- Bei der Wahl in die Regierung des Kantons Neuenburg ist keiner der Kandidierenden im ersten Wahlgang gewählt worden.
- Die beiden bisherigen FDP-Staatsräte Alain Ribaux (18'630 Stimmen) und Laurent Favre (18'520), erhielten die meisten Stimmen, gefolgt vom bisherigen Laurent Kurth (SP) mit 16'890 Stimmen.
- Das absolute Mehr betrug 21'790 Stimmen.
Die Rangplätze 4 und 5 im fünfköpfigen Neuenburger Staatsrat belegen die beiden Frauen Florence Nater (SP) mit 13'996 Stimmen und die FDP-Kandidatin Crystel Graf mit 12'576 Stimmen.
Für die SP machte Florence Nater ein gutes Resultat – allerdings mit gemischten Gefühlen. «Mit dem Resultat der Linken haben wir das Risiko, dass unsere Mehrheit in der Regierung fallen könnte. Das schmälert meine Freude etwas», sagte Nater der «Tagesschau».
Grund dafür ist das überraschend gute Abschneiden der liberalen Crystel Graf. Sie könnte für die FDP einen dritten Sitz auf Kosten der SP holen. Die Bevölkerung brauche eine pragmatische Politik. «Sie hat begriffen, dass es mehr Ökologie und Nachhaltigkeit braucht, aber ohne Steuern und Verbote, die den Bedürfnissen der Bevölkerung nicht Rechnung tragen», sagte Graf.
Grünen unter den Erwartungen
Weniger gut als erwartet haben hingegen die Grünen abgeschnitten mit ihrem Kandidaten Roby Tschopp (11'623 Stimmen) auf dem Platz 7. Den Grünen war zugetraut worden, dass sie gar einen Regierungssitz der SP erobern könnten.
«Die Grüne Welle konsolidiert sich und wir verbessern uns verglichen mit unserer Stärke vor vier Jahren. Das ist auch ein grüner Schub», sagte Tschopp. Tschopp liegt noch hinter dem dritten SP-Kandidaten, Frédéric Mairy, der auf 11'700 Stimmen kam.
Die «grüne Welle» habe in Neuenberug offensichtlich etwas an Fahrt verloren, sagt Korrespondent Rolf Dietrich. Dafür gebt es gleich mehrere Erklärungen: «Die Grünen traten mit einem unbekannten, bereits etwas älteren Mann an und konnten mit ihm junge Wählerinnen wohl nur ungenügend ansprechen.»
Zweitens seien die Grünen im Wahlkampf betont selbstbewusst aufgetreten, vielleicht zu selbstbewusst so Dietrich: «Vielleicht etwas zu selbstbewusst, denn sie verzichteten auf eine gemeinsame Liste mit ihrer Bündnispartnerin SP und stiessen diese damit vor den Kopf.»
Und drittens hätten die Grünen bereits vor den Wahlen das Bau- und Umweltdepartement für sich reklamiert. Ein Schlüsseldepartement, das in den Händen eines freisinnigen Staatsrats liegt. Für Dietrich hinterliess das bei vielen Wählerinnen und Wählern den Eindruck einer gewissen Überheblichkeit.
Geringe Wahlbeteiligung trotz 21 Kandidierenden
Der zweite Wahlgang um all fünf Regierungssitze findet am 9. Mai statt. Die durchschnittliche Wahlbeteiligung lag bei 32.09 Prozent. Im Jahr 2017 waren es bei der Staatsratswahl noch 34.2 Prozent.
Insgesamt kandidierten 21 Personen, 12 Männer und neun Frauen, für einen Sitz im Staatsrat. Mehrere Parteien haben Frauen als Kandidatinnen aufgestellt, um ihnen mehr Präsenz für die Wahlen in den Grossen Rat zu verschaffen. Dies gilt insbesondere für die Grünen, die Partei der Arbeit (PdA/POP), die Mitte und das linke Bündnis SolidaritéS.