- In Zürich soll auf den meisten Strassen künftig Tempo 30 gelten.
- Damit soll die Bevölkerung vor übermässigem Strassenlärm geschützt werden, heisst es in einer Mitteilung des Stadtrats.
- Die Umsetzung der neuen Verordnung soll etappenweise erfolgen. Den genauen Ablauf will der Stadtrat später bekannt geben.
Auf gut der Hälfte der Stadtzürcher Strassen gilt bereits Tempo 30, vor allem in den Wohnquartieren, wie das auch in anderen Städten wie Bern oder Basel der Fall ist. Nun sollen in Zürich weitere grössere Strassen dazukommen, wie die zuständige Stadträtin Karin Rykart (Grüne) sagt. «Neu hat der Stadtrat entschieden, dass man auch auf ÖV-Strecken Tempo 30 prüft, damit man die Menschen vom Lärm entlasten kann.»
Denn die Temporeduktion verringere den Strassenlärm um drei Dezibel und das sei für das menschliche Ohr nur noch halb so laut. Tempo 30 auf Hauptverkehrsachsen bedeutet aber auch, dass Linienbusse langsamer fahren müssen. Und das führt zu längeren Fahrzeiten für ÖV-Nutzerinnen und Nutzer. Das sei der Stadtregierung klar, sagt Rykart.
Flankierende Massnahmen nötig
Damit man diese Verlustzeiten kompensieren könne, würden flankierende Massnahmen geprüft – etwa die Optimierung von Lichtsignalanlagen, eigene Fahrspuren und Fahrbahnhaltestellen.
Wenn man jetzt auf den Hauptstrassen ebenfalls 30er-Zonen einrichtet, dann wird manch einer sich Schleichwege durch die Quartiere suchen.
Trotz dieser flankierenden Massnahmen spricht der Stadtzürcher SVP-Präsident Mauro Tuena von einer «Nonsens-Idee», die die Quartierstrassen zusätzlich belaste. «Man hat immer gesagt, man macht dort 30er-Zonen, wo die Leute schlafen, und auf den Hauptverkehrsachsen bleibt es bei 50 km/h.»
Wenn man nun aber auf den Hauptstrassen ebenfalls 30er-Zonen einrichte, dann werde manch einer sich Schleichwege durch die Quartiere suchen, glaubt Tuena. «Und das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders.»
VCS zufrieden mit der Lösung
Die Stadt betont, Tempo 30 solle nur auf jenen Hauptstrassen eingeführt werden, an denen auch Leute wohnten. Etwa 105’000 Anwohnerinnen und Anwohner sollten so neu vom Lärm entlastet werden. Auf den anderen Hauptverkehrsachsen solle weiterhin Tempo 50 gelten.
Das sei ein pragmatisches Vorgehen, sagt Markus Knauss vom linken Verkehrsclub VCS Zürich. «Es ist für uns zentral, dass jetzt vor allem dort schnell Tempo 30 kommt, wo viele Leute wohnen. Auf Strassen, an denen niemand wohnt, ist es uns relativ egal, wie schnell gefahren wird.»
Auch Städte wie Bern, Basel oder Zug haben in den letzten Jahren vorwärtsgemacht in Sachen Tempo 30 – gegen den Widerstand von bürgerlichen Parteien und Automobilverbänden wie dem ACS.
In Zürich sind Einsprachen gegen die neuen Tempo-30-Zonen zu erwarten. Allerdings hatten diese in der Vergangenheit jeweils wenig Erfolg. So hat das Bundesgericht verschiedene Beschwerden abgewiesen und den Lärmschutz höher gewichtet. Es dürfte darum schwierig sein, den Tempo-30-Boom in den Städten noch zu bremsen.
Hinzu kommt: Bis Ende 2022 müssen überall in der Schweiz die Grenzwerte der Lärmschutz-Verordnung zum Umweltschutzgesetz eingehalten werden.