Normalerweise ist im idyllischen Gebiet Bonern, nahe der Fräkmüntegg beim Pilatus, vor allem Vogelgezwitscher zu hören, doch Anfang September dominiert dröhnender Baulärm. Mitten im sonst fast unberührten Gelände ist ein Bagger aufgefahren. Er ist hier auf 1300 Metern über Meer, um ein trockengelegtes, ehemaliges Hochmoor wiederzubeleben und der Natur einen seltenen und wichtigen Lebensraum zurückzugeben.
Arbeiten von 1903 rückgängig machen
Der Bagger drückt mit seiner Schaufel zweieinhalb Meter lange Holzlatten in die Erde. Dicht aneinandergereiht ergeben sie eine sogenannte Spundwand. Diese funktioniert wie eine Art unterirdische Staumauer, die bei der Wiederbewässerung des ungefähr ein Hektar grossen Hochmoores helfen soll.
«720 Quadratmeter solcher Spundwände versenken wir hier im Boden», sagt Matthias Kaufmann. Er ist Betriebsleiter der Korporation Luzern, der das Gebiet Bonern gehört. Mithilfe des Kantons will sie das Hochmoor wiederbeleben. Eine aufwändige Arbeit, mit der ein Eingriff in die Natur rückgängig gemacht werden soll, der vor über 100 Jahren erfolgte.
Moor mit wichtiger Schutzfunktion
Damals zog dieselbe Korporation Entwässerungsgräben durchs Moor, um dieses trockenzulegen. Gleichzeitig wurden im Gebiet zirka 70 Hektaren Wald aufgeforstet. Dies alles geschah im Sinne des Hochwasserschutzes, da man im Tal unten, im luzernischen Kriens, Angst vor Überschwemmungen hatte.
Heute wisse man es besser, erzählt Raphael Müller, der Stadtoberförster der Korporation Luzern: «Das Moor erfüllt diese Schutzfunktion viel besser als der Wald.» Es wirke wie ein Schwamm, der das zusätzliche Wasser aufsaugt.
Über 1000 Jahre alte Torfschicht
Für die Renaturierung des Hochmoores braucht es allerdings mehr als Holzlatten in der Erde. Der Wald, der 1903 aufgeforstet wurde, musste wieder weg. Die Korporation hat darum 280 Fichten gefällt, bevor sie die Spundwände überhaupt versenken konnte.
Dank dieser Arbeiten sollte der Wasserspiegel von allein ansteigen und das Moor wiederbeleben. Die Torfschicht ist noch da. Sie ist vor der Trockenlegung über Jahrhunderte Millimeter für Millimeter gewachsen und heute trotz Trockenlegung nach wie vor zwei bis vier Meter dick. Mehrere 1000 Jahre alt soll sie sein.
Nebst dem Hochwasserschutz wirkt das wieder bewässerte Moor auch als CO₂-Speicher und kann so zum Klimaschutz beitragen. Ausserdem erhoffe man sich, dass seltene Tier- und Pflanzenarten mehr Platz erhalten, sagt Adrian Kempf, Leiter Wald-Biodiversität beim Kanton Luzern.
Lebensraum für das Auerhuhn
Zu diesen Arten gehört beispielsweise das Wollgras, der Sonnentau oder die Moor-Eidechse, und natürlich das Auerhuhn. «Dieser Vogel kommt nur noch selten vor», sagt Kempf. «In der gesamten Schweiz gibt es vielleicht noch 600 bis 700 Brutpaare.» Die Nordseite des Pilatus sei ein guter Lebensraum für das Tier.
Ein paar Wochen noch stört der Baggerlärm die wiederbelebte Idylle. Ende Monat dann sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und im Hochmoor Bonern wird es wieder deutlich ruhiger. Zum Vogelgezwitscher gesellt sich dann vielleicht schon bald der klickende Balzgesang des Auerhahns.