- Die Sorge um das Klima bescherte den ökologischen Parteien bei den eidgenössischen Wahlen am 20. Oktober 2019 insbesondere bei der jungen Wählerschaft einen deutlichen Zuwachs.
- Die SP konnte ihre Parteibasis gut mobilisieren, verlor aber fast einen Viertel ihrer ehemaligen Wählerinnen und Wähler an die Grünen.
- Die SVP verfügte zwar insgesamt über die stabilste Wählerbasis, hatte aber Schwierigkeiten, ihre Anhängerschaft zum Urnengang zu bewegen.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie des Wahlforschungsprojekts Selects. Ein weiteres Resultat der Untersuchung: Die parteiübergreifende Mobilisierung der Frauen gelang nur teilweise. Trotzdem wurde 2019 zum Jahr der Frauenwahl, weil die Bereitschaft, Frauen anstatt Männer zu wählen, im Vergleich zu 2015 deutlich zunahm.
Der historische Wahlerfolg der Grünen kam der Studie zufolge nicht wegen einer ungewöhnlich starken Mobilisierung der eigenen Basis zustande – denn 44 Prozent jener Wähler, die 2015 grün gewählt hatten, nahmen 2019 nicht mehr an den Wahlen teil. Vielmehr verdanken die Grünen ihren Wahlsieg dem grossen Zustrom ehemaliger SP-Wählender: Rund ein Drittel der Grünen-Wählerinnen und -Wähler von 2019 hatten 2015 ihre Stimme noch der SP gegeben.
Grüne Parteien trumpften bei den Jungen
Darüber hinaus schnitten die Grünen bei den jungen Wählern überdurchschnittlich gut ab. Sie profitierten davon, dass sich ihre Kernthemen Klima und Umwelt während des Wahlkampfs als wichtigstes politisches Problem für die Wählerschaft etablierten.
Im Zuge der Klimadebatte ist auch die GLP in der Wählergunst gestiegen, obwohl ihr die Wählenden in der Umweltthematik deutlich weniger Engagement und Kompetenz zusprechen als den Grünen. Die Grünliberalen legten insbesondere bei den unter 35-Jährigen stark zu und überzeugte viele ehemalige SP- und FDP-Wählende zum Wechsel.
Allerdings hat die GLP nach wie vor eine wenig gefestigte Stammwählerschaft. Sie konnten nur knapp zwei Drittel ihrer Wähler von 2015 halten und weniger als die Hälfte jener, die im Frühsommer eine GLP-Wahl beabsichtigten, legten im Herbst tatsächlich GLP ein.
SVP mit Mobilisierungsproblemen
Die SVP litt gemäss der Studie darunter, dass ihre Kernthemen Migration und Asyl bei den Wahlen 2019 praktisch aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwanden. Für sie war es von allen grossen Parteien denn auch am schwersten, ihre Basis zur Wahlteilnahme zu bewegen: Erstmals ging weniger als die Hälfte der SVP-Sympathisierenden an die Urnen.
Allerdings verfügt die SVP von allen Parteien nach wie vor über die stabilste Wählerbasis: 85 Prozent jener, die 2015 der SVP die Stimme gaben und 2019 an die Urnen gingen, wählten wiederum SVP.
Die FDP hatte ebenfalls mit Mobilisierungsproblemen zu kämpfen. Sie büsste vor allem bei den Frauen an Wählergunst ein. Im Gegensatz dazu gelang es der CVP von allen Parteien am besten, ihre Anhängerschaft zu mobilisieren. Dank der Loyalität ihrer Stammwählerschaft konnte die CVP ihren Wähleranteil einigermassen halten. Für Erst- und Wechselwählende war die CVP hingegen wenig attraktiv.