Zum Inhalt springen

Wahlen Kanton Wallis Trotz zwei freien Sitzen: wenig Kandidierende für die Regierung

Das Wallis wählt am 2. März eine neue Regierung. Obwohl zwei von fünf Sitzen im Staatsrat frei werden, kandidieren nur sechs Personen. Eine Auslegeordnung.

Die Ausgangslage für die Staatsratswahlen verspricht auf den ersten Blick viel Spannung: Zwei der fünf Sitze in der Walliser Regierung werden im März neu besetzt.

40-Jahre-Tief

Im Herbst 2024 haben zwei Staatsräte überraschend angekündigt, nicht mehr antreten zu wollen: zuerst Frédéric Favre von der FDP, dann einen Tag später Roberto Schmidt von der sozialliberalen Mittepartei «Neo».

Trotzdem kämpfen nur sechs Kandidierende um einen der fünf Regierungssitze. So wenig Kandidierende gab es seit mindestens vierzig Jahren nicht mehr. Warum treten nicht mehr zur Regierungswahl an?

Sicherheit anstatt Angriff

Das Tief an Kandidaturen liegt an den Regierungsparteien. Ihr Ziel: die Macht verwalten. Ihre Strategie: kein unnötiges Risiko eingehen.

Die bisherigen Walliser Staatsräte

Die FDP verteidigt ihren Sitz mit Grossrat Stéphane Ganzer. Die Partei will mit der Einzelkandidatur ihre Kräfte bündeln und vermeiden, dass sich die Parteistimmen auf zwei Kandidaten aufteilen.

Auch die Mitte greift nicht an: Sie setzt auf ein Zweierticket mit dem amtierenden Staatsrat Christophe Darbellay und Franziska Biner, Grossrätin und Parteichefin der Mitte Oberwallis. Mit ihnen sollen die beiden Sitze – und damit auch der frei werdende «Neo»-Sitz – bei der politischen Mitte bleiben.

Warum die Neo nicht antritt

Box aufklappen Box zuklappen

Die beiden «Schwesterparteien» Neo und die Mitte Oberwallis spannen bei grossen Wahlen wie Staatsrats- oder Ständeratswahlen zusammen. Mit dem Ziel, gemeinsam einen Sitz für die deutschsprachige Minderheit im Oberwallis zu holen.

Nach dem Rücktritt ihres Staatsrates Roberto Schmidt machte die Neo klar, dass sie diesen Sitz verteidigen will. Trotzdem wurde in der Öffentlichkeit schnell Franziska Biner, Präsidentin der Mitte Oberwallis, als Nachfolgerin von Roberto Schmidt gehandelt.

In einer gemeinsamen Sitzung «informierte» schliesslich die Mitte Oberwallis die Neo darüber, bei der Wahl auf Biner setzen zu wollen. Ein Dreierticket – mit zwei Mitte-Kandidaturen und zusätzlich einer Neo-Kandidatur – schloss die Mitte aus.

Die Neo wäre bei einer Kandidatur aber auf die Unterstützung der Mitte angewiesen: Die Partei, welche es nur im Oberwallis gibt, ist zu klein, um alleine die nötigen Stimmen für einen Neo-Staatsrat zu holen.

Die Mitte-Kräfte haben vor vier Jahren die absolute Mehrheit im Walliser Staatsrat verloren. Seither hat die Partei zwei Sitze in der Walliser Regierung; die SVP, die FDP und die SP jeweils einen.

Grüne wollen in den Staatsrat

Die SVP geht im März mit dem amtierenden Oberwalliser Staatsrat Franz Ruppen ins Rennen. Lange war nicht klar, ob die Unterwalliser SVP ebenfalls einen Kandidaten aufstellt, weil die Partei in dieser Region einen Aufschwung erlebt. Eine SVP-Unterwallis-Kandidatur hätte aber als Affront gegen den Oberwalliser Ruppen aufgefasst werden können. Erst recht, weil die FDP ebenfalls auf ein Zweierticket verzichtete.

Die deutschsprachige Minderheit in der Walliser Regierung

Box aufklappen Box zuklappen
Blick auf Sitten und ins Rhonetal
Legende: KEYSTONE/Cyril Zingaro

Das deutschsprachige Oberwallis ist eine Minderheit im Kanton. Gemäss Kantonsverfassung steht der Region mindestens ein Staatsratssitz zu, so wie es für die beiden französischen Regionen – das Mittel- und Unterwallis – auch der Fall ist.

Bislang konnte das Oberwallis einen zweiten Sitz im Staatsrat verteidigen: Die Region steht bei Ständerats- und Staatsratswahlen oft zusammen – unabhängig von Parteizugehörigkeit. Ein Beispiel: Als vor vier Jahren Franz Ruppen (SVP) für den Staatsrat kandidierte, erhielt er fast 80 Prozent der Oberwalliser Stimmen.

Neben Ruppen tritt dieses Jahr Franziska Biner (Mitte) an, um die beiden Sitze im Oberwallis zu halten.

Und auch die SP verzichtet auf einen Angriff. Sie setzt auf ihren amtierenden Staatsrat Mathias Reynard. Anders als vor vier Jahren gibt es dieses Jahr kein gemeinsames Ticket mit den Grünen.

Die «Neuen»: Sie wollen in die Walliser Regierung

Die Grünen sind denn auch die einzige Partei, die ins aktuelle Machtgefüge eingreifen wollen. Sie treten mit Fraktionschef Emmanuel Revaz an. Bislang haben die Grünen keinen Sitz in der Regierung.

Wieder eine Frau in der Regierung

Was heisst das nun für die Wahlen? Obwohl gleich zwei Sitze frei werden, dürfte es bei am 2. März keine grosse Überraschung geben. Dass die Grünen den Sprung in die Regierung schaffen, ist eher unwahrscheinlich; ihr Wählerpotenzial ist schlicht zu klein.

Was sich aber mit diesen Wahlen ändern dürfte: die Vertretung der Geschlechter in der Walliser Regierung. Nach vier Jahren reinem Männergremium sind die Chancen gross, dass mit der Oberwalliserin Franziska Biner (Mitte) wieder eine Frau in den Staatsrat gewählt wird. Sie wäre die zweite Staatsrätin in der Geschichte des Wallis.

Alles zu den Wahlen im Kanton Wallis 2025

Box aufklappen Box zuklappen
Grafik einer Wahlurne mit Walliser Wappen

Am 2. März wählen die Stimmberechtigten im Kantons Wallis den Staatsrat und den Grossen Rat. 

Hier finden Sie eine Übersicht mit Hintergründen und Einschätzungen zu den Walliser Wahlen.

Schweiz aktuell, 5.2.2025, 19:00 Uhr;gygm

Meistgelesene Artikel