Seit 166 Jahren sind die beiden Walliser Ständeratssitze fest in den Händen der Mitte. Aktuell vertreten Beat Rieder und Marianne Maret das Wallis in der kleinen Kammer. Beide treten wieder an.
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Bild 1 von 4Legende: Beat Rieder wurde 2015 für die Mitte in den Ständerat gewählt. Mit nur 1'481 Stimmen Vorsprung auf Pierre-Alain Grichting (FDP) sicherte er damals für die Mitte den zweiten Sitz. Beat Rieder ist 60-jährig und als Rechtsanwalt tätig Keystone/Anthony Anex
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Bild 2 von 4Legende: Beat Rieder gilt als konservativ, er politisiert rechts der Mitte. Er sprach sich beispielsweise gegen die Ehe für alle aus. Vergangenes Jahr setzte er sich im Bundeshaus für hochalpine Solaranlagen ein. Daher sein Spitzname: «Solarpapst». SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
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Bild 3 von 4Legende: Bei ihr war es noch knapper: Marianne Maret wurde 2019 als erste Walliser Frau in den Ständerat gewählt. Damals setzte sie sich im zweiten Wahlgang mit nur 1'370 Stimmen Vorsprung auf ihren Hauptrivalen Mathias Reynard (SP) durch. KEYSTONE/OLIVIER MAIRE
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Bild 4 von 4Legende: Marianne Maret gehört zum linken Flügel der Mitte-Partei. Im Ständerat setzt sie sich gegen häusliche Gewalt ein und setzte ein Motion durch, die regelmässige Präventionskampagnen fordert. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
Die Mitte ist noch immer die stärkste politische Kraft im Kanton; bei den letzten kantonalen Wahlen holte sie 38 Prozent der Stimmen. Aber ist das genug, um beide Sitze im Ständerat zu beanspruchen?
Die Mitte in Bedrängnis
Seit Jahren versuchen Parteien von links bis rechts, die Doppelvertretung der Mitte zu brechen. Sie wittern ihre Chance, auch weil die ehemalige CVP die kantonale Politik längst nicht mehr dominiert und in den letzten Jahrzehnten stetig Wähleranteile verloren hat. Trotzdem blieben alle Versuche bisher erfolglos. 2019 fehlten Mathias Reynard (SP) nur 1370 Stimmen für die Sensation, und 2015 verpasste Pierre-Alain Grichting (FDP) um 1481 Stimmen die Wahl.
Dieses Jahr treten sieben Kandidierende von fünf Parteien gegen die beiden Amtierenden an. «Beat Rieder sitzt fest im Sattel», so SRF-Wallis-Korrespondentin Ruth Seeholzer. «Er hat bereits vor vier Jahren am meisten Stimmen geholt und ist als Treiber der Solaroffensive mittlerweile auch national bekannt.» Sein Sitz, da sind sich alle Politbeobachter einig, ist nicht gefährdet.
Marianne Maret ist national nie gross in Erscheinung getreten.
Anders der Sitz von Marianne Maret. Vor vier Jahren schaffte die Unterwalliserin die Wahl nur knapp. Dass sie als erste Frau das Wallis im Ständerat vertrete, werde Maret im Wahlherbst nicht viel helfen, so Ruth Seeholzer. «Marianne Maret ist national nie gross in Erscheinung getreten und hat eher im Hintergrund agiert.» Das könnte ihr zum Verhängnis werden, vor allem, sollte Beat Rieder bereits im ersten Wahlgang gewählt werden, und Maret im zweiten ohne ihn antreten müssen.
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Bild 1 von 4Legende: Philippe Nantermod (FDP) will in den Ständerrat. Seit 2015 ist er Nationalrat, davor war er Grossrat im Walliser Kantonsparlament. Bereits vor vier Jahren kandidierte Nantermod für den Ständerat – blieb aber chancenlos. Keystone/Alessandro della Valle
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Bild 2 von 4Legende: Philippe Nantermod ist gemäss Polit-Kennern der einzige Kandidat, der die historische Mitte-Dominanz durchbrechen könnte. Um das zu schaffen, muss der wirtschaftsliberale Unterwalliser aber vor allem im Oberwallis punkten. Dort holte er 2019 nur 1'144 Stimmen. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
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Bild 3 von 4Legende: Auch Nationalrat Jean-Luc Addor will in den Ständerat. Der 59-jährige Advokat sorgte bereits mehrfach mit Äusserungen auf Social Media für Aufsehen. Eine dieser Äusserung zog eine Verurteilung wegen Verstosses gegen die Rassismus-Strafnorm nach sich. Keystone/Alessandro della Valle
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Bild 4 von 4Legende: Jean-Luc Addors Schwerpunkt liegt in der Sicherheitspolitik. Er fordert unter anderem härtere Grenzkontrollen und setzt sich für ein liberales Waffenrecht ein. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
Mit Philippe Nantermod (FDP) und Jean-Luc Addor (SVP) bekommt Marianne Maret Konkurrenz von zwei amtierenden Nationalräten. Vor allem Nantermod werden durchaus Chancen ausgerechnet. «Ihn muss man auf dem Radar haben», so die Wallis-Korrespondentin. Nantermod ist Vize-Präsident der FDP Schweiz und hat sich als Gesundheitspolitiker einen Namen gemacht. Bereits vor vier Jahren wollte der Unterwalliser von der grossen in die kleine Kammer wechseln, gab aber nach dem ersten Wahlgang auf.
