In den Geburtssälen der Schweiz war es letztes Jahr stiller als auch schon: Gegen zehn Prozent weniger Babys kamen 2022 im Vergleich zum Vorjahr zur Welt.
Dies zeigen die Zahlen des Bundesamts für Statistik für die Monate Januar bis November. Sie sind zwar erst provisorisch, erfahrungsgemäss werden noch einige Geburten nachgemeldet. Der Trend ist aber deutlich.
Dass es weniger Geburten gab, spürten die Geburtseinrichtungen. Und zwar massiv. Etwa im Kanton Bern. Hier haben Kliniken teilweise gegen 18 Prozent weniger Geburten durchgeführt.
Das sind Gründe für die Baby-Baisse
Was sind mögliche Gründe für den Baby-Rückgang? Paare, die sich Kinder wünschten, hätten die Corona-Zeit 2021 fürs Kinderkriegen genützt.
«Der Kinderwunsch wurde so vorgezogen, diese Kinder kamen folglich 2022 nicht zur Welt», sagt Daniel Surbek, Chefarzt der Frauenklinik des Berner Inselspitals, zu SRF.
Die Pandemie und die dagegen getroffenen Massnahmen wie Homeoffice, Bewegungseinschränkungen und Änderungen des Freizeitverhaltens hätten offensichtlich dazu geführt, dass sich ab Herbst 2020 viele Paare dem Thema Kinderwunsch «intensiver gewidmet haben und die Reproduktion Fahrt aufgenommen habe». Dies hat zum Geburten-Peak im Jahr 2021 geführt.
Unfruchtbarkeit steigt nicht
Anlass zur Sorge, dass sich Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern häufen könnte, gebe es nicht. Die Fachleute stellen keine Zunahme an Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch fest.
«Wir sehen, dass Anfang 2023 die Geburtenrate wieder angezogen hat.» Er gehe davon aus, dass sich die pandemiebedingten Ausreisser im Laufe des Jahres wieder einpendle.
Coronavirus selbst hat keinen Einfluss auf Geburtenrate
Ausschliessen kann Chefarzt Surbek, dass die tiefe Geburtenrate mit der Covid-Impfung oder einer Corona-Infektion in einem Zusammenhang steht. Das sei genügend untersucht worden.
Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt ein ähnliches Bild in Deutschland: Dort ging die Anzahl der Geburten 2022 um acht Prozent zurück. Die Schweiz ist punkto Baby-Baisse also kein Sonderfall.