Die Ausgangslage verspricht Spannung, denn drei der sieben bisherigen Staatsrätinnen und Staatsräte treten bei den Wahlen im Kanton Freiburg nicht wieder an. Die aktuell einzige Frau unter ihnen, Anne-Claude Demierre (SP), sowie Georges Godel (Mitte) und Maurice Ropraz (FDP) treten zurück, womit fast die Hälfte der Regierung ausgewechselt wird.
In jeder bisherigen Regierungspartei wird ein Sitz frei. Die Mitte stellt aktuell insgesamt drei Staatsräte, die FDP und SP je zwei. Wobei: Rein rechnerisch hat die Mitte keinen Anspruch auf drei Sitze, die FDP nicht auf zwei. Die FDP hatte bei den letzten Parlamentswahlen gar einen tieferen Wähleranteil als die SVP, die seit 25 Jahren nie mehr einen Sitz im Staatsrat hatte.
Vier Bisherige Staatsräte treten erneut an
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Bild 1 von 8. Der 51-jährige Didier Castella (FDP) wohnt im Greyerzbezirk, in Pringy. Seit 2018 leitet er die Direktion für Institutionen, Land- und Forstwirtschaft. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. Didier Castella geht bei der liberalen Wirtschaftspolitik und Gesellschaft weniger weit als die FDP im Schnitt. Dafür ist ihm ein strengeres Gesetz wichtig. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 3 von 8. Der 49-jährige Olivier Curty (Mitte) wohnt im Seebezirk, in Murten. Er ist seit 2016 Volkswirtschaftsdirektor. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 8. Olivier Curty politisiert auf seiner Parteilinie. Ihm sind jedoch eine restriktive Finanzpolitik und eine offene Aussenpolitik wichtiger als im Schnitt der Mitte-Partei. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 5 von 8. Der 59-jährige Jean-Pierre Siggen (Mitte) wohnt in der Stadt Freiburg. Er ist der am längsten amtierende Staatsrat – seit 2013 Erziehungs-, Kultur- und Sportdirektor. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Jean-Pierre Siggen weicht insbesondere beim Umweltschutz und Sozialstaat von der Parteilinie ab. Bei der liberalen Wirtschaftspolitik hingegen geht er weiter. Von den drei Kandidaten ist er am weitesten rechts. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 7 von 8. Der 60-jährige Jean-François Steiert (SP) wohnt in der Stadt Freiburg. Er leitet seit 2016 die Raumplanungs-, Umwelt- und Baudirektion. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 8. Jean-François Steiert politisiert auf seiner Parteilinie. Ihm ist eine offene Aussenpolitik wichtiger als im Schnitt der SP. Er positioniert sich weniger links als die beiden anderen Kandidatinnen der SP. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Insgesamt neun Frauen und zehn Männer kämpfen um einen der Sitze. Im Rennen: die vier Bisherigen Didier Castella (FDP), Olivier Curty (Mitte), Jean-Pierre Siggen (Mitte) und Jean-François Steiert (SP). Sie haben gute Chancen, ihren Sitz zu verteidigen.
Kaum bekannt
Zwei der drei Regierungsparteien setzen neben ihren Bisherigen nur auf eine neue Kandidatur. Die Mitte will ihren frei werdenden Sitz mit Luana Menoud-Baldi verteidigen. Die gebürtige Tessinerin hat bisher kein politisches Amt und ist entsprechend wenig bekannt in der Freiburger Politik.
Neuer Kandidat bei der FDP ist Romain Collaud, der seine politische Karriere bereits mit 17 Jahren bei den Jungliberalen begann. Seit drei Jahren ist er im Kantonsparlament, wo bereits sein Vater war. Wäre er eine Frau, hätte er noch die grösseren Chancen, meint Collaud.
Neue Kandidierende der Mitte, FDP und GLP
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Bild 1 von 8. Die 50-jährige Luana Menoud-Baldi wohnt im Glanebezirk, in Sommentier, und ist Museumsdirektorin im Fort de Chillon. Bildquelle: SRF/Oliver Kempa.
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Bild 2 von 8. Luana Menoud-Baldi politisiert nach ihrer Parteilinie. Ihr ist der Umweltschutz weniger wichtig als im Schnitt der Mitte. Im Vergleich zu den anderen Mitte-Kandidaten ist sie die konservativste. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 3 von 8. Der 37-jährige Romain Collaud (FDP) wohnt im Glanebezirk, in Massonnens, und ist Finanzökonom. Er präsidiert die FDP-Fraktion im Grossen Rat. Bildquelle: SRF/Oliver Kempa.
