In den nächsten Tagen wird es von Tag zu Tag etwas wärmer. An Silvester soll es rekordverdächtig hohe Temperaturen geben, bis zu 19 Grad. Wo der Winter geblieben ist, sagt Felix Blumer von SRF Meteo.
SRF News: Wie kommt es, dass es an Silvester so warm werden könnte?
Felix Blumer: Wir liegen in einer Südwestströmung, in einer recht turbulenten Südwestströmung. Damit wird sehr warme Luft zu uns geführt. Mit dem Wind wird diese immer wieder durchmischt.
Die kalte, schwere Luft wird immer wieder vom Boden weggeblasen.
Die kalte, die schwere Luft kann sich am Boden nicht ansammeln, sondern sie wird immer wieder vom Boden weggeblasen. Dadurch gibt es von Tag zu Tag höhere Temperaturen.
Und wo wird es am wärmsten?
Wir erwarten die höchsten Temperaturen einerseits in den nördlichen Föhngebieten: Südföhn an Silvester und Neujahr. Darum könnten dort die Temperaturen womöglich knapp über 20 Grad hochgehen. Das erwarten wir auch in der Nordwestschweiz, dort mit dem sogenannten Juraföhn. Wenn der Südwestwind über den Jura bläst und dann hinunterstürzt – einerseits in Dellsberger Becken, andererseits in den Grossraum Basel – könnten die Temperaturen nahe an 20 Grad gehen.
Skigebiete und Schneesportfans warten sehnlichst auf Schnee. Vergebens?
Ja, fürs Erste sicher vergebens. So wie es jetzt ausschaut, müssen wir noch bis zum 7. oder 8. Januar warten, bis eine erste ausgeprägte Störung kommt und Niederschlag in grösserem Stil bringt, mit tieferen Temperaturen. Aber das ist noch so weit entfernt, dass man keine Garantie abgeben kann.
Dieses Jahr gab es schon Minustemperaturen, bis -20 Grad wurden stellenweise gemessen. Warum diese grossen Temperaturunterschiede in so kurzer Zeit?
Es ist generell typisch für diese Jahreszeit, dass wir grosse Temperaturunterschiede haben. Das ist das sogenannte Weihnachtstauwetter, und das Ganze ist auch physikalisch erklärbar. Zu Beginn des Monats Dezember stellt sich im Norden die Polarnacht ein. Damit kühlt es im Norden Skandinaviens sehr stark. Dann wird mit einer Ostströmung kalte Luft von Sibirien auf den Atlantik geführt.
Das sogenannte Weihnachtstauwetter ist physikalisch erklärbar.
Dort bilden sich dann in der Folge Tiefdruckgebiete. Diese Tiefdruckgebiete, die sich im Gegenuhrzeigersinn drehen, bringen umgekehrt vom Atlantik feuchte und sehr milde Luft Richtung den Kontinent voran. Das ist typisch für diese Jahreszeit und darum gibt es auch immer wieder sehr hohe Temperaturen, primär an Weihnachten, ab und zu auch an Neujahr.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Phänomen Weihnachtstauwetter eintritt, liegt bei ungefähr 70 Prozent. Danach kommt es darauf an: Stellt hinter dem Tiefdruckgebiet die Strömung auf Nordwest, dann kommt es kühl und dann gibt es Schnee. Kommt in der Altjahrswoche aber ein zweites Tief, dann bleibt es bei Südwestwind und dann ist auch das Neujahrswochenende sehr warm.
19 Grad an Silvester wäre ein neuer Rekord. Ein allfälliger neuer Rekord dürfte nicht allzu lange halten?
So weit möchte ich mich nicht hinauslehnen. Wenn man das Ganze nur auf einen Tag bezieht, dann steht es auf wackeligen Beinen.
Eine Eintagesstatistik ist immer heikel.
In den letzten Jahren war es nicht der 31. Dezember, sondern je nachdem schon der 30. Dezember oder dann der 1. Januar, der die hohen Temperaturen hatte. Von daher ist eine Eintagesstatistik immer heikel. Wir hatten schon um Weihnachten Temperaturen im Bereich über 20 Grad. Generell muss man aber sagen, dass seit der Jahrhundertwende die hohen Temperaturen auch in den Wintermonaten stetig zugenommen haben.
Das Gespräch führte Vera Deragisch.