Die Trockenheit führt zu Zugausfällen. Nicht bei der SBB, sondern bei den Betreibern von historischen Dampflokomotiven. Die Brünig-Dampfbahn BDB etwa musste wegen der grossen Waldbrandgefahr Ende Juli die geplante Fahrt von Interlaken über den Brünig bis nach Giswil streichen.
Dies zum Leidwesen der Bahn-Fans sowie den vielen freiwilligen Mitarbeitenden, die extra freigenommen hatten.
Man habe beschlossen, wegen der «angespannten Situation an der Wetterfront» die geplanten Fahrten vorerst abzusagen, sagt Roger Henchoz, Präsident und Leiter der Brünig-Dampfbahn, zu Radio SRF.
Denn eine Dampflok sei eine Art Cheminée: «Es kann sein, dass durch den Kamin der Lok Glut aus dem Brennofen hinausfliegt. Und so der Funkenwurf trockene Weiden oder Äste in Brand setzt.»
Furka-Dampflok löste Brand aus
Wie schnell aus einem Funken ein Brand enstehen kann, erlebte die Dampfbahn der Furka-Bergstrecke zwischen Realp UR und Oberwald VS vor drei Jahren.
«Auf einer Felsnase fing damals dürres Gras Feuer durch eine Glut aus der Lok. Wegen der Trockenheit und des starken Windes breitete sich der Brand rasch aus», sagt Patrick Smit, stellvertretender Leiter Sicherheit der Dampfbahn Furka.
Wir erlebten bange Minuten, bis wir den Brand unter Kontrolle hatten.
Der Löschzug konnte das Feuer mit Unterstützung der lokalen Feuerwehr zwar rasch löschen. «Wir erlebten aber bange Minuten, bis wir den Brand unter Kontrolle hatten», so Smit weiter.
Wegen der aktuellen Trockenheit hat die Dampfbahn Furka nun die «Phase rot» ausgerufen. Das bedeutet, dass auf kritischen Streckenabschnitten statt Dampfzüge Dieselloks zum Einsatz kommen. Etwa zwischen Oberwald und Gletsch. «Dort fahren wir durch einen Lärchenwald, wo viel dürres Chries herumliegt. Deswegen herrscht dort eine besonders grosse Brandgefährdung», erklärt der Sicherheitsverantwortliche.
Auf den anderen Abschnitten werden Sicherheitsmassnahmen verstärkt. Die Bahnstrecke werde kurz vor der Durchfahrt der Dampfbahn mit Wasser bespritzt, ebenso muss ein Löschzug hinter der Dampfbahn herfahren.
Dies um ein mögliches Feuer rasch im Keim ersticken zu können. Ebenso sammeln Mitarbeitende neben der Strecke trockene Äste ein.
Weitere Bahnen ziehen Dampfloks aus dem Verkehr
Auch die Brienzer Rothorn Bahn hat die historischen, kohlegefeuerten Dampfloks wegen der Trockenheit vorerst aus dem Verkehr gezogen. Der Betrieb werde mit Heizöl-gefeuerten Dampfloks weitergeführt, heisst es auf Anfrage. Um Böschungsbrände im Keim zu ersticken, fährt auf den grünen Hügeln zwischen Bauma und Hinwil ZH ein Löschzug hinter den Dampfloks des Dampfbahnvereins Zürcher Oberland mit.
Trockenheit und Hitze erschweren oder verunmöglichen den Betrieb der Dampfbahnen im Sommer. Roger Henchoz von der Brünig-Dampfbahn blickt darum mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.
Der Winterbetrieb ist langfristig die einzige Möglichkeit, mit Dampfloks zu fahren.
Man werde vermehrt in der Wintersaison fahren, weil Schnee und Feuchtigkeit die Waldbrandgefahr verringere. «Das wird langfristig die einzige Möglichkeit sein, noch mit Dampfloks zu fahren», so der Bahn-Enthusiast. Bei der Furka Bergstrecke ist dies keine Option. Im Winter verkehrt die Hochgebirgsbahn seit jeher nicht.