Eine Vorstellung von betreutem Wohnen hat man ja. Aber, was umfasst es genau? Curaviva-Direktor Daniel Höchli vom Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf definiert es so: «Eine barrierefreie Wohnung, in der man sich bei eingeschränkter Mobilität gut bewegen kann. Dazu braucht es einen 24-Stunden-Dienst von Fachpersonen, die im Notfall schnell helfen können. Dazu kommen Leistungen, die bezogen werden können.»
Es braucht eine barrierefreie Wohnung, einen 24-Stunden-Notfalldienst und allgemeinen Service.
Es sind Leistungen wie Frühstück oder Vollpension, Pflege, Einkäufe erledigen, Wäsche waschen, Wohnung putzen. Je nach Anbieter ist das Angebot unterschiedlich.
Kosten zwischen 2400 und 9900 Franken monatlich
Das mache Vergleiche schwierig, sagt Kilian Künzi vom Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS), das die Kosten des betreuten Wohnens untersucht hat. Er hat dabei vier unterschiedliche Pflege- und Betreuungsstufen berechnet.
Künzi kommt zum Schluss, dass das betreute Wohnen für Menschen, die weniger Unterstützung brauchen, rund 2400 Franken pro Monat kostet. Wer sehr viele Leistungen beanspruche, müsse rund 9900 Franken pro Monat bezahlen. Da sei es schon fraglich, ob das Pflegeheim nicht die günstigere Lösung sei: «Wenn rund um die Uhr ein hoher Pflegebedarf besteht, hat das Heim sogar teilweise Vorteile.»
Wenn dadurch vorzeitige Heimeintritte vermieden werden können, rentiert das.
Dennoch kommt Künzi zum Schluss, dass betreutes Wohnen finanziell interessant ist: «Wenn dadurch vorzeitige Heimeintritte vermieden werden können, rentiert das.»
Es gibt keine aktuellen Zahlen, wie viele Menschen aktuell betreut wohnen. Laut einer Untersuchung von 2015 existierten damals landesweit 16'000 entsprechende Wohnungen. Seither dürften es mehr sein, schätzen die Fachleute.
Der Haken: keine Ergänzungsleistungen
Curaviva-Direktor Höchli geht davon aus, dass betreutes Wohnen einem Bedürfnis entspricht. Der Haken sei die Finanzierung für weniger begüterte Menschen: «Das Angebot ist heute noch nicht so entwickelt, weil es für jene nicht zugänglich ist, die nicht aus eigenen Mitteln bezahlen können. Denn die Ergänzungsleistungen fehlen, auf die ärmere Personen im Pflegeheim Anspruch haben.
Betreutes Wohnen wird fast in allen Kantonen nicht durch Ergänzungsleistungen gedeckt. Dies soll sich nach dem Willen der eidgenössischen Räte ändern. Sie haben einen entsprechenden Vorstoss an den Bundesrat überwiesen.
BSV: Steuerung wie Pflegebereich denkbar
Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) arbeitet an einer entsprechenden Gesetzesänderung. Direktor Stephane Rossini steht den Vorschlägen aus der Studie positiv gegenüber. Die Autoren schlagen unter anderem vor, national geltende Anforderungen an die Angebote zu definieren.
Die Wohnungen müssen klar definiert werden. Die Frage nach einer Steuerung wie im Pflegebereich stellt sich.
«Deshalb müssen auch die Wohnungen klar definiert werden. Es stellte sich vielleicht auch die Frage nach einer Steuerung wie im Spital- oder Pflegebereich. Es gibt viele Herausforderungen», so Rossini. Er möchte bis 2022 eine Vorlage zuhanden des Bundesrats ausarbeiten.
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