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Wengen im Wandel W5 Luxury Suites: Neues Luxus-Resort in Wengen geplant

In Wengen soll ein Luxusresort mit 220 Betten entstehen – ein 84-Millionen-Projekt, das Chancen und Konflikte birgt.

Das beschauliche Bergdorf Wengen im Berner Oberland lebt seit über 100 Jahren vom Tourismus. Dank dem Lauberhornrennen ist der autofreie Ort weltberühmt. Doch Glamour suchte man hier – unter dem Jahr – vergeblich.

Nun hat der Wind gedreht: Die französische Hotelgruppe Beaumier hat auf diese Wintersaison hin mit dem sanierten Grand Hotel Belvedere das erste 5-Sterne-Hotel im Alpendorf eröffnet.

Neues Luxusresort in der Pipeline

Doch damit nicht genug: Wie SRF-Recherchen zeigen, ist ein weiteres grosses Luxushotelprojekt in der Pipeline. 84 Millionen Franken wollen Schweizer Investoren in das «W5 Luxury Suite Hotel» investieren, sieben Wohnhäuser mit 40 luxuriös ausgestatteten Appartements und insgesamt 220 Betten sind geplant.

Und dies auf der grünen Wiese im Gebiet Galliweidli, unterhalb des Waldes am Dorfrand von Wengen – in der Bauzone.

Hotelprojekt Wengen
Legende: Das «W5 Luxury Suite Hotel» umfasst die acht Gebäude mit den schwarzen Solardächern und soll in einer Bauzone im Gebiet Galliweidli (Pfeil) unterhalb des Waldrandes entstehen. Visualisierung: Plan4you

Es geht Schlag auf Schlag: Die Baupublikation ist Ende Dezember 2024 erfolgt, die Eröffnung ist bereits für 2028 vorgesehen. «Wir sehen Wengen als hochwertige, exklusivere Alternative zu Tourismuszielen in den Alpen wie Zermatt oder St. Moritz», schreibt der Vertreter der Investoren auf Anfrage von SRF.

Wir sehen Wengen als hochwertige, exklusivere Alternative zu Tourismuszielen in den Alpen wie Zermatt oder St. Moritz

Kernstück des Luxusresorts ist laut Betriebskonzept der Hotelbereich: Für die «anspruchsvollen Gäste» sind neben den Appartements zwei Restaurants und ein grosser Wellnessbereich mit Innenpool vorgesehen, die auch für die Bevölkerung zugänglich seien.

Grosse Nachfrage nach Luxusunterkünften

Das Konzept ist speziell. Denn das W5 ist kein gewöhnliches 5-Sterne-Hotel, sondern sieht hotelähnlich bewirtschaftete Wohnungen vor. Wohlhabende können die Appartements kaufen, müssen sie aber für eine bestimmte Anzahl Tage vermieten.

Wengen Dorf
Legende: Auch für Investoren ein attraktives Bijou: Wengen liegt auf 1300 Metern und ist nur per Bahn erreichbar. Archiv: Keystone/Peter Schneider

Sie dürfen die Appartements maximal 120 Tage im Jahr nutzen, davon 21 Tage in der Hochsaison. Mit diesem Konzept sollen laut Bauprojekt «kalte Betten» vermieden werden, welche in normalen Ferienwohnungen oftmals ein Problem sind. Und es soll ausländischer Kundschaft ermöglichen, trotz der «Lex Koller» eine Zweitwohnung in den Berner Alpen zu kaufen.

Die Nachfrage nach Luxusunterkünften in den Alpen sei in den letzten Jahren stark gewachsen, besonders bei wohlhabenden Reisenden, die nach «exklusiven Erlebnissen» suchten, schreibt der Investoren-Vertreter weiter. «Durch das Projekt werden rund zehn Prozent mehr Übernachtungen in Wengen generiert», ist der Investor überzeugt.

Gerade im Sommer ist die Nachfrage extrem hoch.
Autor: Rolf Wegmüller Tourismusdirektor Wengen

Wengen Tourismus stehe dem Projekt deshalb grundsätzlich positiv gegenüber, sagt Direktor Rolf Wegmüller. «Wenn es neue, warme und bewirtschaftete Betten im Ort gibt, ist das gut». Wengen sei derzeit extrem im Umbruch. Viele Hotels würden renoviert. «Gerade im Sommer ist die Nachfrage extrem hoch», sagt Tourismusdirektor Wegmüller.

Wie gross ist der Widerstand gegen das Bauprojekt?

Das hänge auch damit zusammen, dass die Jungfraubahnen mit der V-Bahn und dem Eigerexpress neue Bahnen gebaut haben, sagt Tourismusforscherin Monika Bandi von der Universität Bern. «In Wengen ist Drive drin, es wird in allen Bereichen investiert».

Wengen Hotel
Legende: 220 Betten in 40 Wohnungen: Das W5 soll Wengen zehn Prozent mehr Übernachtungen bringen. Visualisierung: Plan4you

Die Baubewilligung für W5 steht allerdings noch aus. Für das neue Luxusresort wurden auf den entsprechenden Parzellen einzelne Bäume und Büsche gefällt.

Projekt wurde in Vorprüfung teils negativ beurteilt

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Für Tourismusforscherin Bandi steht und fällt das Projekt mit den Persönlichkeiten, die es im Dorf vorantreiben. Wie gut diese auf die lokalen Gegebenheiten Rücksicht nehmen. Bei den Investoren ist man zuversichtlich: «Die Rückmeldungen der Bevölkerung nach der ersten Information waren überzeugend.»

Im sogenannten Bauvoranfrageverfahren wurde das W5-Projekt hingegen teils negativ beurteilt, etwa vom Heimatschutz. «Entscheidend war laut dem Heimatschutz die durch den 'massiven Einschnitt, überhohe Stützmauern und Aufschüttungen' in das bestehende Terrain fehlende Landschaftsverträglichkeit des Voranfrageprojekts», schreibt das zuständige Regierungsstatthalteramt auf Anfrage.

Das heute vorliegende Projekt sei das Resultat der Vorprüfung im Zuge eines normalen Planungsprozesses, schreibt der Investoren-Vertreter dazu.

Das Bauprojekt gibt im Dorf zu reden: «Wenn etwas komplett neu gebaut wird, sorgt das für viel Diskussionsstoff im Dorf», sagt Rolf Wegmüller. Wie gross der Widerstand tatsächlich ist, wird sich nach Ablauf der Einsprachefrist Anfang Februar zeigen.

Präzisierung

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In einer ersten Version des Artikels hiess es, dass auf dem Grundstück des Luxusresorts Bäume gefällt werden müssen. Dies ist jedoch bereits bei Vorarbeiten geschehen, einzelne Bäume und Sträucher wurden auf der Parzelle nach Angaben der Investoren mit Zustimmung der Gemeinde Lauterbrunnen entfernt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 8.1.2025, 6.31 Uhr

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