Mit dem Zug ins Ausland zu fahren ist wesentlich klimafreundlicher als mit dem Flugzeug. Doch bei Online-Buchungen hapert es gewaltig bei der SBB. Das erfuhr etwa Konstantin Conrad. Er nervt sich, dass das Buchen von Zugbilletts so umständlich ist. Um ein Billett zu buchen, besuchte Conrad die Website der SBB und füllte mehrere Minuten lang ein Formular aus. Plötzlich erschien eine Meldung, er solle den Kundendienst anrufen oder an den Schalter kommen.
Kurzerhand wechselte der Berliner auf die Website der Deutschen Bahn. Dort hat Conrad die gewünschte Zugverbindung problemlos gefunden: «Sofort wurde der Preis angezeigt und ich konnte mit wenigen Klicks buchen: für 60 Euro von Stockholm nach Basel!»
Auch Karin Blättler kritisiert das Online-Buchungssystem der SBB bei Reisen ins Ausland. Es sei zu kompliziert, sagt die Präsidentin des Vereins Pro Bahn. Sie wollte für ihre achtköpfige Familie Billette in die Niederlande online buchen: «Nach fünf Personenangaben hiess es, ich solle mich an den Billettschalter wenden. Am Schalter hiess es, ich solle das zu Hause online bestellen.» Schliesslich beschwerte sich Blättler am Schalter – und bekam ihre Billette nach Hause geschickt.
Nach fünf Personenangaben hiess es, ich solle mich an den Billettschalter wenden. Am Schalter hiess es, ich solle das zuhause online bestellen.
Zu diesem konkreten Fall sagt SBB-Sprecherin Ottavia Masserini: «Unsere Kundenberaterinnen und -berater beantworten rund eine Million Anfragen pro Monat. Dass es dabei im Einzelfall nicht wunschgemäss klappt, ist ärgerlich – aber wo Menschen arbeiten, kann das passieren. »
Keine Billette ins Ausland per App
Wesentlich grösserer Handlungsbedarf besteht bei der App der SBB. Damit können gar keine internationalen Billette gekauft werden. Selbst die SBB ist darüber unglücklich. «Das Ganze ist im Moment nicht wirklich kundenfreundlich», sagt Masserini. «Wir wollen Kundenservice bieten und sind selber noch nicht zufrieden.»
Wir müssen mit unserer IT vorwärtsmachen. Das ist eine Priorität, welche wir absolut ernst nehmen und vorantreiben.
Deshalb will die SBB ihre mobilen Angebote verbessern. «Wir müssen mit unserer IT vorwärts machen. Das ist eine Priorität, welche wir absolut ernst nehmen und vorantreiben», sagt Masserini. Verbesserungspotenzial sieht sie aber nicht nur bei der SBB. «Auf europäischer Ebene muss man wichtige Schritte vorwärts machen. Vor allem jetzt, wo viele Leute nachhaltig reisen möchten.»
Es gibt Alternativen
Für internationale Billette gibt es kundenfreundlichere Alternativen. Solche verlinkt die Umweltorganisation Umverkehr auf ihrer Website. Ein Beispiel ist das Start-up-Unternehmen Simple Train. Aufgegleist wurde es von Linus von Brütten und Marius Portmann.
Dort melden sich Kundinnen und Kunden über einen Chat, in welchem sie schreiben, wann sie wohin reisen möchten. Anschliessend bekommen sie innerhalb von 24 Stunden einen Vorschlag. Wenn das Angebot passt, werden die Billette ausgestellt. Für die Beratung und Buchung kassiert Simple Train eine Gebühr.
Die zwei Studenten starteten das Projekt, weil ihnen das Buchen von Bahnreisen zu kompliziert war. Es sei extrem mühsam im Vergleich zu einer Flugbuchung, sagt Portmann. «Auch wenn ich keine Ahnung habe von Flugtickets, weiss ich bei einer Flugbuchung nach wenigen Minuten Bescheid über Reisedauer und Kosten.» Bei Zugbillette müsse man auf verschiedenen Plattformen nachschauen und der Preis folge erst ganz am Schluss – oder gar nicht.
Natürlich könnten auch Privatpersonen internationale Bahnbillette kaufen, sagt Portmann, «aber erst, nachdem sie sich mehrere Stunden damit auseinandergesetzt haben. Und das wollen viele nicht.» Es sind also noch einige Weichen zu stellen, bis alle rasch und unkompliziert buchen können.