Der Tourismus ist eine glänzende Medaille – mit zwei Seiten. Zum einen bringt er Geld ein, aber gleichzeitig auch viele Touristen, die das Geld mitbringen. Den Einheimischen werden die vielen Gäste aber oftmals zu viel.
In Barcelona sind Einwohner schon auf die Strasse gegangen wegen den jährlich fast 30 Millionen Besuchern. Und in Venedig haben verärgerte Bewohner schon bei Kundgebungen mit ihren gepackten Koffern protestiert.
Besucher-Begrenzung auf der Rigi?
Millionen von Gästen gibt es in Schweizer Tourismus-Destination zwar noch nicht. Aber auf der Rigi in der Zentralschweiz könnten es in ein paar Jahren bald einmal so viele sein, befürchten Anwohner. Sie fordern darum eine Obergrenze von 800'000 Gästen pro Jahr. 2016 wurden bereits 783'000 Besucher auf dem Zentralschweizer Ausflugsberg gezählt.
Denn ruhig ist es auf der Rigi nur bei schlechtem Wetter. Der Einheimische René Stettler gehört zu den wenigen, die das ganze Jahr in Rigi Kaltbad wohnen. Im Dorfladen muss er nur bei Regen oder Nebel nicht anstehen, dann fehlen die Tagesausflügler und die Wanderer, die sich sonst hier mit Proviant eindecken.
Bei schönem Wetter und Sonnenschein ist es aber voll mit Touristen – zu voll, sagt Stettler: «Mir wurde schon zugetragen, dass Leute nicht mehr auf die Rigi fahren. Es ist ihnen zu eng in der Bahn und sie finden es zu überlaufen.»
Er ist nicht der einzige, der meint, dass Berg und Menschen jetzt an ihre Grenzen kommen. «Vielleicht wäre es gut, dass man auf die Rigi pro Jahr nur 800’000 Personen befördert. Die Frage ist aber, ob das demokratisch machbar ist. Dafür braucht es einen langen Prozess.»
Tourismus lebt von Frequenzen
Von Obergrenzen will im Schweizer Tourismus niemand etwas wissen – im Gegenteil: Je stärker ausgelastet die Bergbahnen sind, desto besser.
Zu viele Tagesbesucher können aber auch zur Belastung werden. Das weiss man in der benachbarten Stadt Luzern. Gäste, die nicht nur für ein Selfie anreisen, sondern mehrere Tage bleiben, wären dem Direktor von Luzern Tourismus, Marcel Perren, lieber.
Doch er weiss, in der Tourismusbranche sehen das nicht alle gleich: «Schauen Sie eine Schifffahrtsgesellschaft an, Bergbahnen, Shopping-Anbieter: Die haben sehr gerne hohe Frequenzen, stetiger Wechsel und neue ankommende Gäste. Da haben wir schon einen Zielkonflikt.»
An der Rigi bahnt sich dieser Konflikt jetzt an. Denn Renè Stettler fordert einen runden Tisch – über die Zukunft am Berg, für jene, die hier wohnen und für jene, die mit dem Tourismus ihr Geld verdienen.