Die Aufsichtsbehörde der Strombranche, die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom), schlägt Alarm: Die Engpässe im Winter bei der Stromversorgung könnten sich in den kommenden Jahren verschärfen; es brauche zusätzliche Kapazitäten und Anreize für die heimische Stromproduktion.
In Deutschland und Frankreich werden in den kommenden Jahren etliche Elektrizitätswerke vom Netz genommen. Dies beunruhigt die Schweizer Behörden. Das seien Fakten, die man deutlich kommunizieren wolle, sagt ElCom-Präsident Carlo Schmid. «Wir müssen uns auf eine Situation vorbereiten, in der wir nicht importieren können.»
Daher müsse die Schweiz im Winter eine eigene Stromproduktion aufbauen. Dabei lässt die ElCom offen, wie der heimische Strom produziert werden soll. Wasser, Gas oder Solar mit Speicher: Es sei Aufgabe der Politik entsprechende Lösungen zu finden.
Im Winter müssen wir eine eigene Stromproduktion aufbauen.
Bereits vor ein paar Monaten hatte die Kommission Empfehlungen gemacht, die heimische Stromproduktion auszubauen, um weniger von den Importen abhängig zu sein. Nun doppelt die Behörde nach. «Eine allzu starke Ausrichtung auf den Import kann gefährlich werden», sagt Schmid. Die Warnung der ElCom vom Frühling sei zu wenig wahrgenommen worden. Deshalb gelange man nun nochmals mit denselben Bedenken an die Öffentlichkeit.
Die sehr gute physische Einbindung der Schweiz in das europäische Stromnetz trägt massgeblich zur Versorgungssicherheit bei.
Ganz anders sieht das Energieministerin Doris Leuthard. An einem Forum in Bern beruft sie sich auf Studien: «Diese Studien zeigen, dass in der Schweiz die Versorgungssicherheit bis mindestens 2025 gesichert ist – auch in Extremszenarien.»
Mit Importen könnten Engpässe überbrückt werden, so Leuthard. «Die sehr gute physische Einbindung der Schweiz in das europäische Stromnetz ist vorhanden. Und sie trägt massgeblich zur Versorgungssicherheit bei.» Zudem sollen zusätzliche Speicherkapazitäten aufgebaut werden.
Es tut sich also ein Dissens auf zwischen der Aufsichtsbehörde, die warnt, und der Regierung, die keinen akuten Handlungsbedarf sieht.