Zuerst vergisst man das eine und das andere. Oft merkt man es nicht selbst, sondern zuerst stellt die Umwelt Veränderungen fest: Die Alzheimer-Krankheit, die am meisten verbreitete Form von Demenz, kommt schleichend. Mit der Zeit verändert sie das Leben von Betroffenen und Angehörigen vollständig.
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«Es sind die kleinen Dinge, die mit Alzheimer zum Problem werden», sagt Nadine Haldemann aus Belp bei Bern. Ihr Mann leidet an Alzheimer. Alltägliche Dinge bereiten ihm Mühe – etwa den Gürtel vor dem Waschen aus den Jeans-Schlaufen auszufahren oder die Hose von aussen nach innen zu wenden. Im Alter von 56 Jahren erhielt der Mann der 49-Jährigen Bernerin die Diagnose. Es sei ein Schock gewesen. Für beide.
Ich muss zuschauen, wie mein Mann langsam verschwindet. Das tut sehr weh.
Demenz sei eine «sehr brutale Krankheit», sagt Nadine Haldemann. «Einerseits für den Betroffenen, der merkt, dass seine Fähigkeiten schwinden. Aber auch für die Angehörigen: Ich muss zuschauen, wie mein Mann langsam verschwindet. Das tut sehr weh.»
Durch die Krankheit des Mannes änderte sich für das Paar vieles: Er verlor seine Stelle, war fortan zu Hause, sein Einkommen fiel weg. Nadine Haldemann ihrerseits arbeitet jetzt Vollzeit, muss daneben den Haushalt praktisch allein führen und auch ihren Mann betreuen. Es sei eine grosse Belastung, sagt sie.
Das Leben wird völlig umgekrempelt
Als Angehörige befinde man sich in einem Spannungsfeld, das nicht immer einfach zu ertragen sei. «Man ist sehr stark auf ein gutes Umfeld und Unterstützung angewiesen.» Allzu viel laste auf den Schultern der Angehörigen, sagt Nadine Haldemann.
Dies ist auch der Befund von Alzheimer Schweiz. An einer Medienkonferenz heute fordert die Organisation mehr finanzielle Unterstützung für die Leistungen der Angehörigen: Die Betreuung müsse anerkannt und finanziell abgegolten werden.
Wenn man sich dagegen wehrt, wird es noch viel schlimmer.
Dies wäre natürlich auch für Nadine Haldemann eine grosse Entlastung. Weil ihr Mann Alzheimer hat, ist ihr Leben nicht mehr dasselbe: Die gemeinsamen Hobbys wie Töfffahren und Golf spielen mussten sie aufgeben.
Vieles, das man zusammen und Spass gemacht habe, sei nicht mehr möglich. «Das muss man akzeptieren. Denn wenn man sich dagegen wehrt, wird es noch viel schlimmer.»