Acht Jahre lang wurde der Kanton Luzern von fünf Männern regiert, doch nach dem heutigen Wahltag steht fest: Künftig wird wieder mindestens eine Frau Einsitz nehmen im Luzerner Regierungsrat. Mitte-Kandidatin Michaela Tschuor holt 58'008 Stimmen und erreicht damit komfortabel das absolute Mehr.
Und nicht nur das: Die 45-jährige Juristin, die erst seit gut einem Jahr im Kantonsrat sitzt, liegt mit ihrem Resultat auch nur knapp hinter den beiden Bisherigen, die erneut antraten und ihre Wiederwahl problemlos schafften. Das beste Resultat machte Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdirektor Fabian Peter (FDP) mit 59'586 Stimmen. Hinter ihm liegt Finanzdirektor Reto Wyss (Mitte) mit 58'408 Stimmen.
Mit einem so guten Resultat habe sie nicht gerechnet, sagte Michaela Tschuor bei ihrem Eintreffen im Luzerner Regierungsgebäude.
Die gemeinsame Wahlkampagne mit Parteikollege Reto Wyss habe dabei sicher geholfen – doch wichtig sei auch die Geschlechterfrage gewesen: «Es war die richtige Zeit für eine Frau», sagte sie. «Der Luzerner Bevölkerung ist es wichtig, dass der Regierungsrat ein gemischtes Gremium ist, in dem auch die Frauen vertreten sind.»
Es war die richtige Zeit für eine Frau.
Eine Zitterpartie erlebte SVP-Kandidat Armin Hartmann. Er lag mit seiner Stimmenzahl lange knapp unter der Hürde des absoluten Mehrs, schaffte dann mit einigen Dutzend Stimmen den Sprung darüber – und verpasste die Wahl im ersten Durchgang schliesslich doch.
Hartmann, der für die SVP den Sitz des abtretenden Sicherheitsdirektors Paul Winiker verteidigen will, holte 50'225 Stimmen. «Das ist ein gutes Ergebnis, darauf kann man im zweiten Wahlgang aufbauen», sagte er nach Bekanntgabe der Schlussresultate – und liess keinen Zweifel offen, dass er nochmals antreten wird.
Von den fünf Sitzen in der Luzerner Regierung sind damit bislang drei vergeben – das Rennen um die beiden verbleibenden Sitze wird am 14. Mai in einem zweiten Wahlgang entschieden.
Rückkehr der SP in die Regierung ist weiterhin offen
Dann wird sich auch zeigen, ob der SP nach acht Jahren die Rückkehr in die Regierung gelingt. Genau wie Armin Hartmann von der SVP ist nämlich auch SP-Kandidatin Ylfete Fanaj unter dem absoluten Mehr geblieben: Sie holte 39'442 Stimmen und landete auf dem fünften Platz.
Der Abstand zu den übrigen Kandidierenden ist dann aber deutlich: Hinter Fanaj liegen Claudia Huser von der GLP mit 28'805 und Christa Wenger von den Grünen mit 28'109 Stimmen. Danach verringern sich die Stimmenzahlen weiter – die Jungparteien und ein parteiloser Kandidat bleiben bei der Wahl in die Luzerner Regierung chancenlos.
Entsprechend wertet Ylfete Fanaj ihr Wahlresultat als «hervorragendes Ergebnis»: «Die SP musste in ihrer Geschichte immer in den zweiten Wahlgang, das ist nichts Aussergewöhnliches. Aber das Resultat zeigt, dass Luzern wieder bereit ist für einen linken Sitz in der Regierung.»
Wer alles nochmals antritt, ist noch unklar
Bis zum zweiten Wahlgang werden die Karten allerdings nochmals neu gemischt. So ist etwa offen, ob GLP-Kandidatin Claudia Huser nochmals antritt. Die Partei wird dies in der nächsten Zeit noch entscheiden, Huser selber zeigt sich «motiviert für einen zweiten Wahlgang».
Unklar ist auch, ob die Grünen in eine zweite Runde steigen. Kandidatin Christa Wenger konnte am Wahlsonntag dazu noch keine Angaben machen – liess aber durchblicken, dass sie ein besseres Resultat erwartet hatte.