Winterthur verbietet Whatsapp als Kommunikationsmittel für die Schulen. Datenschützer kritisieren schon länger, dass der Kurznachrichtendienst persönliche Daten sammelt und weiterleitet. Auch Beat Zemp, Präsident des Dachverbandes der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer, ist gegen Whatsapp an den Schulen.
SRF: Sind Sie für ein schweizweites Verbot an Schulen?
Beat Zemp: Ein schweizweites Verbot ist nicht durchsetzbar, weil niemand dieses Verbot für alle Schulen aussprechen könnte. Wir haben in der Schweiz Kantonshoheit, bei den Schulen auch Gemeindehoheit. Deswegen ist es wichtig, dass die Schulpflege in Winterthur dieses Verbot ausgesprochen hat. Es ist aber Sache jeder Schule und jedes Kantons hier eine Lösung zu finden. Wir sagen seit 2015: Whatsapp eignet sich nicht, für die schulische Kommunikation.
Warum eignet sie sich nicht?
Es werden Daten an Facebook geliefert, die im Adressbuch stehen. Man kann nicht alle Benützer dort fragen, ob sie damit einverstanden sind. Dazu kommt, dass ab Februar 2019 die fünfjährige Sperrfrist abgelaufen ist, in der man keine Werbung schalten konnte. In Zukunft ist es möglich, dass eben Instagram, Whatsapp und Facebook Messenger zusammengeschlossen und dann Nutzungsprofile erstellt werden. So kann den Whatsapp-Benutzern dann personalisierte Werbung zugespielt werden und das geht gar nicht für die Schule.
Alle diese Dinge müssen sauber geregelt sein – dann kann man auch einen Messenger-Dienst für die Schulen empfehlen.
Warum wollen Lehrkräfte überhaupt mit Eltern und Schülern in einer Kurznachrichten-Gruppe kommunizieren können. Man könnte auch zuhause anrufen.
Es ist halt bequem, wenn man eine Kommunikation zeitverschoben und gleich über eine ganze Gruppe machen kann – dafür habe ich Verständnis. Man könnte natürlich auch eine E-Mail schreiben, aber das ist sehr formal. Andererseits muss man sagen, dass Whatsapp letztlich ein Chat-Programm ist und wir nicht im Sinn haben, mit den Schülern, den Lehrpersonen und den Schulleitungen zu chatten. Es ist eine offizielle Kommunikation. Es braucht einen Messenger-Dienst, der wirklich den Datenschutzbedingungen entspricht. Es muss alles sauber geregelt sein und da eignet sich Whatsapp einfach nicht.
Welchen Messenger-Dienst würden Sie empfehlen?
Die kantonalen Datenschützer haben auf Alternativen verwiesen. Ich will jetzt hier kein Produkt nennen. Aber es ist so, dass mehrere Firmen – auch Start-up-Unternehmen – in der Schweiz diese Lücke entdeckt haben. Neue Lösungen kommen. Wichtig ist, dass die Daten wirklich geschützt sind, dass die Server in der Schweiz sind, dass die europäische Datenschutzgrundverordnung und das Mindestalter eingehalten werden. Alle diese Dinge müssen sauber geregelt sein – dann kann man auch einen Messenger-Dienst für die Schulen empfehlen.
Das Gespräch führte Andrea Jaggi.