Der Klimawandel beschäftigt Politik und Gesellschaft. Er gilt als eine der grossen Herausforderungen unserer Zeit. Die Frage wie man dagegen ankommt, beschäftigt die Leute fast noch mehr. Der Wald ist eine mögliche Lösung. So hat die Waldwirtschaft im Pariser Klimaabkommen gar einen eigenen Artikel erhalten. Denn Bäume können das CO2 aus der Luft filtern und dank der Photosynthese den Sauerstoff vom Kohlenstoff trennen und diesen speichern. Nun zeigen die Forscher der ETH Zürich erstmals: Das Potenzial dieses Speichers könnte weitaus grösser sein als bisher angenommen.
«Seit der industriellen Revolution wurden 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff von den Menschen produziert. Forsten wir die Wälder entsprechend auf könnten die neuen Wälder zwei Drittel dieses Kohlenstoffs absorbieren», sagt Mitautor Tom Crowther von der ETH Zürich. Derzeit stünde ein Gebiet in der Grösse der USA für die Aufforstung zur Verfügung. Laut den Forschern wären vor allem Russland, die USA und Kanada Länder wo das Potenzial zur Aufforstung vorhanden wäre.
Potenzial wäre da
Die Frage ist wie realistisch eine solche Aufforstung in der Praxis ist. Gemäss den Schätzungen von Greenpeace gibt es in Russland über 60 Millionen Hektar Land, welches nicht mehr für die Landwirtschaft genutzt wird. Dieses Land wäre für die Aufforstung ideal. Doch leider sei die Regierung dagegen. Und auch die Abholzung mache die Ausgangslage nicht einfacher, sagt Aleksej Jaroschenko, Leiter Forstbereich bei Greenpeace Russland.
«Bei allen grossen Abholz-Flächen, welche wir auf Satellitenbildern erkennen können – handelt es sich um bewilligte Abholzungen. Es sind unsere bestehenden Regeln, welche sich ändern müssen», so Jaroschenko. Ansonsten seien die wertvollsten Wälder der Taiga verloren.
Technisch denkbar, in der Praxis schwierig
Die Diskrepanz zwischen dem theoretischen Potenzial und den praktischen Möglichkeiten zeigt sich nicht nur in Russland. Es gäbe neben politischen auch wirtschaftliche Hürden bei der Aufforstung, sagt Jürgen Blaser, Waldwissenschaftler an der Berner Fachhochschule. «Aufforstung kostet und jemand muss dafür zahlen», so der Experte. Hinzu komme, dass neue Wälder nur langsam wachsen. Bis neu bepflanzte Wälder klimarelevant würden könnten Jahrhunderte vergehen, so Blaser.
Ähnliche Projekte in der Schweiz
Doch trotz Hürden und hohen Zielen hinsichtlich der Aufforstung gibt es zahlreiche Projekte weltweit, die den Baum als Kohlenstoffspeicher fördern wollen. Auch in der Schweiz. Ein umfangreiches Klimaschutzprojekt realisierte die Oberallmeindkorporation Schwyz. Ihr gehören über 9000 Hektar Wald. Felix Lüscher, Bereichsleiter Wald bei der Korporation erklärt: «Wir nehmen den Wald den wir haben und bewirtschaften ihn so, dass die Bäume älter und dicker werden und können so mehr CO2 einlagern».
Doch für Lüscher ist klar: «Der Wald rettet das Klimaproblem nicht. Der Wald kann einen kleinen Beitrag leisten.» Das ist auch Mitautor Tom Crowther klar, doch er appelliert an die Menschen: «Vielleicht ist nicht alles möglich. Aber jede einzelne Person kann einen Einfluss auf den Klimawandel haben mit dieser simplen Lösung».