Während der Corona-Pandemie wurde es gehamstert. Wer ins Ausland reist, weiss die flauschig-dicke Schweizer Version zu schätzen: Die Rede ist von WC-Papier.
Eine Firma, die WC-Papier im solothurnischen Gretzenbach herstellt, wurde nun kürzlich mit dem Solothurner Unternehmerpreis ausgezeichnet. Nicht nur, weil das Toilettenpapier «Made in Switzerland» Erfolg hat, sondern weil sich das Unternehmen gemäss Jury seit 2005 erfolgreich transformiert hat.
Cartaseta heisst die Firma, wobei der Firmenname wohl nur wenigen geläufig ist. Aber: Cartaseta steckt in vielen Toilettenpapieren. Die Solothurner Firma produziert nämlich WC-Papier für alle Detailhändler, Migros, Coop, Aldi und Lidl. Nebst Toiletten- und Haushaltspapier stellt Cartaseta auch Servietten her.
Das Erfolgsrezept von Cartaseta: Mit einer neuen Strategie hat sich das Unternehmen vom Produzenten von Halbfabrikaten zu einem führenden Hygienepapierlieferanten entwickelt. Heute ist sie die einzige WC-Papier-Fabrik der Schweiz und liefert über 80 Prozent ihrer Produktion als Fertigware an den hiesigen Detailhandel – trotz eines Preisrückgangs von über 30 Prozent.
In den letzten Jahren wurden 30 Millionen Franken in die Modernisierung investiert. Heute arbeiten fast doppelt so viele Leute in Gretzenbach als noch 2005, nämlich 113 Angestellte.
40 Kilometer Papier auf der Rolle
Die Fabrik liegt an der Aare, direkt neben dem AKW Gösgen. Einen Teil des Wasserdampfs des Kraftwerks benutzt Cartaseta für die Papierproduktion. Die Maschinen laufen rund um die Uhr, erzählt Geschäftsführer Roberto Todaro auf dem Firmenrundgang.
Viele der Papieranlagen sind neu, die meisten automatisiert. Aus Altpapier und Zellstoffen aus Holz werden grosse Papierrollen produziert. «2.7 Meter breit und 40 Kilometer lang ist die zwei Tonnen schwere Mutterrolle», beschreibt Todaro das Startprodukt.
Zweilagiges Papier gibt es in der Schweiz gar nicht mehr. Dreilagig ist das Minimum.
Mit dünnem WC-Papier geben sich Herr und Frau Schweizer nicht zufrieden. «Zweilagiges Papier gibt es in der Schweiz gar nicht mehr. In südlichen Ländern ist das noch ein grösserer Markt. Das Schweizer Minimum ist dreilagig», so der Geschäftsführer. Exklusiv seien sechslagige Toilettenpapiere. Auch das stellt die Solothurner Firma her.
Einblick in die Produktion
Für mehrlagiges WC-Papier werden die Papierschichten in der Produktion zusammengeklebt und bei Bedarf bedruckt. Danach wird die 2.7 Meter breite Rolle zersägt in rund zehn Zentimeter breite Rollen. Diese gehen in den Verkauf.
Während der Corona-Pandemie, als WC-Papier gehamstert wurde, machte Cartaseta Sonderschichten, um die doppelte Menge zu produzieren. Auch heute laufe das Geschäft gut. Die Firma macht rund 57 Millionen Franken Umsatz im Jahr, vor allem dank Verkäufen im Inland.
Standort Schweiz als Vorteil
Warum wird das Produkt nicht im Ausland produziert? Die Transportwege seien hier sehr kurz, meint Geschäftsführer Todaro. Beim Toilettenpapier werde viel Luft transportiert. Lange Wege seien damit teuer. Zudem sei das Altpapier in der Schweiz besser als im Ausland. Und die Automation helfe mit, dass die Kosten nicht zu fest steigen würden.
Aktuell plant Cartaseta einen Ausbau der Fabrik. Das Wachstum im WC-Papier-Markt scheint für die Firma aus Gretzenbach also noch nicht fertig zu sein.