse Verschiebungen bei den Wähleranteilen, was nicht zu erwarten ist.
Trotzdem verspricht die Nationalratswahl im Kanton Solothurn eine gewisse Spannung. Franziska Roth (SP), Stefan Müller-Altermatt (Mitte) und Christian Imark (SVP) dürften ihre Sitze zwar verteidigen.
Aber weil mit Kurt Fluri (FDP) und Walter Wobmann (SVP) zwei auch national bekannte, langjährige Nationalräte abtreten, rangeln sich diverse Kandidatinnen und Kandidaten um diese Sitze.
Die FDP schickt zwei Hauptlisten ins Rennen, auf denen fünf Frauen und sieben Männer um die Nachfolge Fluris buhlen. Darunter sind bekannte Namen aus der Solothurner Wirtschaft wie Simon Michel, CEO des Medizinaltechnikunternehmens Ypsomed, oder Handelskammer-Direktor Daniel Probst.
Weiter stehen die mit unkonventionellen Methoden bekannt gewordenen Egerkinger Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi oder der Direktor des schweizerischen Bauernverbands, Martin Rufer, auf den FDP-Listen.
Wer beerbt Walter Wobmann bei der SVP?
Bei der SVP dürfte Kantonalparteipräsident Christian Imark seinen Sitz verteidigen. Offen scheint dagegen die Frage, wer den zweiten Sitz erobern kann. Ist es Anwalt Rémy Wyssmann, der mit seinen Ideen und Volksinitiativen die kantonale Politik auf Trab hält und in den Solothurner Medien omnipräsent ist?
Oder gelingt es Ex-Regierungsratskandidat Richard Aschberger, Finanzkommissions-Präsident Matthias Borner oder Landwirt Beat Künzli genügend Stimmen auf sich zu vereinen? Als einzige SVP-Frau steht auf der Hauptliste ausserdem Sybille Jeker zur Wahl.