Wegen der Coronakrise sind Versammlungen verboten. Trotzdem planen die Gewerkschaften einen digitalen 1. Mai mit Online-Reden und Online-Diskussionen. Kann der Tag der Arbeit so funktionieren? Und könnte das sogar die Zukunft sein?
130-jährige Tradition
Schon seit 130 Jahren wird der Tag der Arbeit gefeiert. Ganz egal ob 1950, in den 1970er Jahren oder 2019: Am 1. Mai machen Menschen miteinander in der Öffentlichkeit auf die gewerkschaftlichen Anliegen aufmerksam. Dieses Jahr ist das anders.
Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia, ist aber überzeugt, den 1. Mai brauche es 2020 mehr denn je: «Arbeit und Solidarität sind unsere zentralen Themen. Und diese Themen waren in den vergangenen Wochen und werden in den kommenden Wochen ganz zentral sein: Der Umgang mit der Gesundheit am Arbeitsplatz oder wie organisieren wir die Arbeit. Das sind zentrale gewerkschaftliche Themen», sagt Alleva.
Deshalb planen die Gewerkschaften für den Tag der Arbeit virtuelle Reden, Diskussionsrunden und Livestreams.
Digitale Veranstaltung
Ein digitaler 1. Mai ist für Roberto Zanetti schwer vorstellbar. Der Solothurner SP-Ständerat feiert diesen Tag seit fast 40 Jahren und hat schon Dutzende Reden gehalten.
Dennoch sieht der Arbeitersohn in der Coronakrise eine Chance: «Vielleicht sollten sich alle Menschen ein bisschen darauf besinnen, wer alles dazu beiträgt, damit unsere Gesellschaft einigermassen rund läuft. Und wer besonders in den Krisenzeiten dazu beiträgt. Und das sind nicht nur die Leute, die heute im Homeoffice sitzen.»
Die digitalen Medien sind wichtig, aber das Gemeinsame, die soziale Vernetzung, die bleibt wichtig für die Menschen.
Der 1. Mai findet also trotz Coronakrise statt – digitalen Hilfsmitteln und sozialen Medien sei Dank. Das soll aber eine Ausnahme bleiben, denn das sinnliche Erlebnis fehle, sagt Zanetti. Auch Alleva meint: «Die digitalen Medien sind wichtig, aber das Gemeinsame, die soziale Vernetzung, die bleibt wichtig für die Menschen.»
Der Tag der Arbeit wird dieses Jahr vermutlich ein «digitaler Ausreisser» sein in der langen Tradition der 1.-Mai-Feiern.