Obwohl von einem richtigen WM-Fieber zurzeit weniger zu spüren ist als sonst, ist Fussball der Sport der Stunde. Überdurchschnittlich viele Kinder möchten in einem Fussballclub trainieren. Wegen des grossen Andrangs müssen schweizweit einige Clubs potenzielle Juniorinnen und Junioren auf ihre Wartelisten verweisen.
Wir können eigentlich niemanden mehr aufnehmen.
So etwa beim FC Baar. Der Zuger Verein, der 30 Juniorinnen- und Juniorenteams führt, verzeichne stetig ansteigende Mitgliederzahlen, sagt Präsident Patrick Betschart: «Wir können eigentlich niemanden mehr aufnehmen.»
Trotzdem möchte der Club möglichst allen Interessierten einen Platz verschaffen. «Wir versuchen, zusätzliche Teams zu bilden und mit Pool-Trainings zu arbeiten.» Aber die Infrastruktur stosse an ihre Grenzen: «Wir haben einfach nicht genug Plätze, um alle Kinder unterzubringen und die Matches durchführen zu können.»
Fussballverband verstärkt Unterstützung der Vereine
Beim Schweizerischen Fussballverband SFV ist man sich der Problematik bewusst. «Wir haben gemerkt, dass wir die Vereine besser unterstützen müssen», sagt Raphael Kern, Leiter Breitenfussball beim SFV. «Wir haben deshalb ein Förderprogramm lanciert und verstärken die Ausbildung für Funktionärinnen und Funktionäre.» Diese Bemühungen stiessen auf grosse Resonanz, so Kern.
Das Problem der fehlenden Trainingsplätze wird damit aber nicht gelöst. Hier sieht Raphael Kern mehrere Ansätze. Einerseits könnten mehr Kunstrasenplätze helfen, weil diese durchgehend nutzbar sind und so Turnhallen entlastet werden. Andererseits müssten die Vereine geschult werden, damit sie ihren Wunsch nach mehr Trainingsplätzen in den Gemeinden besser vertreten können.
Wenn Eltern bereit sind, im Club mitzuhelfen, kann eventuell ein zusätzliches Team aufgebaut werden.
Aus seiner Sicht mangelt es aber nicht nur an Trainingsplätzen, sondern auch an Leuten, die sich in den Vereinen engagieren. Raphael Kern macht ein Beispiel: «Wenn Eltern bereit sind, im Club mitzuhelfen, kann eventuell ein zusätzliches Team aufgebaut werden.»
Zu viele Kinder, die Fussball spielen wollen und jetzt auch noch die WM, die ansteht und die – je nachdem wie sich die Schweiz schlägt – noch mehr junge Menschen für den Sport begeistern könnte. Wird sich die Situation damit verschärfen?
Urs Dickerhof, Präsident des Innerschweizerischen Fussballverbands, hat keine Angst. Klar hätten Weltmeisterschaften sonst jeweils den Zulauf verstärkt. Auch wegen der Jahreszeit: «Im Frühling wollen die Kinder hinaus. Und wenn es auf eine WM zugeht, dann wollen sie Fussball spielen.» Dieses Jahr aber, da die WM erstmals im Winter stattfindet, sei es anders: «Jetzt hören alle auf, Fussball zu spielen. Ausser die an der WM ...»