In vier Kantonen kam es 2024 bislang zu Gesamterneuerungswahlen. Die SVP legte in Uri, Schwyz und St. Gallen zu und führte ihren Siegeszug seit den nationalen Wahlen im vergangenen Herbst fort. In Schwyz und St. Gallen baute die Partei ihre ohnehin schon vorhandene Vormachtstellung gar noch aus.
Etwas, was sich auch die Thurgauer SVP zum Ziel setzte. Zu den bestehenden 45 von 130 Sitzen sollten im Grossen Rat fünf dazu kommen. Doch das Vorhaben erlitt Schiffbruch: Statt zu jubeln, verlor sie drei Sitze. Ein Grossteil der SVP-Delegation verliess das Wahlzentrum in Frauenfeld unmittelbar nach Bekanntwerden des Resultats.
Klar ist: Es ist ein Verlust auf sehr hohem Niveau. Die SVP ist und bleibt die mit grossem Abstand stärkste Partei im Kanton. Die Parteistärke im Kanton konnte die Partei gar um 0.1 Prozentpunkte steigern (jetzt 32.5 Prozent). Dass es trotzdem zu Sitzverlusten kam, hängt wohl mit einer fehlenden Listenverbindung zusammen.
Hinzu kommt, dass die SVP ihre beiden Regierungssitze halten konnte. Die erste Reaktion von Parteipräsident Ruedi Zbinden zu den Sitzverlusten im Parlament war trotzdem: «Das ist nicht gut.» Auf der Spurensuche nach Erklärungen spricht er über die Mobilisierung, die an einem Sonntag ohne eidgenössische Abstimmungen oder Wahlen schwieriger ist.
Tiefe Wahlbeteiligung, keine Listenverbindung
Dementsprechend tief fiel auch die Wahlbeteiligung aus. Diese lag bei knapp über 30 Prozent. Bei den nationalen Wahlen im Herbst lag sie im Thurgau bei 46.6 Prozent. Und bei den kantonalen Wahlen in Uri, Schwyz und St. Gallen lag die Wahlbeteiligung ebenfalls deutlich höher, weil an jenem 3. März die Abstimmung über die 13. AHV-Rente viele Wählerinnen und Wähler an die Urnen lockte.
Eine weitere mögliche Erklärung für den Verlust der SVP: Dieses Mal trat die Partei ohne Listenverbindung zu den Wahlen an. Eine solche konnte die SVP bei den vergangenen Wahlen jeweils mit der EDU eingehen. Dank der EDU-Stimmen hätte die SVP allenfalls einen oder zwei Sitze weniger verloren.
Wahlerfolg für Verein Aufrecht
Die EDU verbandelte sich mit der Gruppierung Aufrecht. Ihr gelang gleich bei ihrer ersten Wahlteilnahme im Thurgau der Sprung in den Grossen Rat. Zum ersten Mal überhaupt ist Aufrecht, ein Verein, der aus Massnahmenkritikerinnen und -kritikern während der Corona-Pandemie hervorging, in der Schweiz in einem kantonalen Parlament vertreten.