- Fischereiverbände machen sich Sorgen um Fische in der Aare unterhalb des Atomkraftwerks Beznau. Vor allem für Forellen und Äschen sei die Situation aktuell sehr bedrohlich.
- Auch wegen des Kühlwassers aus dem AKW liegt die Wassertemperatur unterhalb der Halbinsel Beznau seit Tagen über dem kritischen Wert von 25 Grad, der für die Fische lebensgefährlich ist.
- Trotz dieser Gefahr darf das AKW mit reduzierter Leistung weiterlaufen, aus Angst um die Energieversorgung im kommenden Winter.
Es ist ein Zielkonflikt, wie aus dem Lehrbuch: Umweltschutz vs. Versorgungssicherheit. Auf der einen Seite steht das Wohl von Fischen und Wasserlebewesen in der Aare unterhalb des Kernkraftwerks Beznau. Auf der anderen Seite die Sicherung der Schweizer Energieversorgung im kommenden Winter. Aktuell hat in diesem Konflikt die Versorgungssicherheit obsiegt, weswegen Fischereiverbände sich nun Sorgen um die Fischbestände machen.
Auf Anfrage von SRF äussern Vertreter von Fischereiorganisationen zwar keine direkte Kritik am Weiterbetrieb des AKW Beznau, sie zeigen sich aber durchaus besorgt. David Bittner, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischereiverbandes, sagt, ab 25 Grad werde es besonders für kältebedürftige Fischarten wie Forellen und Äschen kritisch: «Es ist eine Frage der Zeit, ob sie eine solche Hitzephase überstehen können.» Gerade diese Fische hätten es aus verschiedenen Gründen seit Jahren schwer und seien heute schon eher selten in der Aare.
Von einer sogar dramatischen Situation spricht Bernhard Kaufmann, der Präsident der Pachtvereinigung unteres Aaretal, die für die Fischerei im langen Aare-Abschnitt zwischen Beznau und der Einmündung in den Rhein zuständig ist: «Mit diesem Temperaturlevel gibt es für Forellen und Äschen fast kein Überleben mehr». Früher sei dieser Abschnitt prädestiniert gewesen für Forellen und Äschen, heute seien die Bestände schon stark zurückgegangen.
Weitere Schutzmassnahmen gefordert
Die Probleme mit zu hohen Wassertemperaturen sind dem Kanton Aargau bekannt. Es betreffe nicht nur die Aare, sondern auch andere Flüsse, sagt Thomas Stucki, Leiter Jagd und Fischerei beim Kanton. Man habe bereits Massnahmen getroffen: «Seit einigen Jahren wird an geeigneten Orten, bei Zuflüssen von kälteren Seitengewässern, ein Bereich ausgebaggert, den die Fische als Rückzugsort verwenden können.» Eine solche Zone besteht seit kurzem auch direkt beim Kernkraftwerk Beznau, wo die stets kältere Surb in die Aare mündet.
Der Fischereiverantwortliche Bernhard Kaufmann fordert nun weitere solche Massnahmen. In Zusammenarbeit mit dem Kanton plant die Pachtvereinigung bereits weitere Rückzugsorte im Bereich unterhalb des AKW Beznau.