Wenig bekannt, wenig Erfahrung
Nun versucht er es zum zweiten Mal. «Nantermod greift mit seiner Kandidatur den Sitz von Marianne Maret an. Er hat klar gemacht, dass er mit Beat Rieder in den Ständerat will.» Um das zu schaffen, ist Nantermod allerdings auf Stimmen aus dem Oberwallis und auch aus dem links-grünen Lager angewiesen. «Vor allem letzteres dürfte wegen seiner Politik aber schwierig werden.»
Und was ist mit SVP-Kandidat Addor? «Jean-Luc Addor ist als Hardliner bekannt, der stark polarisiert.» Eigenschaften, die eine Wahl in den Ständerat erschweren. «Dazu kommt, dass er rechtskräftig wegen Rassendiskriminierung verurteilt ist», so Ruth Seeholzer.
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Bild 1 von 10Legende: Die SP Oberwallis tritt mit ihrer Sektionspräsidentin Claudia Alpiger an. Die 34-jährige Politologin Claudia Alpiger ist seit 2021 Suppleantin im Grossen Rat und seit diese Jahr Briger Stadträtin. ZVG/SP Oberwallis
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Bild 2 von 10Legende: Claudia Alpiger sieht sich selbst als «junge, linke und weibliche Alternative» zum amtierenden Oberwalliser Ständerat Beat Rieder. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
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Bild 3 von 10Legende: Für die SP-Unterwallis kandidiert Aferdita Bogiqi. Die 50-Jährige ist Sozialarbeiterin und politisiert seit 2021 in der Stadtregierung von Monthey. ZVG/SP Unterwallis
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Bild 4 von 10Legende: Aferdita Bogiqi will sich als Ständerätin für «die Verteidigung eines offenen und solidarischen Wallis» einsetzen. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
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Bild 5 von 10Legende: Céline Dessimoz geht für die Grünen ins Rennen. Die 41-jährige Unterwalliserin sitzt seit 2017 im Grossen Rat und führt dort die Fraktion der Grünen. Ihr Beruf: Pflegefachfrau und Buchhalterin. ZVG/Grüne
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Bild 6 von 10Legende: Céline Dessimoz liegt insbesondere die sogenannte Umweltgesundheit am Herzen, also beispielsweise eine gute Luft-, Wasser- oder Bodenqualität. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
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Bild 7 von 10Legende: Die im Mai 2020 offiziell gegründete Grünliberale Partei (GLP) setzt im ersten Ständeratswahlkampf auf Jeannette Salzmann. Die Oberwalliserin ist 51-jährig und ist als Tanzlehrerin und Chemielaborantin tätig. ZVG/GLP Wallis
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Bild 8 von 10Legende: Jeannette Salzmann hat kein politisches Amt inne. Im Stöckli will sie sich für eine «pragmatisch nachhaltige Ökologie» einsetzen. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
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Bild 9 von 10Legende: Im Unterwallis setzt die GLP auf Philippe Jansen. Der 28-jährige ist zweisprachig und arbeitet als Kriminalanalytiker beim Bundesamt für Polizei. ZVG/GLP Wallis
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Bild 10 von 10Legende: Philippe Jansen ist Gründungsmitglied der GLP Wallis und hat kein politisches Amt inne. Er setzt sich für ein «innovatives und modernes Wallis» ein. SMARTVOTE.CH/SOTOMO.CH
Wenig Chancen dürften auch die restlichen fünf Kandidierenden haben: Claudia Alpiger und Aferdita Bogiqi von der SP, Céline Dessimoz von den Grünen, und Jeannette Salzmann und Philippe Jansen von den Grünliberalen.
Niemand von ihnen ist überregional bekannt, einige wurden noch nie in ein politisches Amt gewählt. «Alles spricht dafür, dass die Mitte ihre historische Dominanz verteidigen kann», ist Ruth Seeholzer überzeugt. «Nicht zuletzt auch, weil ihre Kandidierenden vom Bisherigenbonus profitieren.»