Acht Jahre lang hat das Duo Daniel Jositsch (SP) und Ruedi Noser (FDP) den Kanton Zürich im Ständerat vertreten. Nun aber kommt Bewegung in die Sache. Jositsch will eine weitere Amtszeit anhängen. Noser aber tritt bei den Ständeratswahlen im Oktober nicht mehr an. Das verspricht einen spannenden Wahlkampf.
Die FDP will ihren Sitz verteidigen und schickt dazu Regine Sauter ins Rennen. Die 57-Jährige ist seit bald acht Jahren Nationalrätin, zuvor sass sie für die FDP im Zürcher Kantonsrat. Zudem ist sie auch Direktorin der Zürcher Handelskammer. Dieses Amt gibt sie jedoch per Ende Jahr ab.
Ein Zweckbündnis zwischen den Bürgerlichen
Um die eigenen Chancen für den Ständeratssitz zu erhöhen, spannt die FDP bei den Wahlen mit der SVP zusammen. Es gehe um wahltaktische Überlegungen, erklärte der Präsident der Zürcher FDP, Hans-Jakob-Boesch, im Juni an deren Delegiertenversammlung: «Mit der SVP ist es ein Zweckbündnis.»
Das Ziel sei, das bürgerliche Lager sowohl im National- als auch im Ständerat zu stärken. Beim Ständerat soll sich nach dem ersten Wahlgang diejenige Person zurückziehen, die weniger Stimmen erhalten hat.
Auch die SVP hat nämlich einen Kandidaten für die Ständeratswahlen nominiert und setzt mit Nationalrat Gregor Rutz ebenfalls auf ein bekanntes Aushängeschild. Der 50-Jährige ist Inhaber einer Agentur für Kommunikations- und Strategieberatung.
Wenn sich FDP und SVP im zweiten Wahlgang einigen können, holt ihre Kandidatin oder ihr Kandidat den Sitz.
Neben FDP und SVP versuchen jedoch weitere Parteien, einen Sitz in der kleinen Kammer zu erobern. Für die Grünliberalen soll es die 44-jährige Nationalrätin Tiana Angelina Moser richten. Für die Grünen Daniel Leupi, der 57-jährige Finanzvorsteher der Stadt Zürich.
Für die Mitte tritt Philipp Kutter an. Der 48-jährige Kommunikationsberater und Stadtpräsident von Wädenswil hatte im Februar einen schweren Skiunfall. Seither sind seine Beine und sein rechter Arm gelähmt. Dennoch hält er an seiner Ständeratskandidatur fest.
Der Unfall brachte ihm viel mediale Aufmerksamkeit. Gemäss einer ersten Umfrage liegt er weit vorne und könnte ein Wort mitreden. Was eher überrascht, da die Mitte im Kanton Zürich mit sechs Prozent Wähleranteil eine Kleinpartei ist.
Die EVP schickt den 53-jährigen Nik Gugger erneut ins Rennen. Die Partei der Arbeit ihrerseits hat mit Rita Maiorano und Sevin Senem Satan zwei Frauen nominiert. Und auch drei parteilose Kandidaten treten an: Peter Vetsch und Bernhard Schmidt, der sich immer wieder kritisch gegen Wachstum geäussert hat. Jüngster Kandidat ist mit Jahrgang 1998 Jonathan Ravindran – alle wohl ziemlich chancenlos.
Bürgerliche können Sitz vermutlich verteidigen
Der bisherige SP-Ständerat Jositsch hat gute Chancen und könnte allenfalls sogar im ersten Wahlgang wiedergewählt werden, so die Einschätzung von Dominik Steiner, Zürich-Korrespondent von Radio SRF. Vorausgesetzt, die Diskussion um sein Vorpreschen bei der Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga habe ihm nicht zu sehr geschadet.
Für den Bundesrat interessiert sich Daniel Jositsch nach wie vor. Er hat seine Kandidatur für die Nachfolge von Alain Berset bekannt gegeben. Jedoch steht vor der Bundesratswahl im Dezember zuerst die Wahl in den Ständerat am 22. Oktober an.
Dann ist möglicherweise noch nicht alles klar, denn die Entscheidung um den zweiten Sitz wird ziemlich sicher in einem zweiten Wahlgang fallen. Und da ist noch vieles offen. Wobei das bürgerliche Lager gute Chancen hat: «Wenn sich FDP und SVP im zweiten Wahlgang einigen können, holt ihre Kandidatin oder ihr Kandidat den Sitz», sagt Steiner.
Sollten sich jedoch die Bürgerlichen auch im zweiten Wahlgang gegenseitig die Stimmen streitig machen, könnte davon Kutter oder allenfalls GLP-Kandidatin Moser profitieren.