«Dass der eingesparte Betrag an Invaliditäts-Renten so hoch ist, hat uns überrascht», sagt der Präsident der IV-Stellen-Konferenz, Florian Steinbacher, im Interview mit SRF. Erstmals hat der Verbund aller kantonaler IV-Stellen berechnet, wieviel Rentenleistung mit Wiedereingliederung heute bereits eingespart wird. Die erstmaligen Berechnungen zur «Wirtschaftlichkeit der 4., 5. und 6. IV-Revision» liegen SRF exklusiv vor.
Einsparungen «konservativ berechnet»
Steinbacher bestätigt: «Seit 2004 konnten wir durchschnittlich 766 Millionen Franken an Rentenzahlungen einsparen – jedes Jahr. Insgesamt sind dies rund 10 Milliarden Franken.» Die Verwaltungskosten der Behörden für die Wiedereingliederung ist in diesen Zahlen bereits mit einberechnet. Laut einem externen Gutachten des Versicherungsinstitutes der Universität St. Gallen, sind die Zahlen der kantonalen IV-Stellen sogar noch «konservativ berechnet».
IV-Behörden personell am Anschlag
Doch laut Fachleuten sind viele IV-Stellen personell so am Limit, dass die Wiedereingliederung darunter leide. Steinbacher: «Wir haben seit 2013 einen Anstellungsstopp bei den IV-Stellen und gleichzeitig 30 Prozent mehr Anträge für eine Invalidenversicherung.»
Deshalb fordert die Vereinigung der kantonalen IV-Stellen mehr Personal – damit die Wiedereingliederung von Rentenbezügern zurück in den Arbeitsmarkt gestärkt werden kann.
SVP-Politiker: «Mehr Effizienz statt Personalausbau»
Sozialpolitiker und SVP-Ständerat Alex Kuprecht ist trotz der jährlich eingesparten 766 Millionen skeptisch. Kuprecht: «Die Invalidenversicherung muss enger mit dem Gewerbe zusammenarbeiten, damit Betroffene nicht aus dem Arbeitsmarkt fallen. Bevor wir diese Effizienzsteigerung bei der IV-Behörde nicht haben, braucht es meines Erachtens nicht mehr Stellen.»
Am 12. und 13. August wird die 7. IV-Revision in der zuständigen Ständeratskommission debattiert und damit auch die zukünftigen finanziellen Mittel für Wiedereingliederung.
Unternehmer: «Jeder hat eine zweite Chance verdient»
Der Volketswiler Unternehmer Urs Keller hat schon mehrere IV-Bezüger angestellt und in die Hauswartungsfirma Liuma integriert. Er appelliert an andere Firmen, ihre soziale Verantwortung war zu nehmen. Keller sagt gegenüber SRF: «Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient um zu arbeiten und retour ins Leben zu kommen. Als Unternehmer kann ich die Wiedereingliederung von IV-Bezügern empfehlen.»