Das Kloster Mariastein liegt in einer Enklave des Kantons Solothurn, nahe der Stadt Basel. Nach Einsiedeln gilt es als zweitwichtigster Schweizer Wallfahrtsort. Nun möchte sich das Kloster weiterentwickeln: Mehr Tourismus, weniger Wallfahrt, das ist das Ziel der Benediktinermönche.
Verschiedene Projekte im Umfang von 25 Millionen Franken sind geplant, um dieses Ziel zu erreichen. Unter anderem soll der Klosterplatz saniert werden – damit Wanderer und Velofahrerinnen sich hier einfinden, die Gastroangebote des Klosters nutzen oder auch übernachten. 5 bis 6 Millionen Franken kostet diese neue Platzgestaltung. Das Solothurner Kantonsparlament hat auf Wunsch der Mönche der Regierung nun den Auftrag erteilt, eine finanzielle Beteiligung zu prüfen.
Der Staat kann kein Kloster retten.
Die Antwort darauf steht noch aus. Die Solothurner Regierungsrätin Susanne Schaffner sagt aber: «Mariastein ist ein wichtiger Ort für den Kanton Solothurn, touristisch, historisch. Aber der Staat kann kein Kloster retten, sondern nur unterstützen, dort wo es geht.»
«Pensionskasse» der Mönche nicht verkaufen
Der neue Klosterplatz ist aber nur ein Teil des Projekts «Aufbruch ins Weite – Mariastein 2025». Eine neue Trägerschaft für das Kloster ist ebenfalls ein Thema, genau wie auch die Neuausrichtung der Wallfahrt und Bildungsangebote. Da dem Kloster dafür das Geld fehlt, werden momentan mögliche Geldgeber wie Stiftungen oder die umliegenden Kantone angeschrieben.
Die 25 Millionen Franken müssten nicht auf einmal zusammenkommen, sagen die Verantwortlichen. Wenn man in einem Kloster wohne, sei man sich gewohnt, Zeit zu haben, meint etwa Abt Peter von Sury.
Als eines der wenigen Klöster hat Mariastein kürzlich seine Finanzen offengelegt. «Es ist ein Spannungsfeld, Finanzen und Vermögen einer über Jahrhunderte gewachsenen Institution, die gute und weniger gute Zeiten erlebte, offen darzulegen», heisst es im Bericht des Klosters. Abt Peter von Sury sagt dazu: «Mariastein hat eine lange Tradition. Wir sind dringend auf Unterstützung von dritter Seite angewiesen. Wir Mönche schaffen das nicht mehr allein».
Wir Mönche schaffen das nicht mehr allein.
Das Kloster hat finanzielle Reserven: 33 Millionen Franken sind es auf dem Papier. Die Hälfte sind aber gebundene Vermögen – Immobilien oder Wertpapiere, mit deren Gewinn das Kloster den laufenden Betrieb finanziert. Verkauft es diese, ist der Betrieb nicht mehr sichergestellt. Zudem ist der Ertrag aus den Finanzvermögen eine Art «Pensionskasse» der Mönche.
Viele Besucher, wenig Einnahmen
Jährlich kommen 250'000 Besucherinnen und Besucher ins Kloster Mariastein. Die grosse Anlage kann damit allerdings nicht finanziert werden. 2020 etwa waren die Ausgaben mit 4.4 Millionen Franken deutlich höher als die Einnahmen von 3.8 Millionen. Zudem besteht der erwähnte Investitionsbedarf von rund 25 Millionen Franken: Die Zimmer im Kloster müssen erneuert und der Klosterplatz soll modernisiert werden, damit er für alle attraktiver wird.
Vor gut 20 Jahren konnten die Mönche noch Immobilien verkaufen und damit das Kloster renovieren. Diese Möglichkeit haben sie heute nicht mehr. Das Kloster erhält auch keine Kirchensteuern. Viele Unterhaltsarbeiten können die älteren Mönche nicht mehr selbst erledigen. Auch für Pfarrdienste werden sie heute weniger gebucht als früher. Die Spenden gehen zurück, der Verkauf von Pilger-Artikeln ebenso.
Grund genug, dass der Kanton Solothurn den Mönchen finanziell unter die Arme greift? Der Ball liegt nun beim Regierungsrat – er muss überprüfen, ob er dem Anliegen nachkommen will.