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Welt-Alzheimer-Tag Wenn die kleinen Dinge zum Problem werden

Die Diagnose Demenz ist einschneidend – für Betroffene und Angehörige. Jetzt fordern Organisationen mehr Unterstützung.

Zuerst vergisst man das eine und das andere. Oft merkt man es nicht selbst, sondern zuerst stellt die Umwelt Veränderungen fest: Die Alzheimer-Krankheit, die am meisten verbreitete Form von Demenz, kommt schleichend. Mit der Zeit verändert sie das Leben von Betroffenen und Angehörigen vollständig.

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«Es sind die kleinen Dinge, die mit Alzheimer zum Problem werden», sagt Nadine Haldemann aus Belp bei Bern. Ihr Mann leidet an Alzheimer. Alltägliche Dinge bereiten ihm Mühe – etwa den Gürtel vor dem Waschen aus den Jeans-Schlaufen auszufahren oder die Hose von aussen nach innen zu wenden. Im Alter von 56 Jahren erhielt der Mann der 49-Jährigen Bernerin die Diagnose. Es sei ein Schock gewesen. Für beide.

Ich muss zuschauen, wie mein Mann langsam verschwindet. Das tut sehr weh.
Autor: Nadine Haldemann Ehefrau eines Alzheimer-Patienten

Demenz sei eine «sehr brutale Krankheit», sagt Nadine Haldemann. «Einerseits für den Betroffenen, der merkt, dass seine Fähigkeiten schwinden. Aber auch für die Angehörigen: Ich muss zuschauen, wie mein Mann langsam verschwindet. Das tut sehr weh.»

Verdoppelung der Demenz-Fälle erwartet

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Aus Anlass des Welt-Alzheimer-Tages fordern nationale Dachorganisationen bessere Rahmenbedingungen für Prävention, Erforschung und Behandlung von Alzheimer und anderen Demenzformen. Derzeit leben rund 146'500 Menschen mit Demenz in der Schweiz. Die meisten davon sind an Alzheimer erkrankt. Diese Zahl werde sich in den kommenden drei Jahrzehnten verdoppeln, schreiben Alzheimer Schweiz , Swiss Memory Clinics sowie die Stiftung Synapsis in einer Mitteilung. Demnach werden in der Schweiz im Jahr 2050 rund 315'000 Menschen mit Demenz leben. Eine solche Zunahme könne das heutige Betreuungs- und Versorgungssystem nicht bewältigen. Bereits heute verursachen Demenzen jährliche Kosten von rund 11.8 Milliarden Franken, wovon die Angehörigen rund 5.5 Milliarden Franken durch unbezahlte Betreuungs- und Pflegeleistungen übernehmen. (sda)

Durch die Krankheit des Mannes änderte sich für das Paar vieles: Er verlor seine Stelle, war fortan zu Hause, sein Einkommen fiel weg. Nadine Haldemann ihrerseits arbeitet jetzt Vollzeit, muss daneben den Haushalt praktisch allein führen und auch ihren Mann betreuen. Es sei eine grosse Belastung, sagt sie.

Das Leben wird völlig umgekrempelt

Als Angehörige befinde man sich in einem Spannungsfeld, das nicht immer einfach zu ertragen sei. «Man ist sehr stark auf ein gutes Umfeld und Unterstützung angewiesen.» Allzu viel laste auf den Schultern der Angehörigen, sagt Nadine Haldemann.

Dies ist auch der Befund von Alzheimer Schweiz. An einer Medienkonferenz heute fordert die Organisation mehr finanzielle Unterstützung für die Leistungen der Angehörigen: Die Betreuung müsse anerkannt und finanziell abgegolten werden.

Wenn man sich dagegen wehrt, wird es noch viel schlimmer.
Autor: Nadine Haldemann Ehefrau eines Alzheimer-Patienten

Dies wäre natürlich auch für Nadine Haldemann eine grosse Entlastung. Weil ihr Mann Alzheimer hat, ist ihr Leben nicht mehr dasselbe: Die gemeinsamen Hobbys wie Töfffahren und Golf spielen mussten sie aufgeben.

Vieles, das man zusammen und Spass gemacht habe, sei nicht mehr möglich. «Das muss man akzeptieren. Denn wenn man sich dagegen wehrt, wird es noch viel schlimmer.»

SRF 4 News, Rendez-vous vom 21.9.2021, 12:30 Uhr

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