Die Ausgangslage für die Staatsratswahlen verspricht auf den ersten Blick viel Spannung: Zwei der fünf Sitze in der Walliser Regierung werden im März neu besetzt.
40-Jahre-Tief
Im Herbst 2024 haben zwei Staatsräte überraschend angekündigt, nicht mehr antreten zu wollen: zuerst Frédéric Favre von der FDP, dann einen Tag später Roberto Schmidt von der sozialliberalen Mittepartei «Neo».
Trotzdem kämpfen nur sechs Kandidierende um einen der fünf Regierungssitze. So wenig Kandidierende gab es seit mindestens vierzig Jahren nicht mehr. Warum treten nicht mehr zur Regierungswahl an?
Sicherheit anstatt Angriff
Das Tief an Kandidaturen liegt an den Regierungsparteien. Ihr Ziel: die Macht verwalten. Ihre Strategie: kein unnötiges Risiko eingehen.
Die bisherigen Walliser Staatsräte
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Bild 1 von 3Legende: Christophe Darbellay (Mitte) vor dem alten Gefängnis in der Altstadt in Sitten. Der Unterwalliser ist seit 2017 im Staatsrat und leitet das Bildungs- und Wirtschaftsdepartement. SRF/Sabine Steiner
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Bild 2 von 3Legende: Franz Ruppen (SVP) vor dem Kollegium in Brig. Der Oberwalliser ist seit 2021 in der Regierung und leitet das Departement für Mobilität, Raumentwicklung und Umwelt. SRF/Sabine Steiner
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Bild 3 von 3Legende: Mathias Reynard (SP) bei seiner 100-Tage-Bilanz. Der Unterwalliser führt das Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur. Er wurde 2021 in die Walliser Regierung gewählt. Keystone/Etienne Bornet
Die FDP verteidigt ihren Sitz mit Grossrat Stéphane Ganzer. Die Partei will mit der Einzelkandidatur ihre Kräfte bündeln und vermeiden, dass sich die Parteistimmen auf zwei Kandidaten aufteilen.
Auch die Mitte greift nicht an: Sie setzt auf ein Zweierticket mit dem amtierenden Staatsrat Christophe Darbellay und Franziska Biner, Grossrätin und Parteichefin der Mitte Oberwallis. Mit ihnen sollen die beiden Sitze – und damit auch der frei werdende «Neo»-Sitz – bei der politischen Mitte bleiben.
Die Mitte-Kräfte haben vor vier Jahren die absolute Mehrheit im Walliser Staatsrat verloren. Seither hat die Partei zwei Sitze in der Walliser Regierung; die SVP, die FDP und die SP jeweils einen.
Grüne wollen in den Staatsrat
Die SVP geht im März mit dem amtierenden Oberwalliser Staatsrat Franz Ruppen ins Rennen. Lange war nicht klar, ob die Unterwalliser SVP ebenfalls einen Kandidaten aufstellt, weil die Partei in dieser Region einen Aufschwung erlebt. Eine SVP-Unterwallis-Kandidatur hätte aber als Affront gegen den Oberwalliser Ruppen aufgefasst werden können. Erst recht, weil die FDP ebenfalls auf ein Zweierticket verzichtete.
Und auch die SP verzichtet auf einen Angriff. Sie setzt auf ihren amtierenden Staatsrat Mathias Reynard. Anders als vor vier Jahren gibt es dieses Jahr kein gemeinsames Ticket mit den Grünen.
Die «Neuen»: Sie wollen in die Walliser Regierung
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Bild 1 von 3Legende: Franziska Biner will den zweiten Sitz der Mitte-Kräfte verteidigen. Die 39-jährige Architektin ist Präsidentin der Mitte Oberwallis, Vizepräsidentin der Gemeinde Zermatt und Grossrätin. SRF/Ruth Seeholzer
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Bild 2 von 3Legende: Die FDP schickt Stéphane Ganzer ins Rennen für ihren Sitz. Er ist 49 Jahre alt, Lehrer, Gemeindepräsident von Noble-Contrée und Grossrat. SRF/Ruth Seeholzer
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Bild 3 von 3Legende: Die Grünen greifen mit Emmanuel Revaz an. Der 48-jährige Biologe ist Fraktionschef der Grünen im Walliser Kantonsparlament. SRF/Ruth Seeholzer
Die Grünen sind denn auch die einzige Partei, die ins aktuelle Machtgefüge eingreifen wollen. Sie treten mit Fraktionschef Emmanuel Revaz an. Bislang haben die Grünen keinen Sitz in der Regierung.
Wieder eine Frau in der Regierung
Was heisst das nun für die Wahlen? Obwohl gleich zwei Sitze frei werden, dürfte es bei am 2. März keine grosse Überraschung geben. Dass die Grünen den Sprung in die Regierung schaffen, ist eher unwahrscheinlich; ihr Wählerpotenzial ist schlicht zu klein.
Was sich aber mit diesen Wahlen ändern dürfte: die Vertretung der Geschlechter in der Walliser Regierung. Nach vier Jahren reinem Männergremium sind die Chancen gross, dass mit der Oberwalliserin Franziska Biner (Mitte) wieder eine Frau in den Staatsrat gewählt wird. Sie wäre die zweite Staatsrätin in der Geschichte des Wallis.