Während Monaten gehörten sie zum Alltag: Schutzmasken. Ende März fällt die Maskenpflicht nun auch im öffentlichen Verkehr und in Gesundheitseinrichtungen. Schweizer Maskenhersteller rechnen darum ab sofort mit deutlichen Bestellrückgängen und fahren ihre Produktion zurück.
Dies zeigt das Beispiel der Firma Wernli: Beim aargauischen Unternehmen läuft die Maskenproduktion bald nur noch auf Sparflamme.
Noch 5 statt 20 Millionen Masken pro Monat
Statt dem Zwei-Schicht-Betrieb gibt's künftig nur noch eine Schicht. «Im Zuge dessen werden wir dann leider auch einen Teil unserer temporären Mitarbeitenden nicht mehr weiter beschäftigen können», sagt Verkaufsleiter André Göttmann. Derzeit sind es noch 70, in Zukunft werden es deutlich weniger sein.
Das Kerngeschäft von Wernli sind nicht Masken, sondern Verbandsstoffe. Das Unternehmen ist zu Beginn der Pandemie in die Bresche gesprungen, als Masken knapp waren. Innert weniger Monate hat Wernli die Produktion hochgefahren, auf 20 Millionen Stück pro Monat. Derzeit sind es noch 5 Millionen monatlich.
Fehlende Planbarkeit ist die grösste Knacknuss
Auch das Ostschweizer Unternehmen Flawa rechnet mit starken Rückgängen. Das Masken-Geschäft sei kaum planbar, sagt CEO Claude Rieser. «Es ist unglaublich schwierig, die richtigen Materialvorräte zu haben, den korrekten Personalbestand, um eine Lieferfähigkeit zu gewährleisten.»
Es ist unglaublich schwierig, die richtigen Materialvorräte und den korrekten Personalbestand zu haben.
Zu Beginn der Pandemie hatte Flawa zwei Maschinen in Betrieb genommen, mit Unterstützung des Bundes und des Kantons Zürich: So garantierte die öffentliche Hand Flawa, eine gewisse Anzahl Masken zu kaufen. Inzwischen bestehen diese sogenannten Abnahmeverträge nicht mehr. Die Maschinen gehören Flawa und sind noch immer im Einsatz – wenn auch auf sehr tiefem Niveau, so Rieser.
Personalkosten verteuern Schweizer Masken
Denn viele Apotheken, Spitäler und vor allem der Detailhandel haben Masken in Asien eingekauft. Die längerfristige Lieferlücke, wie sie zu Beginn der Pandemie befürchtet wurde, blieb aus. Die Konkurrenz ist gross. Claude Rieser, CEO von Flawa, sagt: «Waren die Rohmaterialpreise zu Beginn noch sehr hoch und das weltweit, so sind die über die letzten Monate zurückgegangen. Das führt dazu, dass der Personalanteil in den Herstellungskosten stärker steigt. Und das macht dann eben den Länder-Unterschied viel grösser.»
In anderen Worten: Die Personalkosten machen die Schweizer Masken im Vergleich teurer. Flawa setzt darum auf eine Nische: Transparente FFP2-Masken, die Lippenlesen ermöglichen. Und auch Wernli will die Produktion am Laufen halten. Das Unternehmen hat mit einigen Spitälern Abnahmegarantien ausgehandelt.
Maskenproduzenten fordern Abnahmegarantien
Die hiesigen Unternehmen – es sind ein paar wenige – könnten die nötigen Masken liefern, sagt Verkaufsleiter André Göttmann von Wernli: «Die Schweizer Produzenten könnten ausserhalb der Pandemie und auch während der Pandemie, wo der Bedarf etwa das Zehnfache ist, diesen vollumfänglich decken. Aber dazu braucht es eben einen Grundsatzentscheid. Das heisst, eine Grundauslastung, dass diese Produktionskapazitäten auch betrieben werden und vorrätig sind für den Fall, dass der Bedarf eben wieder steigt.»
Schweizer Produzenten könnten den Maskenbedarf vollumfänglich decken.
Aus Sicht der Unternehmen bräuchte es Massnahmen, wie etwa Abnahmegarantien von Spitälern, damit die Produzenten ihre Maschinen und das Personal längerfristig halten können. Die Maskenproduzenten haben beim Bund darum ein Konzept zur Versorgungssicherheit eingereicht. Eine Antwort steht noch aus.