- Ein Jahr nach den eidgenössischen Wahlen zeigt sich die Parteienlandschaft stabil. Das zeigt das neuste SRG-Wahlbarometer.
- Die SVP bleibt nach Wählerstärken zwar die klar stärkste Kraft, gerät aber leicht in Rücklage und verliert weitere 1.5 Prozentpunkte gegenüber den Wahlen 2019.
- Die GLP als Wahlsiegerin von 2019 legt um weitere 2 Prozentpunkte zu, die Grünen verlieren dagegen einen Prozentpunkt.
Ein Jahr nach den eidgenössischen Wahlen deutet im SRG-Wahlbarometer nichts auf eine Veränderung der Rangfolge der Parteien hin. Die SVP bleibt gemäss der Umfrage mit 24.1 Prozent Wähleranteil die klar stärkste Kraft, gefolgt von SP, FDP, Grünen, CVP und GLP.
Waren die Grünen bei den letztjährigen Wahlen die grossen Gewinner mit einem Zuwachs von 6.1 Prozentpunkten, scheinen sie damit ihr Potenzial vorläufig ausgeschöpft zu haben. Sie verlieren im Wahlbarometer einen Prozentpunkt.
Wahlen 2019
Im Gegensatz dazu kann die andere Gewinnerin von 2019 (+3.2 Prozentpunkte), die GLP, aktuell sogar weitere zwei Prozentpunkte zulegen.
Keine Veränderungen zu 2019 zeigt sich bei den Traditionsparteien FDP und SP. Sie können ihre Wähleranteile halten. Auch die Wähleranteile von CVP und BDP zeigen sich kaum verändert. Die BDP verliert 0.5 Prozentpunkte, die CVP gewinnt 0.5. Die SVP, die bei den Wahlen 3.8 Prozentpunkte verloren hat, verliert hingegen weitere 1.5 Prozentpunkte. Das zeigt die Umfrage der Forschungsstelle sotomo im Auftrag der SRG.
Gemäss Politikwissenschaftler Michael Hermann dürfte der erneute Verlust der SVP darauf zurückzuführen sein, dass das Thema Zuwanderung selbst bei der SVP-Basis an Stellenwert verloren hat. «Nur 45 Prozent der SVP-Wähler sagen, die Zuwanderung sei eines der wichtigsten Themen. Wenn aber dieses Zugpferd für die SVP nicht mehr zieht, dann ist es für diese Partei schwierig zu mobilisieren.»
Covid-19 als wichtigste Herausforderung
Wenig überraschend wird derzeit Covid-19 von den Befragten als wichtigste politische Herausforderung gesehen. 61 Prozent der Stimmberechtigten zählen die Bekämpfung der Pandemie zu den Top-3-Prioritäten der Politik. Das dominierende Thema der Wahlen 2019, der Klimawandel, bleibt trotz Coronakrise als zweitwichtigste Herausforderung sehr präsent. Auf Platz drei und vier folgen aber mit Wirtschaft und Arbeitslosigkeit zwei Themen, die direkt mit der Pandemie zusammenhängen.
Die Pandemie hat hier also klar zu starken Verschiebungen in der Problemwahrnehmung der Stimmberechtigten geführt. Die Wirtschaft und die Arbeitslosigkeit etwa werden von fast dreimal so vielen Befragten als wichtigste Herausforderung genannt, wie vor einem Jahr.
Praktisch alle anderen Themenfelder haben hingegen sehr deutlich an Dringlichkeit eingebüsst. So wird zum Beispiel Zuwanderung nur noch von 16 Prozent als wichtige Herausforderung genannt (Vorjahr 26 Prozent), gute Beziehungen zur EU gar nur noch von 13 Prozent (Vorjahr 34 Prozent).
Durch die Coronakrise werden also wirtschaftliche Fragen ungleich höher gewichtet. Diese veränderte Problemwahrnehmung hatte jedoch bisher offensichtlich wenig Auswirkungen auf die Wahlabsichten. Gemäss Michael Hermann ist das normal: «Es ist sehr typisch, dass es eine Weile dauert, bis sich eine veränderte Problemwahrnehmung auf die Parteisympathien auswirkt.» Wenn aber mit Covid-19 weiterhin vor allem Wirtschaftsthemen wichtig bleiben, sei damit zu rechnen, dass Parteien mit ausgewiesener Wirtschaftskompetenz profitieren würden.