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«Wer für Erdogans Reform stimmt, hat in der Schweiz nichts zu suchen»
Aus SRF 4 News aktuell vom 13.03.2017.
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«Blick» ermahnt Türken «Wer für Erdogan stimmt, kann nicht hier leben»

SRF: Warum mischt sich der Blick gerade in diese Debatte ein?

Christian Dorer: Der Bezug zur Schweiz ist in diesem Fall eindeutig: In der Schweiz leben rund 100‘000 Türken, die wahlberechtigt sind. Wir machen mit der heutigen Ausgabe auf den Widerspruch aufmerksam, dass wer hier von Freiheiten profitiert, in seinem Heimatland nicht diktatorische Verhältnisse befürworten kann.

Ein Thema aufzugreifen ist doch eine Sache, eine Abstimmungsempfehlung abzugeben aber eine ganz andere.

Der «Blick» gibt gelegentlich auch bei nationalen Vorlagen Abstimmungsempfehlungen ab. In diesem Fall ist die Schweiz indirekt ebenfalls betroffen. Die Türkinnen und Türken hier leben im freiheitlichsten Land der Welt. Da geht es einfach nicht an, dass sie dann für diktatorische Verhältnisse in der Heimat stimmen.

Darum geht es

  • Das Boulevard-Blatt «Blick» lanciert in seiner heutigen Ausgabe einen Aufruf die türkische Bevölkerung in der Schweiz.
  • Unter der Schlagzeile «Jetzt mischen wir uns ein» werden die Wahlberechtigten aufgefordert, das Referendum ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan abzulehnen.
  • «Stimmt Nein zu Erdogans Diktatur!», heisst es. Der Text ist in türkischer Sprache abgefasst, darunter steht eine deutsche Übersetzung.

Sie schreiben, wer in seinem Heimatland diktatorische Verhältnisse einführen will, soll auch dort leben. Heisst das: Wer in der Schweiz für Erdogans Reform stimmt, hat hier nichts zu suchen.

Ja, zugespitzt kann man das so sagen. Wir sind der Ansicht, wer hier leben will, muss auch für die Grundrechte der Schweiz einstehen. Und wer diktatorische Verhältnisse befürwortet, soll in dieser Diktatur leben.

Selbst Regimekritiker in der Türkei sind nicht damit einverstanden, dass türkische Veranstaltungen in der Schweiz abgesagt werden. Giesst der «Blick» da nicht Öl ins Feuer?

Nein, das sehe ich gar nicht so. Wir sind für Meinungsfreiheit und haben uns klar dafür ausgesprochen, dass diese Veranstaltungen stattfinden dürfen. Unser Brief an die Türken ist ein Diskussionsbeitrag, sehr sachlich gehalten. Das hat nichts mit Öl-ins-Feuer-Giessen zu tun.

Wie weit betreibt der «Blick» damit Politik und wie weit ist die Aktion Werbung in eigener Sache?

Selbstverständlich wollen wir, dass man über die Themen des «Blick» spricht. Aber hier geht es um ein sehr ernstes Thema. Das ist alles andere als ein Gag, sondern ein ernst gemeinter Brief verbunden mit der Hoffnung, dass die Türken gegen dieses Referendum stimmen.

Das Gespräch führte Rahel Walser

Legende:
Türkische Wähler in Westeuropa Anzahl der türkischen Wahlberechtigten für die türkischen Parlamentswahlen 2015. Hohe Wahlkommission der Türkei

Kritik aus der Türkei

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Das türkische Aussenministerium hat scharfe Kritik am «Blick» geäussert. Es forderte die Zeitung auf, bei der Berichterstattung über die Türkei die Regeln des «unparteiischen Journalismus» einzuhalten. «Ausserdem erwarten wir, dass Schritte unternommen werden, die die Respektlosigkeit gegenüber unserem Präsidenten wieder gutmachen.»

Christian Dorer

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Christian Dorer

Christian Dorer ist seit 1. Februar dieses Jahres Chefredaktor der Blick-Gruppe. Diese Funktion wurde erst im Zusammenhang mit der Neuorganisation des «Blick»-Newsrooms geschaffen. Ursprünglich sollte der 41-jährige Dorer Chefredaktor des «Sonntagsblick» werden. Zuvor war er Chefredaktor der «Aargauer Zeitung».

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