Tiana Moser hat es geschafft. Sie hat ihren Kontrahenten Gregor Rutz überholt. Mit einem Resultat, das in seiner Deutlichkeit überrascht. Die Grünliberale holt den zweiten Zürcher Ständeratssitz dank ihres politischen Profils und ihrer Persönlichkeit – und dank des geballten Anti-SVP-Reflexes.
Von ganz links (AL) bis weit in die Mitte (Mitte-Frauen) hat sich eine breite Allianz hinter die 44-Jährige gestellt. Mit dem Ziel, den SVP-Kandidaten zu verhindern. Was gelungen ist. Damit stellen die Bürgerlichen nach Jahrzehnten im Wirtschaftskanton Zürich keinen Ständerat mehr. Eine herbe Schlappe.
Rutz fehlten Stimmen aus der Mitte
Die Ausgangslage hat den Grünliberalen in die Hände gespielt. Die SP hatte mit dem Bisherigen Daniel Jositsch ihren Sitz bereits im ersten Wahlgang gesichert, die Grünen zogen sich zugunsten der GLP zurück.
So konnte sich das linke Lager mit vereinter Stimme dafür einsetzen, Tiana Moser zu wählen und Gregor Rutz zu verhindern. Den Kandidaten, der das Etikett «SVP-Hardliner» selber als Kompliment versteht. Und Moser brachte die linken Wählerinnen und Wähler an die Urne. In der Stadt Zürich beispielsweise holte Moser über 70 Prozent der Stimmen.
Doch Moser punktete nicht nur in den Städten. Auch in der Agglomeration und in ländlichen Gemeinden war sie überraschend stark. Was für sie spricht, aber auch als Zeichen gegen Gregor Rutz gelesen werden kann. Er hat nur wenige Stimmen mehr geholt als im ersten Wahlgang, konnte also nicht gross über SVP und FDP hinaus mobilisieren. Gerade Stimmen aus der Mitte-Partei haben ihm offensichtlich gefehlt. Man müsse jetzt über die Bücher, sagte Rutz nach seiner Nicht-Wahl, angesprochen auf den bürgerlichen Zusammenhalt.
Bürgerliche standen nicht geschlossen hinter Rutz
Während Mitte-Links geeint hinter Moser stand, waren die Dissonanzen im bürgerlichen Lager unüberhörbar. Was auch mit der Frauenfrage zusammenhängen könnte. Nicht nur scherten die Mitte-Frauen aus und stellten sich hinter die Grünliberale. Auch die FDP-Frauen verweigerten Rutz die offizielle Unterstützung aus Enttäuschung darüber, dass sich die weibliche FDP-Kandidatin Regine Sauter auf Druck der Wirtschaftsverbände zurückziehen musste. Und einzelne FDP-Exponentinnen wechselten gar ins Komitee von Tiana Moser.
Die Strategie der Bürgerlichen ist gescheitert. Gregor Rutz ereilt dasselbe Schicksal wie vor ihm die SVP-Kandidaten Christoph Blocher, Ueli Maurer und Roger Köppel. Doch im Unterschied zu den vergangenen drei Kandidaturen verliert dieses Mal nicht nur die SVP, sondern das gesamte bürgerliche Lager. Denn nun vertritt keine Stimme aus der SVP und der FDP den Wirtschaftsmotor Zürich in der kleinen Kammer.
Dafür stellt mit Tiana Moser die GLP wieder eine Ständerätin. Nach Verena Diener hat sich die GLP in ihrer Hochburg Zürich zurückgekämpft ins Stöckli. Dank ihrer Stärke – und mangelnder Einigkeit auf bürgerlicher Seite.