Innerhalb eines Jahres ist laut dem Bundesamt für Statistik das Preisniveau im Baugewerbe in der Schweiz um fast acht Prozent angestiegen. Das merkt auch Bauunternehmer Hansueli Rauber aus Reichenbach im Berner Kandertal: «Isolationsmaterialien sind fast monatlich zwischen drei und acht Prozent hochgegangen, wir hatten beim Armierungsstahl eine Verdoppelung des Preises, Küchengeräte sind nicht mehr lieferbar.»
Im Hinblick auf einen Hausbau mit festgelegten Baukosten kaufe Rauber jetzt bereits Materialien und lagere sie ein, um allfällige Teuerungen und Lieferproblemen aufzufangen. Denn der Bauunternehmer soll für Verena und Peter Zumkehr aus Mitholz in Aeschiried ein neues Haus bauen. Die beiden müssen aus Mitholz wegziehen, weil dort das Verteidigungsdepartement VBS das explosive, alte Munitionsdepot der Armee räumen will.
Die letzte VBS-Offerte reicht nicht aus für das Haus.
Die steigenden Preise im Baugewerbe setzen Rauber unter Druck. Was Baumaterialien in einem Monat kosten, weiss er nicht. Darum kauft der Bauunternehmer diese bereits jetzt – zu einem Preis, den er kennt. Und auch für Verena und Peter Zumkehr ist wichtig, dass ihr künftiges Haus nicht teurer wird.
Das VBS kauft ihnen ihr altes Haus in Mitholz ab. Mit diesem Geld sollten sie sich das neue Heim leisten können, doch das Angebot aus Bundesbern allein deckt die Kosten nicht: «Die letzte Offerte reicht nicht aus für das Haus», sagt Peter Zumkehr. Die Summe sei zwar fair, aber der Betrag zu tief. In den Neubau fliesst daher auch eigenes Geld, sagt der 80-Jährige.
Doch mit der Teuerung auf dem Bau schmilzt auch der Wert des Betrages, den sie vom VBS erhalten, theoretisch laufend. Um nicht noch mehr eigenes Kapital einschiessen zu müssen, solle das VBS die Teuerung abfedern, sagen Zumkehrs, und stossen damit auf offene Ohren bei der Behörde.
Teuerung sorgt auch beim VBS für Mehrkosten
Es werde wegen der Teuerung bei den Ersatzhäusern für jene, die aus Mitholz wegziehen müssten, nach einer Lösung gesucht, sagt Adrian Götschi, der beim VBS das Räumungsprojekt leitet: «Deshalb wollen wir unsere Regeln diesbezüglich ergänzen, damit wir hier auch bei der galoppierenden Teuerung fallweise faire Angebote aufrechterhalten können.»
In gewissen Fällen könnte das VBS also die mit Mitholzern vereinbarten Kaufbeträge noch erhöhen. Doch man wolle damit keinen Anreiz schaffen, dass die Leute zu einem späteren Zeitpunkt wegziehen, so Götschi. «Ich würde nicht sagen, dass es mehr gibt, weil entsprechend eben das Geld zu einem späteren Zeitpunkt auch weniger Wert hat.»
Wir wollen unsere Regeln ergänzen, damit wir bei der galoppierenden Teuerung fallweise faire Angebote aufrechterhalten können.
Das VBS wird in der Summe also mehr Geld für Ersatzliegenschaften ausgeben als ursprünglich gedacht. Und die Bauteuerung betrifft auch das VBS selber: Damit die Räumung der Munition im alten Depot der Armee anlaufen kann, müssen in Mitholz erst riesige Schutzbauten für Schiene und Strasse gebaut werden.
Verschiebung der Depot-Räumung nicht günstiger
Auch das geht laut Projektleiter Götschi ins Geld: «Da ist mit teuerungsbedingten Kosten zu rechnen in einer dreistelligen Millionenhöhe.» Diese Fakten seien bekannt und es sei wichtig, dass ein solches Projekt zur Realisierung in Kenntnis eines möglichen Kostenanstiegs beschlossen werde.
Würde die Räumung des alten Munitionsdepots Mitholz verschoben werden, käme das auch nicht günstiger. Noch bevor die Teuerung auf dem Bau so stark wurde, wurden die dafür geschätzten Kosten auf 500 bis 900 Millionen Franken beziffert.