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Bild 4 von 8. Romain Collaud politisiert auf der Parteilinie der FDP, wobei ihm eine liberale Wirtschaftspolitik und eine offene Aussenpolitik wichtiger sind. Er positioniert sich liberaler als Didier Castella. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 5 von 8. Der 28-jährige Loris Grandjean (GLP) wohnt in der Stadt Freiburg. Er ist Doktorand in Psychologie und macht die Ausbildung zum Psychotherapeuten. Bildquelle: SRF/Oliver Kempa.
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Bild 6 von 8. Loris Grandjean ist eine liberale Gesellschaft wichtiger als im Schnitt den Grünliberalen. Hingegen bei der Migrationspolitik ist er weniger restriktiv. Er positioniert sich weiter links als Irene Bernhard. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 7 von 8. Die 42-jährige Irene Bernhard wohnt in Villars-sur-Glâne und arbeitet als Rechtsanwältin. Sie war von 2016 bis 2020 Präsidentin der GLP Kanton Freiburg. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 8. Irene Bernhard ist eine offene Aussenpolitik wichtiger als im Schnitt der GLP. Dafür geht sie beim ausgebauten Sozialstaat weniger weit. Sie positioniert sich von allen Kandidatinnen und Kandidaten am liberalsten. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Kaum eine Rolle dürften die Grünliberalen spielen. Sie kamen bei den letzten Parlamentswahlen auf einen Wähleranteil von 1.8 Prozent. Für die GLP tritt Irene Bernhard nach 2016 erneut zu den Staatsratswahlen an, dazu auch Loris Grandjean, der die junge GLP gründete und bereits für den Nationalrat kandidierte.
Nur eine Listenverbindung
Einzig die linke Seite tritt mit einer gemeinsamen Liste an – SP, Grüne, CSP. Die SP stellt zwei neue Kandidatinnen. Die bekannteste: Valérie Piller Carrard, die vor zehn Jahren – mitten im Mutterschaftsurlaub – in den Nationalrat gewählt wurde. Zuvor war sie zehn Jahre im Grossen Rat. Bei der Staatsrats-Ersatzwahl 2018 unterlag sie. Bei diesen Wahlen trat sie erst an, als sich Christian Levrat wieder zurückzog.
Die neuen linken Kandidierenden
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Bild 1 von 8. Die 43-jährige Valérie Piller Carrard wohnt in Cheyres am Neuenburgersee. Nach der KV-Lehre arbeitete sie in der Immobilienbranche. Seit ihrer Wahl 2011 in den Nationalrat hat sie sich auf Politik und Familie fokussiert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. Valérie Piller Carrard politisiert auf ihrer Parteilinie. Sie positioniert sich eher für eine liberalere Gesellschaft, dafür weniger für strenge Gesetze. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 3 von 8. Die 34-jährige Alizée Rey (SP) wohnt im Saanebezirk, in Villars-sur-Glâne und ist gelernte Juristin. Sie ist Präsidentin der SP Kanton Freiburg. Bildquelle: SRF/Oliver Kempa.
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Bild 4 von 8. Alizée Rey politisiert von allen Kandidierenden am meisten links. Sie positioniert sich für eine sehr liberale Gesellschaft und eine nicht restriktive Finanzpolitik. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 5 von 8. Die bald 50-jährige Sylvie Bonvin-Sansonnens (Grüne) aus dem Broye-Bezirk, aus Rueyres-les-Prés war Journalistin und arbeitet nun als Bio-Landwirtin. Bildquelle: SRF/Oliver Kempa.
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Bild 6 von 8. Sylvie Bonvin-Sansonnens politisiert praktisch identisch wie die Grünen im Schnitt. Lediglich bei der Migrationspolitik ist sie noch weniger restriktiv. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 7 von 8. Die 45-jährige Sophie Tritten wohnt in Vuisternens-en-Ogoz im Saanebezirk. Die Juristin ist Generalsekretärin der VOPSI, des Verbandes der Organisationen des Personals der Sozialen Institutionen des Kantons. Sie ist Präsidentin der Partei Mitte Links-CSP Freiburg. Bildquelle: zvg/Sophie Tritten.
