Im Kanton Thurgau könnten sich die Kräfteverhältnisse im Nationalrat verändern. Gleich zwei von sechs Bisherigen treten zurück: Verena Herzog von der SVP und Edith Graf Litscher von der SP. Die vier anderen, die zur Wiederwahl antreten, sind Diana Gutjahr und Manuel Strupler (beide SVP), Christian Lohr (Mitte) und Kurt Egger (Grüne).
Verliert die SVP ihren dritten Sitz?
Aufgrund der Listenverbindungen dürfte es für die SVP schwierig werden, ihre drei Sitze zu halten. Denn die SVP steht dieses Mal «alleine» da. Ihre langjährige Fraktionspartnerin EDU ist eine Verbindung mit der Gruppierung Aufrecht eingegangen. Die FDP, die vor vier Jahren ebenfalls noch mit der SVP eine Listenverbindung einging, entschied sich für eine Verbindung mit der Mitte und der EVP.
Die Chancen der FDP, zurück in den Nationalrat zu kommen, stehen dank dieser Listenverbindung gut. Vor vier Jahren hat Hansjörg Brunner von der FDP seinen Sitz verloren. Nun will er ihn zurückholen.
Die Mitte hingegen geht mit der Listenverbindung mit der FDP ein Risiko ein. Wenn die FDP beim Wähleranteil dazugewinnen kann – und auch die SVP zulegt – könnte Christian Lohr von der Mitte seinen Sitz verlieren. Dies, obwohl er der unumstrittene Panaschierkönig im Thurgau ist. Er bekam jeweils die meisten Stimmen aus anderen Parteien.
SP, Grüne, GLP: Wer holt den Sitz?
Durch ihre Listenverbindung sind der SP, den Grünen und der GLP zwei Sitze praktisch sicher. Die Frage ist aber, welche Parteien diese besetzen dürfen. Im Moment haben die SP und die Grünen je einen Sitz. Für die GLP stehen die Chancen mit dieser Verbindung aber nicht schlecht, einen dieser beiden Sitze zu erobern. Falls dies eintritt, müssten wahrscheinlich die Grünen ihren Sitz abgeben. Zumindest, wenn die Wähleranteile in etwa gleich verteilt bleiben.
Nicht abschätzen lassen sich die Auswirkungen der neuen Gruppierungen wie Massvoll oder Aufrecht. Da diese zum ersten Mal antreten, lässt sich schwer abschätzen, wie viele Stimmen sie holen – und welcher anderen Partei sie diese eventuell wegnehmen.
Rekordzahl an Kandidierenden
Der Ansturm auf die sechs Thurgauer Sitze im Nationalrat ist bei diesen Wahlen so gross wie noch nie. Insgesamt wurden 36 Listen mit 210 Kandidatinnen und Kandidaten eingereicht, das sind 75 Personen mehr als bei den Wahlen 2019.
Der Frauenanteil auf den Listen ist mit 37.6 Prozent etwas tiefer als vor vier Jahren. Mit elf Wahllisten hat die Mitte am meisten Listen eingereicht, gefolgt von den Grünliberalen mit acht Listen.