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Bild 8 von 8. Das Profil von Sophie Tritten ist sehr ähnlich wie jenes der SP-Kandidatinnen und -Kandidaten, wobei sie einer restriktiven Finanzpolitik und strengeren Gesetzen etwas mehr zustimmt. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Neben ihr tritt die Kantonalpräsidentin der SP, Alizée Rey, an und auch die CSP steigt mit ihrer Kantonalpräsidentin ins Rennen, mit Sophie Tritten. Für die Grünen soll Grossrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens den Sitz holen. Die Grünen waren mit Marie Garnier bisher einmal im Staatsrat vertreten, bis sie 2018 zurücktrat. Die Grünen holten sich bei den letzten eidgenössischen Wahlen einen Freiburger Sitz im Nationalrat.
Alleingang der SVP
Doch auch die SVP will den Sprung in die Regierung schaffen. Vom Wähleranteil von fast 20 Prozent her hätte die SVP Anspruch auf einen Sitz, sie ist jedoch seit 1996 nicht mehr im Staatsrat vertreten. Raphaël Rimaz war der erste und bisher einzige SVP-Politiker in der Kantonsregierung.
Die SVP setzt auf den Alleingang und tritt mit einem Viererticket an – mit drei Männern und einer Frau: den drei Grossratsmitgliedern Gilberte Schär, Adrian Brügger und Philippe Demierre sowie David Papaux, Generalrat der Stadt Freiburg.
Die Kandidierenden der SVP
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Bild 1 von 8. Der 40-jährige Adrian Brügger (SVP) wohnt im Sensebezirk, in Düdingen und arbeitet als Landwirt. Er sitzt im Grossrat und im Generalrat von Düdingen. Bildquelle: SRF/Oliver Kempa.
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Bild 2 von 8. Adrian Brügger politisiert auf der Parteilinie, wobei er den Sozialstaat weniger stark ausbauen will wie die SVP im Schnitt. Sein Profil ist das liberalste auf dem Viererticket. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 3 von 8. Der 53-jährige Philippe Demierre wohnt im Glanebezirk, in Ursy. Der gelernte Landwirt arbeitet als Verwaltungsverantwortlicher beim Freiburger Spital HFR. Er ist Grossrat und Vize-Gemeindepräsident von Ursy. Bildquelle: zvg/Philippe Demierre.
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Bild 4 von 8. Philippe Demierre politisiert von allen Kandidierenden am meisten rechts-konservativ. Zusammen mit David Papaux geht er bei der restriktiven Migrationspolitik weiter als der Schnitt der SVP. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 5 von 8. Die 61-jährige Gilberte Schär wohnt in Murten und arbeitet als Immobilienbewirtschafterin. Sie ist Grossrätin und war Generalrätin von Murten. Bildquelle: zvg/Gilberte Schär.
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Bild 6 von 8. Die einzige Frau auf der Liste politisiert nach der Parteilinie. Bei der Finanzpolitik ist sie restriktiver und in Wirtschaftsfragen eher liberaler. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 7 von 8. Der 40-jährige David Papaux wohnt in der Stadt Freiburg. Er ist Anwalt und Verwaltungsrat der Metzgerei seines Vaters. Bekannt wurde er wegen seiner sportlichen Erfolge im Judo. Bildquelle: zvg/David Papaux.
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Bild 8 von 8. David Papaux positioniert sich ähnlich rechts und konservativ wie Philippe Demierre. Besonders restriktiv ist er bei der Migrationspolitik. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Auch kleinere Parteien mischen im Wahlkampf mit. Für die Künstlerpartei tritt Claudio Rugo an. Und für die Liste Direkte Demokratie, Spiritualität und Natur Nicole Ayer und Michèle Courant.
Künstler- und Coronapartei
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Bild 1 von 4. Der 55-jährige Claudio Rugo wohnt in der Stadt Freiburg, wo er seit 2016 im Stadtparlament sitzt. Rugo ist Jazzmusiker und Gründer der Künstlerpartei, für die er bei bei den Staatsrats- und den Grossratswahlen antritt, dazu bei den Wahlen für das Oberamt Saane. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 4. Claudio Rugo positioniert sich sehr ähnlich wie die Grüne Sylvie Bonvin-Sannsonens. Ihm ist ein ausgebauter Sozialstaat besonders wichtig, ebenso wie eine liberale Gesellschaft und der Umweltschutz. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
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Bild 3 von 4. Nicole Ayer aus La Tour-de-Trême arbeitet in Bulle als Massage-Therapeutin. Sie will laut eigenen Angaben dem Volk die Souveränität zurückgeben. Bildquelle: zvg/Nicole Ayer.
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Bild 4 von 4. Nicole Ayer ist die einzige auf der Liste, welche ein Smartvote-Profil ausgefüllt hat. Ihr ist der ausgebaute Sozialstaat wichtig. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.